Es ist der 30. Dezember 1989, als ein amerikanisches Märchen zerbricht. Im Luxus-Ski-Ort Aspen. Alle wissen, dass Donald seine Ivana schon lange mit Marla betrügt, man hat gesehen, wie sich Marla im Sommer auf Donalds 31-Millionen-Dollar-Yacht räkelte. Beide Frauen haben sich zwei Tage zuvor auf einer Party getroffen und sind einander höflich aus dem Weg gegangen. Doch an diesem Abend vor Silvester geht Marla (27) auf Ivana (40) los und sagt: «Ich bin Marla und ich liebe deinen Mann. Und du?» «Ich liebe ihn sehr», sagt Ivana. Jedenfalls in ihrer Überlieferung. Zeugen beschrieben damals den Wortwechsel der beiden rauer.
im neuen Jahr wird die Scheidung eingeleitet und 1991 finalisiert. Ivana Trump erhält unter anderem 14 Millionen Dollar, jedes Jahr mehrere Hunderttausend für die Kinder, das Recht, die Villa Mar-a-Lago jährlich für einen Monat zu benutzen, und das alleinige Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder Donald Jr., Ivanka und Eric.
Als sie gross genug für eine eigene Businesskarriere sind, übergibt sie die drei Donald mit den Worten: «Hier sind die fertigen Produkte. Du bist jetzt dran.» Und er macht aus seinen rich kids even richer kids. «Donald mag kein guter Ehemann für mich gewesen sein, aber er war seinen Kindern ein guter Vater», schreibt sie in ihren Memoiren «Raising Trump», die rechtzeitig zu seinem Amtsantritt erscheinen.
Auf ihre Kinder ist sie vorbehaltlos stolz. Sie seien keine verwöhnten Erben, die nur koksen und in Flugzeugen randalieren und denen man immerzu den silbernen Löffel aus dem Mund reissen möchte, schreibt sie. Politisch ist sie mit ihrem Ex-Mann auf einer Linie, auch sie würde die Mauer auf der Grenze zu Mexiko bauen.
Schon in den 80ern überlegt sich Donald Trump, der von Ivana den Übernamen «The Donald» verpasst bekommt, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Es sei die Idee «von Reagan oder irgendwem» gewesen, so Ivana. Doch das Geld der Trumps ist damals noch zu frisch und muss noch mindestens zehn Jahre bewirtschaftet werden. «Es gibt so viel zu tun», erklärt sie 1988 der «Vanity Fair», «wir haben in dieser Stadt (New York) fast eine Milliarde Dollar investiert. Wir können es nicht einfach auf ein Treuhandkonto legen und ins Weisse Haus gehen. Es würde in einer Sekunde den Bach runtergehen. Es ist zu jung, zu neu.»
Donald und Ivana sind von 1976 bis 1990 zusammen, sie lernen sich in einer Single-Bar in New York kennen, er besorgt ihr und ihren Freundinnen einen Tisch unter der Bedingung, dass er sich dazusetzen darf und fährt sie danach nach Hause. Sie ist Model und Profi-Skifahrerin, besitzt einen Master in Sportwissenschaften, redet fliessend Tschechisch, Russisch, Deutsch, Französisch und Englisch und hat sich durch die Ehe mit einem österreichischen Skilehrer einen Pass in den Westen erheiratet, raus aus der Tschechoslowakischen Republik, wo sie als «Ivana» eine Berühmtheit ist.
Nichts kommt gegen ihr Selbstbewusstsein an, auch nicht the Donald. Als sich die beiden begegnen, ist ihnen klar, dass sie sich gegenseitig etwas beweisen wollen. Trump dämmert, dass Ivana, die er 1977 in einer privaten Zeremonie heiratet, eine brillante Geschäftsfrau ist. Mathematik ist ihre grosse Leidenschaft – «Sie denkt und spricht in Zahlen wie ein platinblonder Computer», schreibt die «Vanity Fair». Und sie strahlt eine Art von Glamour aus, die den Amerikanern nicht ganz geheuer ist, und die sie sich nur unter dem Stichwort Ostblock erklären können.
Er bezeichnet sie als seinen Zwilling. Vertraut ihr die Aufsicht über die Bauarbeiten und die Inneneinrichtung des Grand Hyatt Hotels. Zehn Stunden verbringt sie täglich auf der Baustelle. Danach ist alles sehr golden und Donald bindet sie in die Planung und Betreuung seiner nächsten Bauprojekte ein.
Und er macht sie zur Direktorin seines Casinos in Atlantic City. Viermal die Woche fliegt sie mit einem Ivana getauften schwarzen Helikopter nach Atlantic City und arbeitet mit den harten Jungs aus der Geldspielszene. Abends ist sie wieder rechtzeitig zum Essen mit ihren Kindern in New York zurück, bevor es mit Donald auf eine Party von Menschen mit und unter Einfluss geht. Die Serie «Succession» verblasst dagegen.
Die New Yorker Elite wundert sich über ihren Kleiderstil, der als zunehmend ordinär gilt. Aber Ivana kauft nicht bei Dior, Ivana lässt sich ihre Kostüme von den Designern herstellen, die sonst die Casino-Showgirls in ihrem Casino ausstatten.
Donald und Ivana sind perfekte Geschäftspartner. Treu sein kann er ihr nicht. Doch erst die Schauspielerin Marla Maples, die nächste Mrs. Trump, vermag die Ehe zu sprengen. Später beschreibt Trump den Bruch mit Ivana als Folge einer typischen Midlife-Krise seinerseits. Der Skandal ist riesig, die amerikanische Boulevardpresse kennt wochenlang kein anderes Titelthema.
Danach ergreift Ivana die Flucht nach vorn, inszeniert sich als Celebrity, designt Mode, Schmuck und Parfums, schreibt Bestseller um Bestseller über das Leben und die Freiheit nach der grossen Liebe und widmet sich ganz den italienischen Männern. Zwei von ihnen wird sie noch heiraten, ein weiterer wird zu ihrem Liebhaber.
Vor neun Jahren beschreibt sie im «Guardian» unter dem Titel «Was ich im Spiegel sehe», dass sie das Alter bis zur letzten Möglichkeit bekämpfen wolle und nie ein Geheimnis aus ihren schönheitschirurgischen Eingriffen gemacht habe. «Ich denke, mein Gesicht und mein Körper spiegeln ein Leben wider, das ich genossen habe. Ich hatte meine Höhen und Tiefen, aber ich liebe meine Kinder und deren Kinder, und ich hatte ein gutes Leben.» Sie nennt sich nicht Grandma, sondern Glam-Ma.
Nun ist sie neun Monate nach ihrem vierten Mann, dem 23 Jahre jüngeren italienischen Model Rossano Rubicondi, gestorben. Die beiden heirateten 2008 in Mar-a-Lago, wo Donald Jr. Rubicondi mit Erschiessung drohte, wenn er seine Mutter jemals schlecht behandeln sollte. Ivana liess sich bereits 2009 wieder scheiden, doch die beiden führten für weitere zehn Jahre eine Immerwieder-Beziehung, er kochte für sie Pasta und verkleidete sich an Halloween als the Donald. Im Oktober 2021 stirbt er an Hautkrebs. Sie pflegt ihn in seinen letzten Monaten.
Nun ist die Frau mit der Vorliebe für Showgirl-Kostüme, Zahlen, Selbstbeweihräucherung und Skifahren (was den Italienern besonders Eindruck machte) ganz allein gegangen. In New York, der Stadt, deren Gesicht sie ein paar Jahre lang mitgestaltet hat. In dem Land, dessen wirtschaftliches und politisches (Miss-)Geschick wohl noch lange von ihren Kindern mitgetragen werden wird. Ivanas grösster Traum: dass Ivanka einst die erste Präsidentin im Weissen Haus wird.