Die Diskussionen um Rentenreform 2020 wurden und werden hitzig geführt. Dabei geht vergessen, dass das obligatorische Vorsorgesystem in der Schweiz ist verglichen mit den Systemen anderer Industriestaaten eines der sichersten ist. In keinem anderen Land muss gemäss einer Studie der UBS die erwerbstätige Bevölkerung zur Sicherung der Rente so wenig zusätzlich sparen wie in der Schweiz.
Wer in der Schweiz bis zur Pensionierung nicht ans Sparen denkt, wird deswegen als Rentner kaum verarmen. In anderen Ländern gibt es diese Sicherheit nicht. In den USA, aber auch in Italien oder in Japan muss jeder selbst ziemlich viel Geld auf die Seite legen, um im Alter genügend fürs Leben zu haben. Das zeigt die Studie «UBS International Pension Gap Index», den die Grossbank am Dienstag publiziert hat.
Die UBS hat dazu die finanzielle Situation einer fünfzigjährigen alleinstehenden Frau mit durchschnittlichem Einkommen in zwölf Städten durchgerechnet. Mit dem Ergebnis, dass eine solche Person in Zürich sich am weitaus wenigsten Sorgen bezüglich der finanziellen Situation nach der Pensionierung machen muss.
Sie muss nämlich in den verbleibenden Arbeitsjahren lediglich 11 Prozent ihres Nettolohns auf die Seite legen, um nach der Pensionierung ihren Lebensstandard halten zu können. Ganz anders die Situation in den elf anderen Städten.
In Sydney, Singapur, Paris, München, Mailand, London, New York und Toronto beträgt diese notwendige Sparquote bereits zwischen 37 und 62 Prozent. In Asien würde selbst das Zurücklegen des gesamten Einkommens nicht reichen. Die berechnete notwendige Sparquote von Tokio, Hongkong und Taipeh beträgt zwischen 148 und 157 Prozent.
«Qualitativ hat die Schweiz eine der besten Rentensysteme», sagte darum auch UBS-Vorsorgeexpertin Jackie Bauer an einer Medienkonferenz in Zürich. Die Studie beruht jedoch auf vielen Annahmen und Vereinfachungen. Vor allem ist sie jedoch ein Spiegel der unterschiedlichen Vorsorgesysteme.
So weist Taiwan zum Beispiel als Folge der geringeren obligatorischen Absicherung eine der höchsten Sparquoten weltweit auf. Zudem leben in Taiwan nur 15 Prozent der Einwohner so teuer wie die berechnete Person in der Studie - nämlich in einer Mietwohnung.
Trotz diesen Verzerrungen ist die Spitzenposition der Schweiz bei den Renten gemäss den Studienautoren noch untertrieben. In der Studie seien nämlich nur die Rentenbezüge aus dem Obligatorium berücksichtigt worden.
Eine reale Schweizer Durchschnittsperson müsste demnach noch weniger sparen als die errechneten 11 Prozent. Für UBS-Schweiz-Chefökonom Daniel Kalt erklärt das auch ein Teil des Neins zur Rentenreform 2020. Denn der Reformdruck in der Schweiz sei gering, sagte er. «Die Schweiz ist in dieser Hinsicht in einer sehr komfortablen Ausgangslage.» (whr/sda)