Der Rapper Takeoff wurde am Dienstag erschossen. Solche Tragödien sind in der Hiphop-Szene weder eine Seltenheit noch eine Neuheit. Schon in den 90er-Jahren kamen Rapper wegen Gang-Angelegenheiten und Drogengeschäften um.
Hier eine Liste mit den Opfern aus der Szene, die auch du kennen könntest:
Scott Monroe Sterling, besser bekannt als DJ Scott La Rock, war ein New Yorker DJ und Gründungsmitglied der Hiphop-Gruppe Boogie Down Productions. Ihr Debut-Album, «Criminal Minded», gilt als Hiphop-Klassiker.
Sterling wurde am 27. August 1987 zusammen mit seinem Manager, seinem Leibwächter und zwei befreundeten Künstlern in einem Auto angeschossen. Er verstarb während der Notoperation im Alter von 25 Jahren. Sein Tod gilt als der erste Mord an einem bekannten Hiphop-Künstler.
Randy Walker alias Stretch war zu Beginn der 1990er-Jahre Teil der ikonischen Rap-Gruppe «Thug Life» um Tupac Shakur. 1994 wurde Tupac in einem Studio im Beisein Stretchs überfallen und ausgeraubt. Walker wurde anschliessend beschuldigt, Tupac im Stich gelassen zu haben, woraufhin er «Thug Life» verliess.
Exakt ein Jahr nach dem Überfall wurde Stretch am 30. November 1995 im Alter von 27 Jahren erschossen. Er war auf dem Weg zu seinem langjährigen Freund Biggie Smalls (auch bekannt als Notorious B.I.G.), als zwei Unbekannte aus ihrem Van heraus das Feuer auf Walkers Wagen eröffneten. Die genauen Hintergründe für den Mord wurden niemals aufgeklärt.
Tupac Amaru Shakur (geboren als Lesane Parish Crooks) gilt wohl als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten aller Zeiten in der Hiphop-Szene. Seine Musik handelt von Themen wie der sozialen Ungerechtigkeit in Städten und traf den Nerv seiner Zeit.
Sein Lebenslauf war gespickt von Kontroversen, Kriminalität und Feindschaften. Die prominenteste davon war die Fehde mit seinem ehemaligen Freund Christopher Wallace aka Biggie. Die beiden waren mitunter auch die Hauptgesichter des «East Coast vs. West Coast»-Konflikts. Shakur kam ursprünglich aus New York, zog aber mit 13 Jahren in die Nähe von San Francisco.
Nach dem Besuch eines Boxkampfs mit Mike Tyson wurde Shakur am 7. September 1996 in seinem Auto angeschossen. Er verstarb sechs Tage später im Spital an inneren Blutungen im Alter von 25 Jahren. Sein Beifahrer, Rapper Suge Knight, wurde ebenfalls getroffen, überlebte jedoch. Auch dieser Mord wurde nie aufgeklärt, wobei spekuliert wurde, dass Wallace hinter dem Anschlag stecken könnte.
Christopher George Latore Wallace, wie der New Yorker Hühne hiess, verkörperte zu Lebzeiten den East Coast Rap wie kein anderer. Seine Songs «Juicy» (1994) und «Hypnotize» (1997) gelten heute als Klassiker. Sein Stil, bei ernsten Themen «laid-back», also mit einer lässigen, gechillten Art, zu rappen, sticht bis heute heraus.
Wallace erlag einige Monate nach dem Tod seines Rivalen Tupac Shakur selbst einem Attentat: Er wurde am 8. März 1997 nach einer After-Party auf dem Weg zurück ins Hotel von einem Unbekannten in seinem Wagen erschossen. Er wurde 24 Jahre alt. Nach seinem Tod wurde das (ironischerweise schon vor seinem Ableben benannte) Hit-Album «Life after Death» veröffentlicht.
Jason William Mizell trat 1982 Run D.M.C. bei – und zwar als DJ. Er trug massgeblich zum Erfolg des Hiphop-Trios bei. Ihr Kollabo-Album «Walk This Way» mit Aerosmith belegte weltweit Top-Plätze in den Charts.
In den 90er-Jahren wurde es wieder ruhiger um die Gruppe, Jam Master Jay produzierte mehrheitlich für junge Newcomer und fungierte als Coach.
Mizell wurde am 30. Oktober 2002 in seinem Studio in Queens erschossen. Gemäss einem Investigativjournalisten des «Playboy» resultierte der Mord aus einem geplatzten Drogendeal. Der 37-Jährige sei in finanzielle Schwierigkeiten geraten und habe deshalb Kokain gekauft, die Zahlfrist aber nicht eingehalten. Die anfänglichen Untersuchungen kamen zu keinem Schluss.
2020 wurden zwei potenzielle Täter festgenommen, ihre Gerichtsverhandlungen sind auf 2023 angesetzt.
Den meisten wird der Stage-Name von James Adarryl Tapp Jr. nicht viel sagen. Tatsächlich ist der Rapper aus New Orleans hierzulande nicht sehr bekannt. Allerdings erreichte auch er einmal die US-Chart-Spitze: In Zusammenarbeit mit dem Rapper Juvenile erreichte die Single «Slow Motion» 2003 den ersten Platz auf den Billboard 100.
Tapp wurde am 26. November 2003 im Vorgarten seiner Mutter erschossen. Der Angreifer blieb unbekannt, jedoch konnte die Polizei die verwendete Waffe ermitteln und den Besitzer festnehmen. Trotz seiner Verwicklung in zwei weitere Morde wurde dieser aufgrund mangelhafter Beweislage wieder freigelassen. Tapp wurde 26 Jahre alt.
Der Detroiter DeShaun Dupree Holton war ein Kindheitsfreund des weltbekannten Rappers Eminem. Er tourte mit dessen Combo D12 durch die Welt und fungierte als Hype-Man – er heizte also die Zuschauer auf für den Hauptauftritt. Proof produzierte auch Solo-Alben und arbeitete mit anderen namhaften Rappern zusammen, zum Beispiel Nate Dogg und 50 Cent.
Holton starb am 11. April 2006 mit 32 Jahren. Ein Billardspiel war eskaliert; Holton soll auf seinen Gegner geschossen haben, woraufhin dieser zurückschoss und den Rapper tödlich verwundete. Nachträglich wurde im Blut Holtons ein erhöhter Alkoholpegel festgestellt.
Nicht nur in den USA geschehen Tragödien im Zusammenhang mit Hiphop-Künstlern. Dies zeigt das Beispiel des griechischen Rappers Pavlos Fyssas alias Killah P. Fyssas. Dieser wurde neben seiner Musik auch durch sein antifaschistisches Engagement bekannt.
Der Rapper wurde am 17. September 2013 in einem Cafe erstochen. Der Täter gehörte der neofaschistischen Gruppierung «Goldene Morgenröte» an. Als Reaktion wurde am 1. November 2013 ein Drive-By-Attentat auf das Hauptquartier der «Goldenen Morgenröte» verübt; zwei Menschen kamen ums Leben.
Jahseh Dwayne Ricardo Onfroy, bekannt unter seinem Pseudonym «XXXTentacion» oder einfach X, gilt als Pionier der Soundcloud-Rap-Szene. Vor allem bei jungem Publikum kam der Rapper mit seiner Musik, die sich um Depressionen und Entfremdung dreht, gut an. Kritiker lobten ihn für seine Experimentierfreudigkeit – seine Songs spielen mit diversen Genres wie Drill, Emo, Trap, Indie-Rock und viele mehr.
Onfroy wurde am 18. Juni 2018 in seinem Auto überfallen und erschossen. Die Täter stahlen eine Tasche mit 50'000 US-Dollar und flohen, konnten jedoch alle gefasst werden. Über ihr Schicksal wurde noch nicht entschieden. XXXTentacion wurde 20 Jahre alt.
Der Tod des Rappers aus Los Angeles lastet besonders schwer auf der Hiphop-Szene. Ermias Joseph Asghedom, wie Hussle bürgerlich hiess, hatte sich lange für die schwarze Gemeinschaft und gegen Waffengewalt eingesetzt. Das ehemalige «Crips»-Gangmitglied arbeitete auch mit verfeindeten «Bloods»-Mitgliedern zusammen, um ein Exempel zu setzen.
Umso verstörender war die Nachricht, dass Hussle am 31. März 2019 vor seinem Kleiderladen in Los Angeles erschossen wurde. Der Täter hatte sich mit ihm gestritten und, laut eigener Aussage, «in der Hitze des Moments» das Feuer eröffnet. Hussle wurde kurz vor seinem Ableben noch für einen Grammy nominiert. Er wurde 33 Jahre alt.
Pop Smoke (eigentlich Bashar Barakah Jackson) erreichte internationale Bekanntheit mit seinen Breakout-Singles «Dior» und «Welcome To The Party». Sein Mixtape «Meet The Woo 2» schaffte es als erstes seiner Projekte in die Chart-Top-10. Mehrere seiner posthum veröffentlichten Singles erreichten ebenfalls die Top 10.
Am 19. Februar 2020 drangen fünf vermummte Männer in sein Miethaus in Hollywood Hills ein. Einer der Einbrecher (15 Jahre alt) sagte später aus, der Rapper hätte sich geweigert, seine goldene Rolex herzugeben und sich gewehrt, woraufhin der Einbrecher eine Waffe zog und ihn erschoss. Pop Smoke wurde 20 Jahre alt.
Adolph Robert Thornton Jr. begann seine Karriere, nachdem ihn Freunde dazu ermuntert hatten, ein Mixtape aufzunehmen. Der lokale Erfolg veranlasste ihn dazu, ganz ins Rap-Business einzusteigen. Sein Album «Rich Slave» stieg 2020 direkt auf Platz 4 der Billboard 200 ein.
Thornton machte sich am 17. November 2021 auf den Weg, Cookies für seine Mutter aus der Bäckerei zu holen. Unterwegs wurde er aus einem Auto von zwei Männern im Alter von 36 Jahren erschossen. Young Dolphs achtes Album «Paper Route Frank» soll noch dieses Jahr erscheinen.