Der Zauberlehrling Harry Potter hat J.K. Rowling zu einer der erfolgreichsten Autorinnen überhaupt gemacht. Ihre eigene Lebensgeschichte klingt auch wie ein Märchen. Inzwischen schreibt sie für Erwachsene – und hält Potter-Fans bei der Stange. Am Freitag (31. Juli) wird sie 50.
Die Geschichte ist einfach zu schön, um sie nicht immer wieder zu erzählen: Eine arbeitslose, alleinerziehende Frau in Edinburgh muss in ihrer Wohnung frieren und sitzt deshalb viel im Café. Dort schreibt sie ein Buch, während das Töchterchen im Wagen schläft.
Nach fünf Jahren Arbeit erscheint der erste Roman über einen Zauberlehrling – und macht die Frau zur Bestseller-Autorin und zum internationalen Star. Natürlich ist die Rede von Joanne Kathleen Rowling, bekannter als J.K., der Erfinderin der Harry-Potter-Saga.
Ihr Leben als Sozialhilfe-Empfängerin hat Rowling lang hinter sich gelassen, Potter hat sie steinreich gemacht. Auf 580 Millionen Pfund, mehr als 800 Millionen Euro, schätzte die «Sunday Times» ihr Vermögen im Frühjahr.
Ein Dutzend Verlage hatten das Manuskript erst mal abgelehnt. «Ich wusste, dass das Schwierige sein würde, es zu veröffentlichen», sagte Rowling der US-Talkmasterin Oprah Winfrey, «und dass es dann riesig werden würde.»
Sie behielt recht. Die sieben Bücher wurden zum globalen Phänomen, die Verfilmungen zu Kassenschlagern. Und so soll das offenbar auch bleiben. Der Hogwarts-Marketing-Express steht nie still: Alle paar Wochen gibt es Neues aus Potters Zauberschule. Eine Kurzgeschichte hier, ein Theaterstück da.
Ende nächsten Jahres wird es einen neuen Film mit Oscar-Preisträger Eddie Redmayne geben. Es ist wohl der erste Teil einer Trilogie. Die Vorlage, ein fiktives Lehrbuch Harrys, hat nur etwa 120 Seiten.
Auf der Website «Pottermore» können Fans zusätzliche Texte lesen oder Szenen aus den Büchern nacherleben und -spielen. Und natürlich einkaufen. «Pottermore.com ist ein Geniestreich», urteilte der «Guardian» 2011.
Die Produktionsfirma Warner bietet eine Harry-Potter-Studiotour an, ein Freizeitpark in den USA hat Harrys Welt nachgebaut, die Zahl der Merchandise-Produkte – von Bettwäsche über Zauberstäbe bis zum Schachspiel – ist kaum überschaubar.
Nicht nur finanziell läuft es für Rowling besser als damals im Café in Edinburgh. Sie lebt noch in der Stadt, inzwischen aber mit ihrem zweiten Mann und drei Kindern.
Nebenbei produziert die im englischen Yate geborene Rowling fleissig Literatur für Erwachsene. «Ein plötzlicher Todesfall» erschien unter ihrem echten Namen, die Detektiv-Krimis «Der Ruf des Kuckucks» und «Der Seidenspinner» unter dem Pseudonym Robert Galbraith. Sie habe ohne Druck schreiben wollen, erklärte sie.
Das Geheimnis flog schnell auf, weil ein Anwalt es der Freundin seiner Frau erzählte, die es über Twitter ausplauderte. Den Verkaufszahlen schadete das nicht, dem Anwalt wurde eine Geldstrafe aufgebrummt. Rowling spendete ihre Entschädigung.
Auch J.K. stand übrigens auf den Potter-Büchern, um Rowlings Identität zu verstecken. Der Verlag dachte, Harry Potter sei etwas für Jungs, und es solle besser kein Frauenname auf dem Titel zu lesen sein. Weil sie keinen zweiten Namen hatte, übernahm die Autorin für das K. den Namen ihrer Lieblingsoma.
Nebenbei meldet die Britin sich gern zu politischen Fragen wie der schottischen Unabhängigkeit zu Wort (sie war dagegen). Ausserdem wirbt sie für ihre Wohltätigkeitsorganisation Lumos, die rund acht Millionen Kindern in Heimen rund um die Welt helfen will und nach einem Lichtzauber aus «Harry Potter» benannt ist. «Das Ziel ist definitiv, alle Heime abzuschaffen», sagt Rowling über diese Arbeit.
Viel zu tun also. Könnte die Autorin trotzdem Zeit für einen neuen «Potter» finden? Auch acht Jahre, nachdem mit «Harry Potter und die Heiligtümer des Todes» der letzte Band über den Zauberlehrling erschienen ist, geben Fans die Hoffnung nicht auf.
Dazu trägt auch ihre Art bei, auf Fragen danach zu antworten. «Ich habe das Gefühl, ich habe Harrys Geschichte abgeschlossen», sagte sie erst im April in der NBC-Show «Today». «Aber ich habe immer gesagt, dass ich nicht sagen werde, dass ich es definitiv nicht mache.» (lhr/sda/apa/dpa)