Zwei schlechte und eine gute Nachricht zur neuen Corona-Variante Eris: Das musst du wissen
Lange war es eher still um das Thema Coronavirus. Nun meldet die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass sie eine neue Variante von Sars-Cov-2 verstärkt beobachtet: EG.5, auch Eris genannt.
Eris ist derzeit global auf dem Vormarsch und scheint nach bisherigem Kenntnisstand die Impfung besser umgehen zu können als vorige Mutationen. Hier erfährst du das Wichtigste zu den Eigenschaften und der Ausbreitung von EG.5 sowie zur Gefahr, die von der neuen Variante ausgeht.
Welche Eigenschaften hat EG.5?
Eris ist eine weitere Form der Omikron-Variante. Zuletzt kursierte davon die Subvariante XBB.1.5, die im Winter 2022/23 vor allem in der nördlichen Hemisphäre eine Welle von Infektionen auslöste. XBB.1.5 wurde immer mal wieder als «die Krake» bezeichnet – aus der Befürchtung heraus, sie könne bald die ganze Welt umschlingen.
Doch nun ist es die Subvariante Eris, die mit grossen Schritten aufholt. Dabei ist sie «der Krake» recht ähnlich, da sie viele der gleichen Mutationen aufweist. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass EG.5 eine weitere bestimmte Aminosäure-Mutation im Spike-Protein trägt, das sich auf der Oberfläche des Virus befindet.
Vorläufige Erkenntnisse deuten gemäss der Stiftung «Gavi, die Impfallianz» darauf hin, dass Antikörper aufgrund dieser Mutation einen geringeren Effekt auf EG.5 haben könnten – selbst wenn jemand zuvor mit einer der früher zirkulierenden Formen von Omikron infiziert worden war. Ausserdem weist die Sublinie EG.5.1, die mit Abstand am häufigsten auftritt, eine weitere Spike-Protein-Mutation auf. Wie sich diese genau auswirkt, ist gemäss Gavi noch unklar. Das Spike-Protein spielt aber beim Eindringen in die Zellen eine wichtige Rolle.
Wie gefährlich ist die Variante?
Laut der WHO gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass EG.5 gefährlicher sein – sprich: zu einem schwereren Krankheitsverlauf führen – könnte. Zwar gebe es einen Anstieg an Hospitalisierungen, zum Beispiel in Japan oder Südkorea, diese stünden aber nicht zwingend mit EG.5 in Verbindung, so die WHO.
Vielmehr ist es seine schnelle Verbreitung, die Eris nun ins Zentrum des Interesses rücken lässt.
Wo und seit wann breitet sich Eris aus?
Der WHO ist die Variante schon seit Mitte Februar 2023 bekannt. Am 19. Juli wurde sie als «Variante unter Überwachung» bezeichnet. Das bedeutet, dass sie genetische Veränderungen, die den Krankheitsverlauf beeinflussen könnten, sowie frühe Anzeichen für eine schnellere Ausbreitung aufweist.
In ihrem Bericht schreibt die WHO, dass bis zum 7. August über 7000 Sequenzen der Eris-Variante bei GISAID eingereicht wurden. Die Wissenschaftsinitiative gilt als die grösste Datenbank zur Gensequenzierung von Coronaviren. Insgesamt wurde EG.5 in 51 Ländern in Asien, Nordamerika, Australien und Europa gefunden. In den Daten gibt es Anzeichen dafür, dass die Virusvariante besonders in China vermehrt auftritt.
Seit seiner Entdeckung hat der Anteil der gemeldeten EG.5-Fälle aber weltweit stetig zugenommen. In der Woche zwischen dem 17. und dem 23. Juli 2023 lag die globale Prävalenz von EG.5 bei 17,4 Prozent. Dies sei gemäss WHO ein «bemerkenswerter Anstieg» gegenüber den vier Wochen zuvor gemeldeten Daten, als die globale Prävalenz von EG.5 lediglich 7,6 Prozent betrug.
Zunächst gibt es «Varianten unter Überwachung». Als höhere Stufe gelten «Varianten von Interesse», und schliesslich gibt es «Besorgniserregende Varianten» (Englisch: «Variants of Concern», VOC). Zurzeit gibt es keine Varianten, die mit dem Label «Besorgniserregend» vermerkt sind.
Unter «Varianten von Interesse» sind neben EG.5 auch XBB.1.5 (auch «Arcturus» genannt) sowie das im Januar entdeckte XBB.1.16 aufgeführt.
Diese schnelle Ausbreitung ist der Grund, weshalb die WHO Eris am 7. August zu einer «Variante von Interesse» heraufstufte. Weiter meldet die WHO: «Aufgrund seines Wachstumsvorteils und seiner immunologischen Eigenschaften könnte EG.5 zu einem Anstieg der Fallzahlen führen und in einigen Ländern oder sogar weltweit vorherrschend werden.»
Hinzu kommt, dass im Globalen Norden die sommerlichen Temperaturen derzeit dabei helfen, das Virus einzudämmen. Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, sagt gegenüber der «Ärztezeitung»: «Wir müssen sicherlich davon ausgehen, dass mit dem Ende des Sommers und nach einer Phase mit sehr niedrigen Fallzahlen die Zahlen wieder steigen werden.»
Schützt die Impfung noch vor Eris?
Die Fähigkeit von Eris, der Neutralisation durch Antikörper teilweise zu entkommen, bedeutet, dass auch die Covid-19-Impfung weniger gut wirkt als bei bisherigen Varianten wie Alpha oder Delta, schreibt die globale Impfallianz Gavi. Vor einigen Tagen liess auch WHO-Expertin Maria Van Kerkhove verlauten, dass bei EG.5 zwar keine schwereren Krankheitsverläufe beobachtet worden seien, dafür ein geringerer Impfschutz als bei anderen Virusvarianten.
Trotzdem hält Gavi fest: «Wenn Sie vollständig gegen Covid-19 geimpft sind, werden Ihre körpereigenen Immunzellen eine schnellere und stärkere Immunreaktion gegen EG.5 hervorrufen, als wenn Sie nicht geimpft worden wären.» Ein schwerer Krankheitsverlauf, Hospitalisierung oder das tödliche Erkranken an Covid-19 seien dadurch viel unwahrscheinlicher.
Die aktualisierten Covid-19-Booster, die voraussichtlich in den nächsten Monaten verfügbar sein werden, sind gemäss Gavi nicht speziell auf EG.5 ausgerichtet. Allerdings basieren sie auf XBB.1.5. Das bedeutet: «Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit EG.5 werden sie wahrscheinlich dennoch einen angemessenen Schutz gegen EG.5 bieten.»
Und was wissen wir nicht?
Zwar gibt Eris im Moment keinen Anlass zu höchster Alarmbereitschaft. Allerdings muss bei der Aussagekraft der Daten auch etwas relativiert werden, denn die Datenlage bereitet der WHO zurzeit grosses Kopfzerbrechen.
Demnach hat die Weltgesundheitsorganisation eine geringere Sicherheit, was ihre Empfehlungen anbelangt. Der Grund: Die Qualität der Berichterstattung der einzelnen Länder über Covid-19 hat zuletzt deutlich abgenommen, insbesondere was die Schwere der Erkrankung und die Krankenhauseinweisungen betrifft. Das bedeutet, dass neue Varianten sowie die mögliche erhöhte Gefahr, die von ihnen ausgehen könnte, später entdeckt werden als zuvor. Als Folge könnten sowohl die WHO als auch die einzelnen Länder nur verzögert darauf reagieren.
Gemäss WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hat im Juli nur ein Viertel aller Länder Todeszahlen an die WHO geliefert – und gerade mal elf Prozent haben ihre Zahlen zu schweren Fällen weitergegeben.
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