Pascale Bruderer hat am Wochenende ihren Ständerats-Wahlkampf lanciert. Gestern traf sie sich mit ihrem Helferteam zu einer Art Aufwärmrunde «im privaten Rahmen», wie Elisabeth Burgener, Co-Präsidentin der SP Aargau, bestätigte. Schon am Freitag schaltete Bruderer ihre neue Wahlkampf-Seite auf. Ein Blick darauf macht klar, wie die SP-Politikerin am 18. Oktober ihr Glanzresultat von vor vier Jahren wiederholen will: Sie positioniert sich als mehrheitsfähige Brückenbauerin, die weit über das linke Lager hinaus Stimmen machen kann. Um das zu unterstreichen, hat die Nussbaumerin diverse Aargauer Persönlichkeiten ausserhalb der SP für ihre Wahlplattform aufgeboten, die nun dort für sie werben; von Mammut-Chef Rolf Schmid bis Mundart-Musiker Adrian Stern (siehe auch Box).
In dieser Galerie der Bruderer-Promotoren sticht aber vor allem eine heraus: Christine Egerszegi. Die bekannte FDP-Politikerin, die selber als Ständerätin zurücktritt, zeigt sich auf einem Foto mit der SP-Kollegin und lässt sich zitieren: «Auch künftig braucht es im Ständerat ein starkes Team für den Aargau.»
Ja, sie habe das Okay gegeben, dass ihr Foto mit dem Kommentar für die Homepage von Pascale Bruderer verwendet werden dürfe, sagt Egerszegi auf Anfrage: «Wir setzen uns seit 2011 für den Kanton Aargau ein und ich hoffe, dass der Aargau auch in der nächsten Amtsperiode gut vertreten sein wird.» Im Klartext heisst das: SP-Kandidatin Bruderer soll unbedingt wiedergewählt werden.
Pikant ist es aber allemal, dass sich Egerszegi von der SP-Kandidatin einspannen lässt. Nicht nur, weil sich die FDP zurzeit besonders stark gegen die SP abgrenzt und diesmal wieder gemeinsam mit der SVP und der CVP in die Nationalratswahlen geht. Auch weil die FDP nach Egerszegis Rücktritt die schwere Aufgabe hat, ihren Ständeratssitz zu verteidigen. Kandidat Philipp Müller hat als bekannter Parteipräsident Schweiz gute Chancen, hat aber kein Interesse daran, dass Stimmen aus der Mitte an Pascale Bruderer wandern.
Überrascht von Egerszegis Aktion wurden dagegen die Verantwortlichen in der FDP. Matthias Jauslin, Aargauer FDP-Präsident, wusste am Wochenende noch nichts von Egerszegis Bruderer-Wahlhilfe: «Sie war nicht mit der Partei abgesprochen.» Er kommentiere die Aktion seiner Parteikollegin nicht, so Jauslin, betont aber: «Ich habe als Parteipräsident unsere Mitglieder aufgerufen, bei den Ständeratswahlen bürgerlich zu wählen: Ruth Humbel von der CVP, Hansjörg Knecht von der SVP und natürlich vor allem unseren eigenen FDP-Kandidaten Philipp Müller.» Namentlich nicht SP-Frau Bruderer.
Was sagt FDP-Ständeratskandidat Philipp Müller selber zu Christine Egerszegis Engagement für die Konkurrentin? «Ich kommentiere keinen Wahlkampf. Nicht meinen und auch nicht denjenigen anderer Kandidatinnen und Kandidaten.» Müllers Wahlleiter Adrian Meier hörte ebenfalls erst von der az, dass sich Egerszegi hinter die SP-Ständerätin stellt. Ob die FDP für ihren Kandidaten ebenfalls Persönlichkeiten zur Wahlunterstützung aufbietet, lässt Meier offen. Ein Einbezug von Parteikollegin Egerszegi ist gemäss Meier aber nicht geplant.
Auf aktive Unterstützung seiner Parteikollegin kann Philipp Müller jedenfalls nicht zählen. Egerszegi macht klar, dass das Statement auf Bruderers Wahlplattform eine einmalige Aktion ist. «In den Wahlkampf 2015 mische ich mich nirgendwo aktiv ein. Ich freue mich, dass ich das von aussen sehen kann.» (aargauerzeitung.ch)
Liebe Aargauer, nehmt Euch ein Beispiel und wählt lösungsorientierte Politiker und nicht populistische Polteri und Hetzer!