Musig im Pflegidach

Yotam Ben-Or & Shachar Elnatan @ Musig im Pflegidach, Muri

Yotam Ben-Or & Shachar Elnatan @ Musig im Pflegidach, Muri

Stephans Playground: Wo Musik verbindet

Keine Bühne, ein Wohnzimmer, so fühlt es sich jedenfalls an. Zwei Musiker, ein paar Instrumente, mehr braucht es nicht, um den ganzen Raum mit ihrem Klang zu beleben. Schon vor Konzertbeginn liegt eine gespannte Ruhe in der Luft, das Publikum war gespannt, was es wohl erwarten würde. Als Yotam Ben-Or und Shachar Elnatan den Raum betreten, ist es, als würde ein vertrautes Gespräch beginnen. Sie betraten den „Playground“ und die Show begann.
05.10.2025, 00:0007.10.2025, 11:20
Fabia Koch & Sophie Hoffmann

Leidenschaft und Dynamik

Von den ersten Tönen an wird klar: Diese Musik ist keine bloße Darbietung, sie ist lebendig, atmend und voller Gefühl. Mit Leichtigkeit setzte Yotam Ben-Or am Keyboard ein, seine Finger schwebten über die Tasten und leiteten uns in eine Traumwelt. Keyboard und Gitarre verschmelzen zu einer harmonischen Melodie, Yotams leise einsetzende Stimme klingt ehrlich und leidenschaftlich, mal sanft, mal kraftvoll.

Feira nahm uns mit auf eine Reise nach Brasilien. Für diesen Song nutzten sie eine dumpfe Gitarre und eine Mundharmonika. Mithilfe von Loops erzeugten sie den Eindruck einer ganzen spielenden Band. Später im Gespräch meinte er, dass diese Loops etwas seien, das sie ganz frisch ausprobierten: Loops, die Percussion ersetzen, Melodien auf der Mundharmonika, die an Stevie Wonder erinnern, brasilianische Rhythmen oder improvisierte Einschübe. Alles wirkte frei, spielerisch und doch präzise, wie ein Dialog, der ohne Worte auskommt.

Hinweis
Die Autorinnen sind Schüler an der Kantonsschule Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schülerinnen und Schüler auch Konzertberichte,die in die Note einfliessen.

Humorvolle Nähe zum Publikum

Prägend für den Abend war die Unbeschwertheit, mit der die Musiker ihr Publikum einbezogen. Zwischen den Liedern erzählten sie kleine Geschichten, machten Witze und brachten die Zuhörer immer wieder zum Lachen, mal indem sie über ihre Instrumente sprachen, mal indem sie über sich selbst scherzten. Diese Spontaneität zeigte, wie sehr sie im Hier und Jetzt musizierten und den Moment mit ihrem Publikum teilten.

Besonders berührend war, dass sie ihr sechstes Stück Stephan Diethelm widmeten, dem Kopf hinter Musig im Pflegidach. Der Song hatte noch keinen Namen, am letzten Konzert meinte eine Zuhörerin, sie sollten ihn doch „Playground“ nennen. Da sie fanden, dass ein Wort zu wenig sei, ergänzen sie den Titel mit dem Namen des Organisators, weil sie ihm diesen Song auch widmen wollten. [Aus diesem Anlass gaben sie dem Lied kurzerhand den Titel Stephans Playground.] All diese Gesten schufen eine Atmosphäre, die beinahe familiär wirkte. Man hatte das Gefühl, nicht einfach Zuhörer zu sein, sondern Teil eines gemeinsamen Abends, direkt, herzlich und voller Freude.

Sie spielten viel mit Improvisation, wie sie uns später im Interview bestätigten. Doch dies fiel kaum auf, da sie so sehr im Einklang waren. Sie schauten sich oft an, spielten nur füreinander. Eine wunderschöne, langjährige Freundschaft, an der sie uns mit ihrer Musik teilhaben ließen.

Yotam Ben-Or & Shachar Elnatan - "Can't Help Falling in Love" @ musig im pflegidach, Muri

Die Mundharmonika – nicht nur ein Spielzeug

Eine Besonderheit des Abends war auf jeden Fall die Mundharmonika. Als Yotam Ben-Or sie hervorholte, machte sein Freund noch Witze, dass er jetzt sein „Spielzeug“ heraushole. Doch was Yotam aus diesem kleinen Instrument an Klang zauberte, war erstaunlich. Gefragt, wie er dazu gekommen sei, sagte er: „Ich hatte bei meinem Onkel Klavierunterricht, und eines Tages holte er die Mundharmonika heraus, um mich zu begleiten. Ich wollte es auch probieren und es hat mir unglaublich gut gefallen.“

Ein Abend, der bleibt

Am Ende bleibt der Eindruck eines Abends, der weit mehr war als ein Konzert. Locker, leidenschaftlich und voller Spielfreude zeigten die beiden, dass Musik nicht nur gespielt, sondern gelebt wird. Das Publikum verlässt den Raum mit einem Lächeln, berührt von der Intensität und Leichtigkeit zugleich und mit dem Gefühl, Teil von etwas Einzigartigem gewesen zu sein.

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quelle: patrick britschgi
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