Das wahre Grauen hinter der Serie «Monster»: Das war Ed Gein
Ed Gein zählt zu den berüchtigtsten Mördern der USA. Obwohl ihm lediglich zwei Morde nachgewiesen werden konnten, waren seine Taten derart grausam, dass sie zahlreiche Hollywood-Produktionen inspirierten – darunter «Psycho», «The Texas Chain Saw Massacre» und «The Silence of the Lambs».
Die neueste Verfilmung seines Lebens stammt von Netflix und ist Teil der «Monster»-Serie, die zuvor Jeffrey Dahmer und die Menendez-Brüder behandelte. Dargestellt wird Gein von Charlie Hunnam.
Wie so oft in Netflix-Serien wird aber Realität mit Fiktion vermischt. Wer war Ed Gein wirklich? Hier kommt ein Überblick über sein Leben und seine Verbrechen.
Ed Geins Kindheit und Erziehung
Edward Gein wurde 1906 geboren und wuchs auf einer abgelegenen Farm in Wisconsin ohne fliessendes Wasser und Elektrizität auf. Sein Vater war Alkoholiker, seine Mutter streng religiös. Besonders seine Mutter Augusta hatte grossen Einfluss auf Ed – sie erzog ihn dazu, Frauen zu hassen, und isolierte ihn und seinen Bruder von klein auf. Wenn es gewitterte, las sie ihnen die Geschichte von Noahs Arche aus der Bibel vor und prophezeite, dass es eine weitere Sintflut geben würde, die die Sünden der Frauen wegspülen würde.
Unter dem Einfluss seiner Mutter verzichtete Ed Gein darauf, mit Frauen auszugehen, und entwickelte eine tiefe Abneigung gegen sie. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1945 zog er sich zunehmend zurück, und seine Obsessionen nahmen ein zunehmend verstörendes Ausmass an.
Diese Verbrechen hat Ed Gein begangen
Ed Gein wurde berühmt-berüchtigt, weil er Leichen ausgrub und deren Überreste verarbeitete. Zwischen 1947 und 1957 plünderte er regelmässig Gräber. Laut seinen eigenen Aussagen hatte er aber kein Interesse an Kannibalismus oder Nekrophilie (wie in der Show angedeutet) – er hob die menschlichen Überreste auf, um sie zu betrachten.
Als «Haus der Grauens» beschrieben Polizisten damals die Funde in Eds Haus. Folgende Gegenstände und Überreste wurden in seinem Haus entdeckt:
- Kisten voller Knochen
- Schüsseln aus Schädeln
- Masken aus abgezogenen Gesichtern
- Stühle und Lampenschirme, die mit Menschenhaut überzogen waren
- Mit Schädeln verzierte Bettpfosten
- Abgetrennte Lippen an Fensterrollos
- Aus dem Torso einer Frau gefertigtes Korsett
- Ein Gürtel, an dem weibliche Brustwarzen befestigt wurden
- Ein «Frauengewand» aus menschlicher Haut, in das er hineinschlüpfen konnte
- Der Kopf einer Frau, die als vermisst galt
- Mehrere Vulvas
- Leggings aus menschlicher Haut
Die Leichen, die Ed Gein ausgrub, waren allesamt Frauen, die seiner Mutter ähnelten. Er durchsuchte Todesanzeigen in der Zeitung, um herauszufinden, wer gestorben war und in welchen Gräbern er nach frisch bestatteten Leichen suchen konnte.
Morde können Ed Gein lediglich zwei nachgewiesen werden, obwohl die Polizei den Verdacht hatte, dass Ed für mehr verantwortlich war.
Sein erstes Opfer war die 54-jährige Mary Hogan, die im Dezember 1954 verschwand. Bis zu Eds Verhaftung drei Jahre später wusste niemand, was mit ihr geschehen war.
Am 16. November 1957 erschoss Ed die 58-jährige Bernice Worden. Deren Tod führte die Polizisten zu Ed Gein, der noch am selben Abend verhaftet wurde.
Das Motiv
Ed Gein klärte die Ermittler nie über das Motiv hinter seinen Taten auf und widersprach sich in seinen Aussagen immer wieder. Er behauptete jedoch, nach dem Tod seiner Mutter versucht zu haben, sie zu rekonstruieren – unter anderem durch das Anfertigen eines «Frauengewands» aus menschlicher Haut, das er anzog, um «in die Haut seiner Mutter zu schlüpfen».
In einem «Times»-Artikel aus dem Jahr 1957 erzählte ein Psychiater, dass Gein wahrscheinlich zwei mögliche Motive hatte: Seine Mutter «zurück zum Leben zu bringen» und sie immer bei sich zu haben und sie zu zerstören, wenn er wütend war.
Hat Ed Gein seinen Bruder getötet?
In der ersten Episode von «Monster» erschlägt Ed seinen älteren Bruder Henry, weil dieser schlecht über ihre Mutter spricht und alles infrage stellt, was diese ihnen jahrzehntelang eingebläut hatte. Im echten Leben gibt es dafür jedoch keine Beweise. Laut USA Today soll Henry nach dem gemeinsamen Bekämpfen eines Feuers auf der Farm an einem Herzversagen gestorben sein.
War Adeline Watkins in Ed Geins Verbrechen involviert?
Die einzige Frau (neben seiner Mutter), mit der Ed sprach, war Adeline Watkins. In der Serie spielt diese eine prägende Rolle in Eds Leben. In Wirklichkeit sei das aber nicht so gewesen. Die echte Adeline Watkins gab mehrere Interviews in einer Lokalzeitung über ihre Beziehung zu Ed. In einem ersten Artikel hiess es, dass die beiden eine 20-jährige Beziehung geführt hätten, was sie später korrigierte. In einer späteren Aussage erklärte sie den Reportern, dass sie Ed erst seit 1954 kenne und ihre romantische Beziehung nur ein halbes Jahr gedauert habe. Sie sei zudem nie bei ihm zu Hause gewesen. Auch dies wird in der Serie anders dargestellt.
In der Netflix-Serie wird Watkins als die Person dargestellt, die ihm die Nazi-Verbrecherin Ilse Koch vorstellte. Sowohl Koch als auch Gein waren dafür bekannt, einen Lampenschirm aus menschlicher Haut herzustellen.
Liess sich Ed Gein von einer Nazi-Täterin inspirieren?
Obwohl Ed Gein und Ilse Koch eine gleiche Tat begangen haben, ist nicht klar, ob Gein die Geschichte von Koch besonders aufmerksam verfolgt hatte. In der Netflix-Serie nimmt Ilse Koch eine eher dominante und immer wiederkehrende Rolle ein. Es gibt aber keine Beweise dafür, dass Gein den Taten von Koch nachgeeifert hatte oder überhaupt von ihrer Existenz wusste.
Half Ed Gein, Ted Bundy zu schnappen?
In der finalen Episode deuten die Serienmacher stark darauf hin, dass Ed Gein dabei geholfen hat, den berüchtigten Serienmörder Ted Bundy zu schnappen. Zwei FBI-Agenten besuchen Gein und wollen seine Hilfe bei einem Fall. Für die Zuschauer ist klar: Es geht um Ted Bundy. Die beiden Schauspieler, die die Agenten spielen, gleichen den «Mindhunter»-Charakteren so stark, dass es gar keine andere Option gibt. In «Monster» gibt Gein den Agenten Informationen, dank denen sie Bundy fassen können.
Nichts davon ist aber tatsächlich passiert. Bundy geriet in das Visier der Polizei, weil er wegen einem Strassenvergehen von einem Streifenwagen angehalten wurde. Die Polizisten entdeckten seltsame Gegenstände in seinem Auto.
Verurteilung und Tod
Ed Gein wurde 1957 für die Morde zweier Frauen vor Gericht gestellt, jedoch für unzurechnungsfähig erklärt. Gutachter hatten bei ihm mehrere schwere psychische Störungen diagnostiziert, darunter Schizophrenie. Also landete Gein nicht im Gefängnis, sondern in einer psychiatrischen Einrichtung. Dort verstarb er 1984 im Alter von 77 Jahren an den Folgen von Krebs.
Für die Grabräuberei wurde Ed Gein nie verurteilt. Nach seinem Tod wurde er in einem anonymen Grab zwischen Augusta und seinem Bruder Henry beigesetzt.
«Monster: The Ed Gein Story» ist auf Netflix verfügbar.
Hier kannst du den Trailer schauen:
- Netflix-Doku deckt neue Details zum Fall von Gabby Petito auf
- «Tatort»: Auf diesem wahren Fall beruht der ARD-Krimi aus Frankfurt
- Agatha Christie liebte das Morden – und wurde selbst zum Opfer eines Falls
- So hast du die Geschichte Hawai'is noch nie gesehen – die wahre Story von «Chief of War»
- Amanda Knox erzählt mit dieser Serie ihre Sicht des Falls – und verspricht neue Twists