Mode ist bei Präsidentengattinnen wie auch bei den Ehefrauen der Vizepräsidenten traditionell ein wichtiges Thema – bietet sie doch Möglichkeiten, ohne Worte politische Statements zu setzen. Auch historisch betrachtet werden Frauen eher auf ihr Äusseres reduziert.
Ein ungeschriebenes Gesetz lautet, dass die First Lady das «menschliche Gesicht» der Regierung darstelle und neben Glamour auch Nähe, Empathie und Freundlichkeit ausstrahlen solle.
Bei Donald Trumps Amtseinführung sorgten nicht nur Trumps Aussagen und Musks Gesten für Aufsehen, sondern auch Melania Trumps Outfit. Mit dem dunkelblauen Kostüm und dem tief ins Gesicht gezogenen Hut wurde sie unter anderem als Mafia- oder Diktatorengattin bezeichnet. Auch Begriffe wie «Dark MAGA» und «Beerdigungs-Chic» fielen in den sozialen Medien. Unter anderem der Guardian berichtete darüber. Neben hämischen Kommentaren lobten aber auch viele ihr Outfit und bezeichneten es als elegant.
Bei der ersten Amtseinführung von Donald Trump im Jahr 2017 trat sie noch fröhlicher auf: Melania trug ein zeitloses hellblaues Kleid von Lauren mit farblich passenden Handschuhen und Pumps. Dies war eine Hommage an Jackie Kennedy, die als Modeikone in die Geschichte einging.
Durch die ganze Amtszeit hindurch trug Melania Trump eher europäische Marken wie Dolce & Gabbana oder Dior – möglicherweise ein Zeichen, dass sie nicht wirklich an einer aktiven Rolle der First Lady interessiert war. Ansonsten hätte sie auch junge amerikanische Designer durch ihre Outfitwahl gefördert.
Ein weiteres Problem, welches ihr Stylist Hervé Pierre verriet, war, dass viele Modehäuser Melania aufgrund der Politik ihres Mannes nicht mit Kleidern ausstatten wollten. Die Kleider wurden dann selbst eingekauft.
Das Outfit der diesjährigen Amtseinführung zeigt aber, dass sie nun eher bereit ist für das Amt der First Lady. Das blaue Kostüm von Adam Lippes, einem amerikanischen Designer, strahlt Stärke, Seriosität und Präsenz aus. Dies könnte dafür stehen, dass Melania die nächsten vier Jahre eine aktivere Rolle einnehmen möchte. Auch die Outfits der letzten Tage waren eher dunkler und strenger. Die Wahl eines amerikanischen Designers könnte eine Botschaft an all die Modehäuser sein, die sie in der ersten Amtszeit von Donald Trump verschmähten. Sie könnte aber auch das Ziel haben, amerikanische Designer mehr fördern zu wollen, wie es einst Michelle Obama vormachte.
Melania trug bei der Amtseinführung zu ihrem blauen Kostüm ausserdem einen Hut, welchen sie tief ins Gesicht zog. Auch dieser stammt von einem amerikanischen Designer, nämlich von Eric Javits. So lag über ihrem ganzen Gesicht ein Schatten und ihre Augen waren vor Kameras und Gästen geschützt. Im Gegensatz zu ihrem Look im Jahr 2017 strahlte sie eine bedrohliche Aura aus. Der Hut hinderte obendrein Donald Trump daran, sie auf die Wange zu küssen.
Der Hut sollte auf ein Outfit von Prinzessin Diana anspielen, welche in Neuseeland 1983 etwas Ähnliches trug. Diana strahlte damals jedoch Fröhlichkeit aus.
Im Gegensatz zu Melania war Jill Biden farbenfroh gekleidet. Sie trug eine Kombination in peppigem Blau-Lila. Schon bei der Vereidigung von Joe Biden trug sie einen blauen Mantel. Blau steht für Ruhe, Vertrauen, Neutralität und Klarheit.
Kamala Harris trug einen schwarzen Hosenanzug mit Reissverschlussdetails. Ihre Farbwahl könnte einerseits für Trauer stehen, andererseits für Strenge. Auch die Wahl eines Hosenanzugs könnte für Dominanz und Stärke stehen.
Donald Trumps älteste Tochter, Ivanka Trump, trug ein waldgrünes, klassisches Kostüm. Dies lässt vermuten, dass sie in den nächsten vier Jahren wieder mehr Präsenz an der Seite ihres Vaters zeigen wird.
Die Sanduhr-Silhouette war wohl gewollt. Dies erinnerte an Diors glamourösen New Look, der nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Ära der Mode einläutete.
Andere Stimmen verglichen Ivankas Look mit denen von Prinzessin Kate. Dies steht ein wenig für die ganze Trump-Dynastie, welche sich eher wie eine Königsfamilie zeigt als eine Präsidentenfamilie.
Wie Melania trug auch Ivanka ihre Haare geschlossen. Damit könnten die beiden beabsichtigt haben, nicht ihre Weiblichkeit in den Vordergrund zu stellen.
Anders handhabte es Usha Vance. Die Frau des Vizepräsidenten trug ein rosafarbenes Kostüm, kombiniert mit auffälligen Blumenohrringen, welches eher für Weiblichkeit steht. «The Guardian» betitelte sie als «populistische Prinzessin».
Ihr Mantel ist ein Design von Oscar de la Renta. Ein Schal, den sie absichtlich in den Taillengürtel steckte, sorgte für ein modisches Detail. Damit könnte sie zeigen, dass sie zukünftig modetechnisch mehr zeigen möchte, was sie kann. Auch die Wahl eines High-Fashion-Labels steht für die Hinwendung zu eher teureren Marken.
Bei der Amtseinführung von Bill Clinton trug Hillary ein sanftes rosafarbenes Outfit von Oscar de la Renta. 2017 trug sie einen cremefarbenen Hosenanzug von Lauren. Bei der diesjährigen Amtseinführung entschied sie sich für Marineblau, womit das Outfit ernster daherkommt als ihre vorherigen Looks. Dass ihre Wahl auf die britische Designerin Stella McCartney fiel, welche für Nachhaltigkeit steht, könnte ebenfalls ein politisches Statement sein und auf die Klimapläne von Trump abzielen.
Lauren Sanchez, die Verlobte von Jeff Bezos, trug ein weisses Ensemble mit sehr tiefem Ausschnitt, welcher den Blick auf ihren ebenfalls weissen Spitzen-BH freimachte. Der Blick von Mark Zuckerberg verirrte sich kurzzeitig darin. Welche Botschaft sie aussenden wollte, bleibt ein Geheimnis.
Auch die Männer warfen sich in Schale und trugen Anzug und Krawatte. Im Gegensatz zu Joe Biden, welcher mit seinem Einstecktuch eher dandyhaft daherkam, setzten die Männer auf Trumps Seite auf schlichte, maskuline, breitschultrige Anzüge.
Die wichtigste Person des Abends, Donald Trump, trug wie immer einen dunklen Anzug. Auch viele seiner Kinder trugen Looks in Dunkelblau.
Anders war jedoch Trumps Krawatte. Durch die Mischung aus Rot und Blau schimmerte sie violett. Die Wahl dieser eher dezenteren Krawatte sagt aus, er müsse sich nicht in den Vordergrund stellen, er sei bereits an seinem Platz.