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Aargau

Teenager bricht ein und würgt Mädchen

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Teenager bricht in Haus ein und würgt Mädchen – Familie hat Angst, dass er bald freikommt

Im Aargau brach ein 17-Jähriger in ein Haus ein und würgte eine 9-Jährige. Die Familie des Kindes hat nun Angst, dass er von der Justiz mit Samthandschuhen behandelt werden könnte.
09.05.2024, 11:0109.05.2024, 14:19
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Es war eine Sommernacht vom Freitag auf den Samstag. Eine sechsköpfige Familie in einer Gemeinde im Aargauer Limmattal schlief friedlich, als gegen 3 Uhr morgens ein Einbrecher in ihr Haus eindrang und ins Zimmer der neunjährigen Tochter schlich.

Dort würgte er das Kind. Im Spital wurden später sogenannte Stauungsblutungen in den Augenhäuten festgestellt – ein Indiz für erste Erstickungssymptome. Der Untersuchungsbericht zeugt explizit von «objektiven Zeichen einer konkreten Lebensgefahr».

Das Mädchen sagte der Polizei:

«Ich dachte, jetzt ist fertig. Wäre meine Mami nicht gekommen, wäre alles schiefgelaufen.»

Tatsächlich war die Mutter in der besagten Nacht von seltsamen Geräuschen erwacht. Als sie einen Blick ins Kinderzimmer warf, sah sie, wie ein junger Mann über dem Mädchen lag. Die Mutter schrie, der Einbrecher suchte das Weite, verkroch sich bis zum Morgengrauen im Wald und kehrte dann nach Hause zurück. Schon kurz danach wurde er von der Polizei geweckt.

Jetzt steht der Täter, ein 17-Jähriger, vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hat ein Vorverfahren wegen versuchter vorsätzlicher Tötung eingeleitet.

Der Junge ist der Nachbar der sechsköpfigen Familie. Die Familien kennen sich.

Eine Mutprobe?

Die Polizei fand am Tatort ein offenes Klappmesser, das dem Täter gehörte. Dazu auch sein Portemonnaie – und daneben ein verpacktes Kondom. Bei den mehrfachen Einvernahmen sagte der Jugendliche, dass das Kondom seit Langem in seinem Portemonnaie gewesen und dort wohl aus dem Notenfach herausgefallen sei. Dasselbe beim Messer, dessen Sicherung laut ihm nicht funktioniere und sich deshalb stets von selbst aufklappte.

Er kam vom Ausgang nach Hause und sei betrunken gewesen, wie er sagte. Als Grund, warum er in das Haus eindrang, sprach der Jugendliche bei den Einvernahmen von einer Mutprobe. Er habe nur einbrechen wollen. Doch das Mädchen sei erwacht. Weil er nicht wollte, dass sie die ganze Familie weckt, habe er einen «Griff aus dem Kampfsport» angewandt, bei dem man kurz in Ohnmacht falle.

Faible für Waffen

Der Beschuldigte, der derzeit in einer geschlossenen Abteilung im Jugendheim Aarburg sitzt, darf ein Handy benützen. Die Eltern der Neunjährige fragen sich, warum das nach solch einer schlimmen Tat überhaupt geht, wie sie der «Aargauerzeitung» sagten. Auf Anfrage der AZ halt ein Sprecher der Staatsanwalt fest, man könne sich nicht zu dem Fall äussern, da unter dem Jugendstrafrecht strikt nichts der Öffentlichkeit preisgegeben werden darf.

Die Profile des Täters auf den sozialen Medien zeigen sein Faible für Waffen: Fotos von Maschinengewehren, Militärs in Vollmontur beim Schiessen aus Schützengräben oder Screenshots von Ballervideospielen. Zudem fand die Polizei in seinem Zimmer zwei Gasmasken, eine Armbrust sowie Methadon-Flaschen, die er aus dem verlassenen Gebäude einer früheren Firma im Dorf entwendete.

Die Eltern des Mädchens haben Angst. Sie befürchten, dass der Jugendliche, der zur Tatzeit noch minderjährig war, von der Justiz mit Samthandschuhen behandelt werden könnte – und, noch schlimmer, bald auf freiem Fuss ist. (yam, mit Material der «Aargauerzeitung»)

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Simisa
09.05.2024 12:42registriert Juni 2019
Der Staatsanwalt muss sich ja gar nicht zum konkreten Fall äußern. Er soll doch einfach allgemeinverständlich erklären, weshalb solche Täter Zugang zu ihrem Handy haben! Unsere Justiz ist so schon unverständlich genug.
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malu 64
09.05.2024 12:07registriert September 2014
Eine psychologische Begutachtung und Therapie werden bestimmt angeordnet.
Eines Tages wird er wieder freikommen. Hat er verantwortungsvolle Eltern, werden sie ihm eine Bleibe an einem anderen Ort suchen.
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Vat
09.05.2024 19:44registriert November 2020
Nicht nur die betroffene Familie, sondern auch das ganze Quartier hat Angst, dass er frühzeitig frei kommt. Vor allem Familien mit jungen Mädchen.
Ich hoffe, dass er sehr gründlich psychologisch abgeklärt wird.
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