Ein tragischer Unfall am Set des Westernfilms «Rust» in Santa Fé wirft ein Schlaglicht auf die Gefahren, die bei Dreharbeiten lauern: Der amerikanische Schauspieler Alec Baldwin (63) feuerte am Donnerstag eine Requisitenwaffe ab und tötete dabei die Kamerafrau Halyna Hutchins (42) und verletzte den Regisseur Joel Souza (48).
Solche Unfälle mit Schusswaffen beim Dreh sind allerdings eher die Ausnahme. Die meisten Todesopfer fordern Unfälle mit Fluggeräten – bei denen Helikopter die unrühmliche Rangliste mit Abstand anführen. Schauspielerinnen und Schauspieler gehören verhältnismässig selten zu den Opfern; Stuntmänner und -frauen oder Statisten trifft es öfter, wie diese unvollständige Liste zeigt.
Das wohl bekannteste Unglück mit einer Schusswaffe bei Dreharbeiten wurde dem Sohn des berühmten Schauspielers Bruce Lee, Brandon Lee, zum Verhängnis: Lee starb bei den Dreharbeiten zum Film «The Crow» (1993), der ihm den Durchbruch hätte bringen sollen. Der Hauptdarsteller kam ausgerechnet in der Todesszene ums Leben, als der Film-Bösewicht «Funboy», dargestellt von Michael Massee, einen Schuss auf ihn abfeuerte.
Die Waffe war zuvor für eine Nahaufnahme verwendet worden, wobei sich das Projektil verklemmte und nicht entfernt wurde. Als die Waffe in der fatalen Szene mit einer Platzpatrone abgefeuert wurde, wurde das Projektil herausgeschleudert und traf Lee. Der 28-jährige Schauspieler brach zusammen. Erst als er stöhnend liegenblieb, erkannte die Crew, dass etwas nicht stimmte. Lee starb zwölf Stunden später im Krankenhaus.
Ein anderer der seltenen Unfälle mit einer Schusswaffe ereignete sich in der Frühzeit des Kinos während der Dreharbeiten zum Film «The Captive» (1915). In einer Szene, in der eine verschlossene Tür aufgebrochen werden sollte, feuerten die Statisten mit scharfer Munition auf die Tür – Regisseur Cecil B. DeMille versprach sich davon realistischere Bilder. Danach mussten die Statisten ihre Waffen mit Platzpatronen laden, um die Szene zu filmen, in der die Tür schliesslich aufgebrochen wurde. Einer der Statisten beliess irrtümlich eine scharfe Patrone in seiner Waffe; der Schuss traf einen anderen Statisten, Charles Chandler, in den Kopf. Chandler starb sofort.
Die weiteren Unfälle folgen in chronologischer Reihenfolge:
Ebenfalls noch in der Stummfilmzeit kamen die Schauspielerin Grace McHugh (eigentlich Grace Forman) und der Kameramann Owen Carter bei einem Unfall ums Leben. Beim Dreh zum Film «Across the Border» (1914) sollte McHugh auf einem Pferd den Arkansas River überqueren. Das Pferd stolperte und McHugh fiel in den Fluss, worauf Owen ebenfalls ins Wasser sprang, um sie zu retten. Beide wurden aber mitgerissen und verschwanden. Ihre Leichen wurden erst Tage später gefunden.
Der Kriegsfilm «Hell's Angels» (1930) von Regisseur und Produzent Howard Hughes forderte das Leben von nicht weniger als drei Piloten. Der erste Unfall ereignete sich, als ein Flugzeug ins Trudeln kam und am Boden zerschellte. Dem Piloten Al Wilson gelang es, rechtzeitig auszusteigen, aber der Mechaniker Phil Jones, der hinten im Flugzeug Russ verstreute, um Rauch zu simulieren, starb beim Aufprall. Zwei Stunt-Piloten, Al Johnson und Clement Philipps, kamen bei verschiedenen Unfällen ums Leben. Als die riskante Schlussszene gedreht werden sollte, weigerten sich die Stunt-Piloten – sodass sich Hughes selbst an den Steuerknüppel setzte. Prompt machte er eine Bruchlandung und verletzte sich schwer.
Zwei Flugzeuge, die Filmaufnahmen für «Such Men Are Dangerous» machten, kollidierten 1930 vor der südkalifornischen Küste, als sie ein drittes Flugzeug mit einem Fallschirmspringer filmen sollten. Sämtliche zehn Personen an Bord der Maschinen fanden den Tod, darunter Regisseur Kenneth Hawks, Regieassistent Max Gold, Bildregisseur George Eastman sowie die Kameramänner Otto Jordan und Ben Frankel. Da es sich um eine der letzten Szenen des beinahe fertigen Films handelte, wurde der Streifen noch fertiggestellt und kam in die Kinos. Die Angehörigen der Opfer verklagten die Filmgesellschaft, verloren aber vor Gericht.
Bei den Dreharbeiten zu «They Died with Their Boots On» (1941) kamen drei Reiter ums Leben, als eine Kavallerieattacke gefilmt wurde. Der Statist Jack Budlong, der neben dem Hauptdarsteller Errol Flynn ritt, fand auf besonders makabere Weise den Tod: Als sein Pferd stolperte und er vornüber fiel, warf er seinen Säbel weg, damit der ihn beim Fall nicht verletzen sollte. Die Waffe fiel jedoch mit dem Knauf voran zu Boden und blieb so stecken – und Budlong fiel genau in die Klinge. Er starb wenige Stunden später im Krankenhaus.
1940 fanden die Dreharbeiten für den antibritischen Nazi-Propagandafilm «Mein Leben für Irland» (1941) statt. Für die Kampfszenen zwischen Iren und Briten legte ein Sprengstoffspezialist scharfe Minen, die punktgenau explodieren sollten. Noch bevor der Dreh stattfand, wurde der Mann zur Armee eingezogen, hinterliess der Crew aber Anweisungen – die jedoch unvollständig waren. Das Ergebnis war ein Gemetzel: Mehrere Statisten traten beim Angriff auf Minen, einige wurden zerfetzt, andere schwer verletzt. Der Vorfall wurde totgeschwiegen, die blutigen Szenen im Film verwendet.
Tyrone Power, ein Hollywoodstar in den Vierziger- und Fünfzigerjahren, spielte die Hauptrolle im Monumentalfilm «Solomon and Sheba» (1958), als er in einer Fechtszene mit Filmpartner George Sanders einen Herzinfarkt erlitt. Der erst 44-jährige Vater der Sängerin Romina Power starb noch am Set in Madrid. Die Szenen, in denen er vorkam, wurden darauf mit Yul Brynner komplett neu eingespielt.
Der Kameramann John Jordan überlebte 1966 einen Unfall bei den Dreharbeiten zum Bond-Film «You Only Live Twice» (1967) – und starb wenige Jahre später beim Dreh des Films «Catch-22» (1970). Bei «You Only Live Twice» stand Jordan auf der Landestrebe des Kamerahubschraubers, als er vom Rotorblatt eines Tragschraubers am Fuss getroffen wurde. Der Fuss musste amputiert werden. Jordan, ganz Profi, filmte den Unfall gleich mit. «Ich dachte, vielleicht hilft es dem Arzt», kommentierte er trocken. Das Schicksal ereilte ihn dann aber, als er während der Dreharbeiten zu «Catch-22» aus einem Bomber gesaugt wurde. Er hatte sich geweigert, sich während des Fluges anzuschnallen.
Filmszenen mit Fluggeräten sind gefährlich, das zeigt auch der Unfall, der dem thailändischen Filmstar Mitr Chaibancha zum Verhängnis wurde. Als er in «Golden Eagle» (1970) seine berühmte Filmfigur «Insee Daeng» (Roter Adler) spielte, sollte er in der letzten Filmszene auf einer von einem Helikopter herunterhängenden Strickleiter in den Sonnenuntergang fliegen. Er erwischte jedoch nur die unterste Sprosse. Da der Pilot dies nicht bemerkte und davonflog, konnte sich Mitr nicht lange halten und fiel in den Tod. Die Szene erschien im fertigen Film und wurde erst für die DVD-Version herausgeschnitten.
«James Bond 007 – In tödlicher Mission» lautet der deutsche Titel des Bond-Films «For Your Eyes Only» (1981). Eine tödliche Mission war es tatsächlich für den 23-jährigen Stuntman Paolo Rigon, der bei den Dreharbeiten in Cortina d'Ampezzo ums Leben kam. Der junge Italiener war der vorderste Mann im Viererbob während einer rasanten Verfolgungsjagd in der Bobbahn, als sein Bob aus der Bahn geschleudert wurde und gegen einen Baum prallte.
Während der Dreharbeiten zum italienischen Science-Fiction-Film «Vendetta dal futuro» (1986) im US-Staat Arizona versuchte der Helikopter-Pilot Dan Nasca im Juli 1985 unter der Navajo-Brücke bei Page hindurchzufliegen. Der Helikopter touchierte die Brücke und stürzte ab, Nasca und der italienische Schauspieler Claudio Cassinelli starben.
Auch der amerikanische Schauspieler Vic Morrow fiel einem Unfall mit einem Helikopter zum Opfer. Während der Dreharbeiten zu «Twilight Zone: The Movie» (1983) sollte Morrow im Juli 1982 vor der Kulisse eines vietnamesischen Dorfs einen künstlichen Fluss durchqueren. Der 53-jährige Schauspieler trug dabei zwei Kinder im Arm, das sechsjährige Mädchen Renee Shin-Yi Chen und den siebenjährigen Jungen My-ca Dinh Le. In diesem Moment geriet ein Helikopter, vor dem Morrows Filmfigur die Kinder retten sollte, ausser Kontrolle und stürzte auf die Dreiergruppe – Morrow wurde vom Rotorblatt enthauptet und auch die beiden Kinder waren auf der Stelle tot. Die Insassen des Helikopters überlebten den Crash leicht verletzt. Alle Szenen mit den beiden Kinderdarstellern, die im Übrigen illegal beschäftigt worden waren, wurden aus dem Film herausgeschnitten.
Tom Cruise hatte mit «Top Gun» (1986) seinen Durchbruch. Für den amerikanischen Kunstflieger Art Scholl aber bedeutete dieser Film das tragische Ende seiner Karriere und seines Lebens. Scholl stürzte im September 1985 während der Dreharbeiten mit seinem Pitts-S-2-Kameraflugzeug vor der Küste Kaliforniens ins Meer, als er ein speziell gefährliches sogenanntes «Flachtrudel»-Manöver ausführte. Seine letzten Worte waren: «Ich habe ein Problem, ich habe ein wirkliches Problem.» Weder Scholl noch seine Maschine wurden jemals gefunden, die Unfallursache blieb ungeklärt.
Kein anderer Film forderte mehr Menschenleben: Während der Dreharbeiten zu «The Sword of Tipu Sultan» (1989), einem indischen Historiendrama, brach in den Premier Studios in Mysore ein Feuer aus, dem insgesamt 62 Menschen zum Opfer fielen – Statisten und Mitglieder der Film-Crew, die nicht aus dem brennenden Studio entkamen. Die Kulissen bestanden nicht aus feuerfestem Material, und auch sonst waren kaum Sicherheitsvorkehrungen eingehalten worden. Regisseur und Filmstar Sanjay Khan überlebte, erlitt jedoch schwere Verbrennungen, die ihn 13 Monate ins Krankenhaus brachten.
Der Stuntman Harry L. O'Connor war das Double von Vin Diesel im Actionfilm «xXx - Triple X» (2002). O'Connor sollte sich in einer Szene beim Paragliding abseilen und auf einem U-Boot landen, doch er verlor aufgrund der hohen Geschwindigkeit die Kontrolle und prallte gegen einen Pfeiler der Palacký-Brücke in Prag. Der Stuntman brach sich das Genick und war sofort tot. O'Connor hatte die Szene bereits einmal erfolgreich abgedreht, war aber damit nicht zufrieden und wollte die Szene wiederholen. Die erste Szene ist im Film, der O'Connor gewidmet ist, zu sehen.
Der Tod des «Crocodile Hunter» machte 2006 weltweit Schlagzeilen: Der Australier, ein gelernter Zoowärter, hatte sich in seinen Filmen hautnah an gefährliche Tiere wie Löwen oder Krokodile gewagt. Zum Verhängnis wurde ihm ein Stachelrochen. Bei Unterwasseraufnahmen am Great Barrier Reef stach das zweieinhalb Meter grosse Tier, das ihn vielleicht für einen Hai gehalten hatte, innert weniger Sekunden mehrmals auf Steve Irwin ein, ein Stich traf ihn ins Herz. Irwins letzte Worte, die sein Kameramann bezeugte, waren: «Ich sterbe.» Der Dokumentarfilm wurde später trotzdem ausgestrahlt, allerdings ohne die fatale Szene.
Die Stuntfrau Joi Harris kam bei den Dreharbeiten zu «Deadpool 2» (2018) ums Leben, als sie die Schauspielerin Zazie Beetz in der Rolle der «Domino» doubelte. Im August 2017 verlor sie in Vancouver die Kontrolle über ihr Motorrad, als sie einen Sprung ausführte. Sie überschlug sich trotz der geringen Geschwindigkeit und prallte in die Glasfassade des Shaw Towers. Harris, die keinen Helm trug, starb noch auf der Unfallstelle an ihren schweren Kopfverletzungen. Sie hatte das Manöver zuvor bereits bei vier Takes erfolgreich ausgeführt; der fünfte wurde ihr zum Verhängnis.