Tatjana Browatzki-Kirchner war eine spezielle Kandidatin. Bei «Wer wird Millionär?» am Montagabend lässt sie zuallererst verkünden, sie wisse nichts. «Ich habe ja den Kandidaten vorher beobachtet, die Fragen hier sind sehr schwer», meint die Lehrerin an einem Berufsbildungswerk zu Günther Jauch. Und: Sie schaue ja kein Fernsehen, deshalb habe sie sich nur schlecht darauf einstellen können.
Das verblüfft den Moderator, der wissen will, woher sie ihn denn dann kenne. Die Antwort: von einer TV-Show in den 80-er Jahren, die von Günther Jauch und Thomas Gottschalk moderiert wurde. Sie kenne «Wer wird Millionär?» deshalb lediglich durch ihren Sohn. Der Mann mit dem klingenden Namen Cedric Ernst Johannes Sven Browatzki war nämlich vor einem Jahr selbst Kandidat bei Jauch.
Man kann sich jetzt vielleicht fragen, wie es die Frau angesichts ihres Unwissens denn auf den Stuhl geschafft hat. Die Antwort: Die Auswahlfrage, die Browatzki-Kirchner als Einzige richtig hatte, war ihr wie auf den Leib geschneidert; es ging um die Geburtstage von Adeligen. Der Sohn der Kandidatin bestätigt ihr Nischenwissen. Seine Mutter habe sich damals als Telefonjoker angeboten, bekam von ihm aber eine Abfuhr – «weil du nichts weisst». Ausser, es geht eben um Adelige. Oder Handtaschen, von denen sie gemäss eigenen Aussagen eine Stückzahl in dreistelliger Höhe besitzt.
Aber Adelige hin, Handtaschen her – Browatzki-Kirchner kommt zunächst ohne Fauxpas durch die einfachen ersten Fragen. Ihr Ziel sei es auch lediglich, 500 Euro zu verdienen. Das schafft sie zwar, kommt dann aber bei der 1000-Euro-Frage schon ins Stocken. Eigentlich weiss sie die Antwort, aber sie ist sich nicht zu tausend Prozent sicher. Die Kandidatin meint dann aber doch: «Ich würde das jetzt riskieren.» Vielleicht müsse sie auch direkt wieder nach Hause fahren. Wie es scheint, wäre das aber auch halb so tragisch, denn: «Dann könnte ich auch endlich wieder einmal eine rauchen.»
Dazu kommt es aber nicht, die Kandidatin muss sich noch weiter gedulden. Doch sie ist an diesem Abend nicht die Einzige, die Nerven aus Stahl braucht. Quizmaster Günther Jauch merkt schnell, dass die 59-Jährige seine Sendung nicht schaut. Sie scheint nämlich nicht zu wissen, wie man mit den wertvollen Jokern umgeht. So wird ihr zum Beispiel folgende Frage gestellt:
Tatjana Browatzki-Kirchner hat keine Ahnung und befragt das Publikum. Es entscheidet sich mit 87 Prozent für Südafrika. Quasi idiotensicher, sagt sich da der regelmässige WWM-Zuschauer. Nicht so die Kandidatin: «Das ist mir zu risikoreich», sagt sie und schmeisst noch den 50/50-Joker hinterher.
Dasselbe Spiel wiederholt sich Minuten später. Die Frage nach der jüngsten Nobelpreisträgerin und der Kategorie des Preises kann eine Frau im Publikum mit ziemlicher Sicherheit beantworten; sie habe sogar das Buch zuhause stehen. Tatjana Browatzki-Kirchner bedankt sich für das Beantworten der Frage – und findet erneut, das sei ihr zu unsicher. Sie ruft deshalb noch jemanden an.
Jauchs Ratschlag, mit dem Telefonjoker doch die Antwort der Publikumsjokerin zu besprechen, ignoriert sie allerdings und bricht das Gespräch sogar ziemlich abrupt ab. Das Resultat ist eine noch grössere Verwirrung und ein Quizmaster, der langsam die Nerven verliert: «Sie haben die Sendung noch nie gesehen! Sie machen alles falsch!»
Zum Glück für die Kandidatin haben sich aber beide Joker für dieselbe Antwort entschieden (wenn auch aus anderen Gründen). Das reicht ihr dann an Sicherheit und sie «riskiert» es, einzuloggen. Und so steht Browatzki-Kirchner vor der für sie unlösbaren 64'000-Euro-Frage ohne Joker und muss die Segel streichen. Doch 32'000 Euro seien doch deutlich mehr als die angestrebten 500.
Hätte man etwas klüger gespielt, hätte man mit zwei wertvollen Jokern das Doppelte wohl locker geknackt. Aber das dürfte der Kandidatin egal sein. Gemeinsam mit Sohn Cedric Ernst Johannes Sven will sie nun eine Reise nach Asien antreten. Die Abmachung: Sie zahlt die ÖV-Tickets.
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