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Schweizer Tourismus: Lage sieht in vielen Gemeinden nicht gut aus

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Schweizer Tourismus-Zahlen sehen gut aus – doch in vielen Gemeinden ist die Lage düster

In den ersten neun Monaten des Jahres verzeichneten Schweizer Hotels einen neuen Rekord. Doch dieser kam nur noch dank ausländischer Gäste zustande – und in vielen Gemeinden sieht die Bilanz düster aus. Die Analyse.
04.11.2024, 15:0104.11.2024, 16:05
Stefan Ehrbar / ch media
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Auf den ersten Blick sehen die Zahlen für den Schweizer Tourismus gut aus: In den ersten neun Monaten verzeichnete die Hotellerie 33,7 Millionen Logiernächte und damit erneut 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings trübte sich das Bild zuletzt ein. Bei den inländischen Gästen, der wichtigsten Stütze der Branche, wurde in den ersten drei Quartalen ein Minus von 0,6 Prozent registriert. Nur das Plus von 4,3 Prozent der Reisenden aus dem Ausland sorgte für die positive Bilanz.

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In Interlaken wurden in den ersten neun Monaten des Jahres fast ein Viertel mehr Logiernächte gezählt als noch vor fünf Jahren.Bild: www.imago-images.de

Im verregneten September resultierte erstmals seit langem gesamthaft wieder ein Minus von 1,4 Prozent an Logiernächten. Zwar stiegen 2,9 Prozent mehr ausländische Gäste in den Hotels ab als im Vorjahresmonat. Sie vermochten das Minus von 5,7 Prozent bei den einheimischen Gästen aber nicht zu kompensieren. Das zeigen am Montag veröffentlichte Daten des Bundesamts für Statistik.

Mit den traumhaften Wachstumsraten der Zeit nach Corona dürfte wohl fürs Erste Schluss sein. Das dürfte vor allem einige Regionen in den Bergen treffen. Die städtisch geprägten Regionen stehen etwas besser da. Dort ist der Anteil von ausländischen Gästen höher, und diese planen Ferien oft weiter im Voraus und reisen auch an, wenn es regnet. Zudem ist für einheimische Gäste schlechtes Wetter im Städtetourismus weniger ein Hinderungsgrund als beim Ausflug in die Berge.

In den ersten neun Monaten verzeichneten die Kantone Genf, Aargau und Zürich denn auch die höchsten Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr. Weniger Logiernächte wurden etwa im Tessin, in Uri und im Wallis gezählt. Leicht unter dem Schweizer Durchschnitt legte der Kanton Graubünden zu. Nach neun Monaten verzeichnete der Kanton Bern die meisten Logiernächte, gefolgt von Zürich und Graubünden. Dieses Bild zeigte sich zuletzt jedes Jahr, wobei der Kanton Zürich im Gesamtjahr Bern erfahrungsgemäss wieder überholen dürfte, weil Zürich in den letzten drei Monaten des Jahres stärker abschneidet.

Werden die grössten Tourismus-Gemeinden mit durchschnittlich mindestens 10'000 Logiernächten pro Monat betrachtet, zeigt sich ein erstaunliches Bild. Gegenüber dem Vorjahr sind viele bekannte Destinationen im roten Bereich. In Crans-Montana VS wurden in den ersten neun Monaten 10,6 Prozent weniger Logiernächte gezählt als in der Vorjahresperiode, in Flims GR 8,4 Prozent weniger, in Adelboden BE 6,8 Prozent weniger. Auch Saanen BE, Saas-Fee VS oder Lugano begrüssten weniger Gäste.

Den stärksten Zuwachs mit einem Plus von 55,6 Prozent verzeichnete die Genfer Flughafengemeinde Vernier. Auch Thun, Chur, Winterthur und Unterseen BE legten im zweistelligen Prozentbereich zu.

In einer Fünfjahresbetrachtung zeigt sich ein ähnliches Bild. In dieser setzt sich Vernier mit einem Plus von 128,9 Prozent mehr Logiernächten gegenüber den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 an die Spitze, gefolgt von der Zürcher Flughafengemeinde Kloten (+79,9%), Sion (+70,5%) und Meyrin GE (+64,2%). Am grössten war der Einbruch der Logiernächte im Fünfjahresvergleich in Saas-Fee VS (-29,9%), gefolgt von Leysin VD (-14,8%, Davos GR (-13,5%), Locarno (-12,9%) und Crans-Montana VS (-12,4%).

In absoluten Zahlen blieb in den ersten neun Monaten des Jahres die Stadt Zürich die Gemeinde mit den meisten Logiernächten. Sie konnte die Zahl um 4,6 Prozent auf über 3 Millionen steigern. An zweiter Stelle folgte Genf mit einem Plus von 2,8 Prozent auf knapp 1,8 Millionen, an dritter Stelle Zermatt mit 1,0 Prozent Zuwachs auf knapp 1,4 Millionen Logiernächte.

Bern legte stark zu

Unter den sechs Grossstädten der Schweiz sticht in den letzten fünf Jahren besonders Bern hervor: Die Stadt steigerte die Zahl der Logiernächte in den ersten neun Monaten zwischen 2019 und 2024 um 31,6 Prozent. Weniger gut lief es der Waadtländer Hauptstadt Lausanne, die noch immer 4,4 Prozent im Minus liegt. Unterdurchschnittlich stark legte die Zahl der Logiernächte auch in Luzern zu (+2,7%), das unter der langsamen Erholung des asiatischen Markts leidet. Danach folgen Basel (+4,2%), Genf (+4,9%) und Zürich (+8,8%).

In absoluten Zahlen resultierte in der Stadt Zürich innerhalb von fünf Jahren das höchste Plus: Hier stehen nach drei Quartalen 244'136 Logiernächte mehr in den Büchern als noch 2019. Danach folgen Meyrin GE (+211'391), Bern (+197'527), Kloten ZH (+163'557) und Grindelwald BE (+131'746). Am anderen Ende der Rangliste verlor Davos GR satte 102'494 Logiernächte, gefolgt von Saas-Fee VS (-77'857), Lauterbrunnen BE (-55'854), Montreux VD (-42'560) und Engelberg OW (-35'131).

In unten stehender Tabelle sind die Logiernächte der 189 grössten Tourismusgemeinden sowie die prozentuale Veränderung aufgeführt.

(aargauerzeitung.ch)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Roli_G
04.11.2024 15:49registriert Januar 2021
Es wäre überhaupt nicht positiv überall die Wachstumsraten zu haben wie nach der Covid-Zeit. Das würde nichts anderes als exponenzielles Wachstum bedeuten und zu extremer Belastung der Bevölkerung führen. Stabile Tourismus-Zahlen mit Nullwachstum reicht völlig aus.
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Sättigungsbeilage
04.11.2024 16:12registriert August 2021
Tourismus kann nicht „endlos“ wachsen. Wieviele Logiernächte verträgt denn eine Gemeinde, bevor wir von „Overtourism“ sprechen?
Wäre mal ein Ansatz, die optimale Anzahl von Logiernächten zu definieren, und dann mit tatsächlichen Zahlen zu vergleichen. Und diese optimale Anzahl sollten die Einwohner der Gemeinden evaluieren, nicht die Hoteliers.
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