Die Heuschnupfen-Saison ist auf ihrem Höhepunkt. Grund dafür ist der Beginn der Gräserblüte Anfang Mai. Denn auf die Gräserpollen in der Luft reagieren rund 70 Prozent der Pollenallergiker und Allergikerinnen allergisch. Doch in diesem Jahr klagen einige Allergiker weniger häufig.
Zum Beispiel ein Journalist eines TV-Senders, der im Mai üblicherweise starke Heuschnupfen-Symptome hat. Doch diesmal sind es deutlich weniger als in anderen Jahren. Der Journalist fragt deshalb seinen Arzt, woran das liegen könnte. Der gibt ihm eine überraschende Antwort: Das hänge wahrscheinlich mit der Dreifach-Impfung gegen Corona zusammen.
Gemäss dem Arzt hätten ihm mehrere Allergiker erzählt, dass sie weniger Symptome spürten. Hat die mRNA-Coronaimpfung also, wie vom Arzt erklärt, positive Nebenwirkungen? Professor Peter Schmid-Grendelmeier ist Leiter der Allergiestation am Universitätsspital Zürich und sagt dazu:
Ziel einer Impfung ist es, das Immunsystem so vorzubereiten, dass es auf den Angriff eines gefährlichen Virus mit Antikörpern und verschiedenen Abwehrzellen reagieren kann, um die Krankheit gar nicht entstehen zu lassen. Im Körper löst der Impfstoff somit verschiedene Reaktionen aus. «Durchaus möglich, dass bei einem Teil der Allergie-Patienten nach der Impfung Allergien wie Heuschnupfen beeinflusst werden, wobei sich das sowohl verbessern oder verschlechtern kann», sagt Schmid. Eine Studie gibt es dazu nicht.
Auf der Allergiestation am Universitätsspital melden sich logischerweise aber nur die Fälle mit vermehrten Beschwerden. Wer eine Verbesserung seiner Allergie-Situation spürt, geht natürlich nicht zum Arzt, der somit auch nichts über einen allfälligen positiven Nebeneffekt der Impfung für Allergiker erfahren würde. Deshalb kann Peter Schmid das Gerücht nicht aufgrund seiner Praxis beurteilen.
Die Stärke des Heuschnupfens könne auch durch andere Faktoren beeinflusst werden, zum Beispiel durch einen anderen Pollenflug, sagt der Allergie-Professor. Das Gerücht lässt sich somit weder bestätigen noch dementieren. Für eine Veränderung der Allergie müsse keine Impfung dahinter stehen, eine Allergie könne aus verschiedenen Gründen auf irgendeine Seite kippen. Beim einzelnen reicht schon die Spur eines Nüsslis, um einen allergischen Schock auszulösen.
Eine Auswirkung auf Allergien ist nicht nur durch die Impfung, sondern auch durch eine durchgemachte Covid-Infektion möglich. Auch diese könnte daher bei Allergikern eine Verbesserung oder Verschlechterung ihrer Empfindlichkeit erzeugen. Allerdings sind inzwischen die meisten Menschen geimpft und viele auch mit Omikron infiziert worden.
Ein möglicher Einfluss auf die Allergie von einer Infektion oder einer Impfung lässt sich somit kaum trennen. Peter Schmid vom Universitätsspital Zürich sagt: