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Rebel Wilson am ZFF: «Adele will nicht, dass ich sie spiele»

the almond and the seahorse
Hoffentlich war dieses Essen gut! Rebel Wilson und Charlotte Gainsbourg im Schädel-Hirn-Trauma-Drama «The Almond and the Seahorse».Bild: praesens film

Rebel Wilson in Zürich: «Adele will nicht, dass ich sie spiele»

Eigentlich ist die australische Komödiantin Juristin. Schauspielerin wurde sie durch einen Fiebertraum. Am ZFF spielt sie in einem Film mit Charlotte Gainsbourg, die uns heute aber nicht interessiert.
26.09.2022, 19:1827.09.2022, 15:12
Simone Meier
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Meine Lieben, ich hatte heute die Wahl. Zwischen Charlotte Gainsbourg und Rebel Wilson. Ich habe mich nicht für Charlotte Gainsbourg entschieden, denn ich mag Charlotte Gainsbourg nicht besonders. Okay, eigentlich gar nicht. Für mich als Frau stellt ihre unangestrengte Coolness, ihre Essenz des Französinnentums eine Überforderung dar. Und dann hat auch noch Kuno Lauener ein Lied über sie geschrieben.

Aber ich mag Rebel Wilson. Sehr sogar. Ihre derben, grossmäuligen Komödien gehören ins «Bridget Jones»-Feelgood-Nest. Seelentrost par excellence. Und mit Charlotte Gainsbourg ist zum Glück auch Rebel Wilson ans ZFF gekommen, denn die beiden haben zusammen das Schädel-Hirn-Trauma-Drama «The Almond and the Seahorse» gedreht, in dem Charlotte Gainsbourg Rebel Wilson verführt. Unter anderem. Aber vor allem müssen beide sehr viel leiden, denn beide sind Partnerinnen von Menschen mit einem Schädel-Hirn-Trauma, deren Erinnerung sich von Tag zu Tag noch mehr zersetzt.

the almond and the seahorse
Über dieser Ehe hängt ein Verhängnis: Celyn Jones und Rebel Wilson in «The Almond and the Sea-horse».Bild: praesens film

Rebel Wilson spielt eine Archäologin, die mit den Knochen einer toten Mutter und ihres Kindes beschäftigt ist. Charlotte Gainsbourg ist eine Architektin, die diese modische japanische Version des Geschirrflickens beherrscht, ihr wisst schon, man nimmt eine kaputte Tasse, klebt sie wieder zusammen und vergoldet die Klebenähte. Danach sieht die Tasse immer noch kaputt aus, ist aber wenigstens vergoldet. Rebel hat einen kranken Mann (Celyn Jones, der auch das Drehbuch geschrieben hat und Regie führt), Charlotte eine kranke Frau.

Ursprünglich hätte Charlottes Rolle von einem Mann gespielt werden sollen, doch der fand sich nicht und Rebel, die als erste angeheuert war, sagte: «Wenn wir keinen Mann mit genügend Eiern finden, nehmen wir eine Frau.» Nach zwei Tagen, erzählt sie in einem Sitzungszimmer des Grand Hotels Dolder in Zürich, hatte sie Charlotte überredet.

«Charlotte Gainsbourg ist die erste Frau, die ich küsste! Jedenfalls die erste, deren Kuss von einer Kamera festgehalten wurde.» Wieso hat sie die Rolle angenommen? «Ich hab mal jemanden gedatet, der ein Schädel-Hirn-Trauma hatte, und meine Oma war dement und hat vergessen, dass es mich gibt, das war sehr traurig.»

Vor dem Fenster versucht sich die Sonne durch die Wolken zu drängen, der See liegt da wie silbrige Seide, Rebel Wilson sagt «Ah, yeah, the lake», was klingt, als sähe sie den langweiligsten See der Welt. Sie ist mit ihren 159 Zentimetern nicht besonders gross, sie trägt eine durchsichtige schwarze Bluse mit weissem Kragen und weissen Manschetten, ihre Haare sind ein kunstvoll geföhnter Wasserfall aus Gold, ihre Augen grüngrau, sie ist sehr zart und sehr schön und natürlich müssen die Kollegen vom deutschen Boulevard sie sofort ohne Umstände auf ihren Gewichtsverlust von 27 Kilos ansprechen.

epa10207452 British-French actress Charlotte Gainsbourg (R) signs for fans before the ZFF Masters talks during of the 18th Zurich Film Festival (ZFF) in Zurich, Switzerland, 26 September 2022. The ZFF ...
Unterdessen lässt sich Charlotte Gainsbourg vor dem Zürcher Kino Kosmos feiern. Auch nicht schlecht.Bild: keystone

In einem früheren Interview sagte Rebel Wilson einmal, es sei einfacher, über die Witze einer fetten als über die einer dünnen Frau zu lachen. Denn man würde sie dabei immer auch für ihr Gewicht auslachen. Sie hat «in der Nische des lustigen, fetten Mädchens» viel Geld gemacht. Nicht ganz freiwillig. Als sie ihrem Hollywood-Agenten sagte, dass sie abnehmen wolle, riet er ihr davon ab. Ihre Rollen sollten weiterhin «Fat Amy» heissen wie in der «Pitch Perfect»-Reihe.

«Ich wusste schon lange, dass ich ungesund lebe, ich ass zuviel, ich ass aus Frust, aus Unsicherheit, es war nicht gut», sagt sie jetzt, «und ich wollte eine Fruchtbarkeitsbehandlung machen. Dann war 2020 und ich wurde vierzig. Durch die Pandemie konnte ich nicht arbeiten, und ich beschloss, mich ganz auf meine Diät zu konzentrieren. Ich hatte es mir nicht dermassen hart vorgestellt, aber ich schaffte endlich, worin ich bisher immer versagt hatte.»

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«Fat Amy» in «Pitch Perfect».Bild: Universal Pictures

Wer hat eigentlich zuerst abgenommen, will ein weiterer unverfrorener Mensch im Raum wissen, Rebel oder Adele? «Ich! Wir werden ja oft verwechselt. Wie oft haben mir schon Leute zu meinem letzten Album gratuliert! Aber sie mag das nicht. Sie will nicht, dass ich sie in einem Biopic spiele.» Ernsthaft? «Nein, sie will es wirklich nicht.»

Ist denn jetzt, da sie nicht mehr dem Klischee der lustigen Dicken entspricht und mit «The Almond and the Seahorse» einen ernsten, sensiblen Film liefert, zu befürchten, dass sie das komische Genre verlässt? Nein. Aber ein Wagnis war es schon. «Nach meiner Diät drehte ich die Netflix-Komödie ‹Senior Year› (eine Cheerleaderin fällt ins Koma, erwacht viele Jahre später wieder und will ihren Highschool-Abschluss machen und Ballkönigin werden) und dachte: Okay, jetzt falle ich durch, die Leute wollen was Anderes. Und dann hatten wir 84 Millionen Zuschauer in den ersten zehn Tagen. Körperlichkeit ist zum Glück nur ein Element in meiner komödiantischen Werkzeugkiste.»

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Rebel Wilson im höchst unwahrscheinlich konstruierten, aber lustigen Netflix-Hit «Senior Year».Bild: keystone

Kurz nachdem sie ihren Gewichtsverlust öffentlich gemacht hatte, gab sie auf Instagram auch ihre Beziehung zur Modedesignerin Ramona Agruma bekannt. Viele dachten da, die arme Frau, getraut sich erst jetzt, zu sagen, dass sie lesbisch ist, damit es nicht heisst, die dicke Lesbe!

Stimmt nicht. Eigentlich wollte sie ihr Privatleben für sich behalten. Doch dann drohte ein australisches Boulevardblatt mit der Enthüllung und sie kam ihm zuvor. So wie sie sich immer wieder gegen den Boulevard wehrt. «Ich verklagte einen grossen deutschen Medienkonzern wegen übler Nachrede und erhielt ein paar Millionen.» In alten Artikeln ist zu lesen, dass ihre Auftritte vor Gericht damals sehr ungewöhnlich waren, sie habe ihre Anklage unter anderem gerappt. Rebel Wilson liebt Auftritte vor Gericht.

Und hier alles über Charlotte Gainsbourgs legendäre Mutter

«Ich bin Juristin. Ich habe Jura studiert und wollte Anwältin werden, das heisst, ich hatte die Schule beendet, einen guten Studienplatz ergattert und machte ein Zwischenjahr in Südafrika. Dort überraschte mich die Malaria. Es war entsetzlich, wie eine Voodoo-Krankheit, ich kam ins Spital, und dort hatte ich sehr realistische Fieberträume über meine Zukunft als Schauspielerin. Alles war sehr überzeugend und im Traum übte ich eine Dankesrede für meinen ersten Oscar. Als ich wieder gesund war, sagte ich: Leute, ich hab's, ich werde Schauspielerin! Ich kann das! Und dabei drehte sich damals kein Mensch nach mir um und dachte sich: ‹Wow, sie gehört ins Fernsehen!›»

Blondinen bevorzugen Blondinen: Lindsey Vonn, Rebel Wilson und Ramona Agruma (v.l.)

Niemand glaubte ihr, «meine Freunde waren sich sicher, dass die Malaria mein Hirn angegriffen hätte», und die Eltern erlaubten ihr den neuen Spleen nur neben dem Jurastudium. Sie schaffte beides. Heute kann man sie sich auch als Anwältin gut vorstellen. «Ja, sowas wie den Johnny-Depp-Prozess hätte ich gerne gemacht.» Mag sie dazu noch was sagen? «Nein, das ist viiiiiel zu kompliziert! Allein der Grad von Amber Heards Ver... Auf jeden Fall hätte ich beiden davon abgeraten, vor Gericht zu gehen.»

Es gibt Zeiten, da geht ihre komische Fantasie mit ihr durch und sie erfindet Geschichten über sich, die der Wahrheit eher entbehren, von der Öffentlichkeit aber lange geglaubt werden. Dass sie die Grossnichte von Walt Disney sei, etwa. Oder dass sie aus den Slums von Sidney stamme. Dabei ist sie eines von vier Kindern einer wohlhabenden australischen Hundehändlerfamilie. Die vier Geschwister nennen sich Rebel, Liberty, Annarchi und Ryot. Nur Liberty wurde auf den Namen Liberty getauft, die anderen sind selbst gewählt.

«Ich schreibe gerade ein Buch, und meine Verlegerin sagte: ‹Du bist das Gegenteil einer Rebellin! Du bist so vernünftig und verantwortungsbewusst!› Dabei hat einst meine Lehrerin in mein Highschool-Klassenbuch geschrieben: ‹Rebel ist eine Nonkonformistin.›» Sie meinte es nicht als Kompliment, da ist sich Rebel Wilson ganz sicher.

Gelegentlich, sagt sie, schockiere sie die Leute, weil sie in gewissen Bereichen so konservativ sei. «Mein Einrichtungsstil sieht aus wie der einer Villa in den Hamptons, in Amerika nennt man das ‹East Coast Traditional›. Und meine Mode ist privat alles andere als exzentrisch, und dann, nein, ich will nicht über Politik reden, ich bin halt mit konservativen Werten gross geworden.» Und mit Annarchi und Ryot. Zudem ist sie in den USA eine der profiliertesten Kritikerinnen von Waffenbesitz. Ganz so konservativ kann sie also gar nicht sein.

Wir würden gerne noch stundenlang mit ihr reden, doch die Zeit ist um, sie muss sich jetzt dringend für den Green Carpet und die Kinovorstellung mit Charlotte Gainsbourg präparieren lassen und zum Kongresshaus fahren, wo es wieder heisst: «Ah, yeah, the lake.»

«The Almond ans The Seahorse» ist am ZFF am 26., 27. und 29. September zu sehen.

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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woooolf
27.09.2022 08:37registriert Juni 2018
"..und natürlich müssen die Kollegen vom deutschen Boulevard sie sofort ohne Umstände auf ihren Gewichtsverlust von 27 Kilos ansprechen."

Aber Hauptsache der Artikel dreht sich zu einem sehr grossen Teil genau um das Thema.. schlecht!
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rundumeli
26.09.2022 21:07registriert April 2014
Cooles Portrait ... obwohl Abwertung von Charlotte nicht zwingend nötig gewesen wär.
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