Fünf Tage nach dem Sturz des Moskau zugewandten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch besetzten prorussische Milizen am 27. Februar das Parlament und Regierungsgebäude in der Krim-Hauptstadt Simferopol und hissten die russische Flagge. Der prorussische Politiker Sergej Aksjonow wurde als Interims-Regierungschef eingesetzt, das Parlament stimmte am 6. März für den Beitritt zu Russland und für ein Referendum über die Unabhängigkeit am 16. März.
Tausende russische Soldaten bezogen in den vergangenen Tagen Stellungen auf der Krim - nach Angaben ukrainischer Grenzschützer befinden sich inzwischen 30'000 russische Soldaten in der Region. Die professionell ausgerüsteten Männer in Uniformen ohne Hoheitsabzeichen haben ukrainische Militäranlagen umstellt. Zu grösseren Zwischenfällen kam es bislang nicht.
Die russische Schwarzmeerflotte blockiert derweil ukrainische Marineschiffe im Hafen von Sewastopol. Die Hafenstadt ist seit dem 18. Jahrhundert Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte.
Durch ihre Lage ist die Halbinsel Krim leicht vom Rest der Ukraine zu trennen. Russische Truppen haben Kontrollpunkte an den einzigen beiden Strassen eingerichtet, die auf die Halbinsel führen. Prorussische Milizen ordneten am Dienstag die Aussetzung aller nicht aus Moskau kommenden Flüge von und zum Krim-Flughafen Simferopol an. Eine Maschine aus Kiew wurde zum Umkehren in die ukrainische Hauptstadt gezwungen. Zugpassagiere werden von Milizen kontrolliert.
Um die Informationshoheit auf der Krim zu gewinnen, wurden in den vergangenen Tagen sechs ukrainische Fernsehkanäle abgeschaltet und durch russische Sender ersetzt. Ukrainische und ausländische Journalisten sind auf der Krim zunehmendem Druck ausgesetzt, mehrere ukrainische Reporter wurden von prorussischen Milizen verprügelt.
Bei der Volksabstimmung am kommenden Sonntag werden die Bewohner gefragt, ob sie für einen Anschluss an Russland sind oder ob die Krim zu der weitreichenden Autonomie zurückkehren soll, die sie unter der Verfassung von 1992 genoss. Der Status Quo mit der Krim als integralem Bestandteil der Ukraine steht dagegen beim Referendum nicht zur Option.
(mit Material der sda)