Mehrere hundert afrikanische Flüchtlinge haben am Mittwoch die Grenze zur spanischen Exklave Melilla in Marokko gestürmt. Fast 500 von ihnen schafften es am Ende, über die sieben Meter hohe und mit Stacheldraht befestigte Grenzanlage zu klettern und auf EU-Territorium vorzudringen.
Der Ansturm war einer der grössten seit fast zehn Jahren, wie ein Sprecher der Präfektur von Melilla sagte. Einige der Flüchtlinge trugen Verletzungen davon.
Ein Teil der äusseren Barriere der dreifach gesicherten Grenze, zu der auch ein sieben Meter hoher und elf Kilometer langer Zaun gehört, wurde beschädigt, wie der Präsident der autonomen Stadt Melilla, Juan José Imbroda, dem spanischen Radiosender RNE sagte.
Obwohl zahlreiche Polizisten der Guardia Civil im Einsatz gewesen seien, sei es «schwer» gewesen, den Ansturm im Morgengrauen zu stoppen. Die Verletzten wurden nach Angaben des Präfektursprechers in der Krankenstation im Auffanglager von Melilla behandelt.
Seit Jahresbeginn stieg die Zahl der Migranten, die in die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta flohen, deutlich an. Mitte März überwanden rund 500 Flüchtlinge aus Ländern südlich der Sahara die Grenze nach Melilla. Anfang Februar waren 15 Afrikaner ertrunken, als sie versuchten, nach Ceuta zu schwimmen.
Menschenrechtsorganisationen und Augenzeugen hatten den spanischen Sicherheitskräften vorgeworfen, mit Gummigeschossen auf die schwimmenden Flüchtlinge geschossen zu haben. Die spanische Regierung hatte den Einsatz von Gummigeschossen an den Grenzen daraufhin verboten.
Die im Norden Marokkos gelegenen spanischen Exklaven haben die einzigen Landgrenzen zwischen Afrika und Europa. Das für 480 Menschen vorgesehene Lager in Melilla beherbergte bereits vor dem Ansturm vom Mittwoch rund 2000 Migranten, wie Imbroda mitteilte. Er sprach von einem «grossen Problem». Der für Sicherheitsfragen zuständige spanische Staatssekretär Francisco Martínez kündigte an, umgehend nach Melilla zu reisen. (dwi/sda/afp)