Schlaflose Nächte, wabernde Traurigkeit, vernebelte Gedanken: Die Menopause bringt viel mehr mit sich als plötzliche Hitzewallungen und schweissdurchtränkte Blusen. Lange wurde darüber in der Öffentlichkeit nicht gesprochen.
Doch der hormonelle Taifun hat inzwischen eine Generation Frauen erfasst, die das gesellschaftliche Tabu nicht hinnehmen will. Prominente wie Michelle Obama, Naomi Watts oder die deutsche Fernsehmoderatorin Katja Burkhard erzählen offen über ihre heftigen Stimmungsschwankungen, ihre Erschöpfung oder ihre körperlichen Veränderungen aufgrund der Wechseljahre.
Ihre Erfahrungsberichte verschafften dem Thema grosse Aufmerksamkeit. Heute gibt es zig Sachbücher dazu sowie ein riesiger Markt an pflanzlichen oder hormonellen Präparaten, die eine Linderung der Symptome versprechen. In einen Bereich ist das Thema allerdings noch nicht vorgedrungen: in die Arbeitswelt. Nun ist die erste Schweizer Studie erschienen, welche die Auswirkungen der Menopause auf die Arbeitswelt untersucht hat. 2259 Frauen haben daran teilgenommen.
Dabei zeigt sich: Die Wechseljahre können die beruflichen Pläne von Frauen ziemlich durcheinanderbringen. So hat jede fünfte Studienteilnehmerin angegeben, dass sie wegen Wechseljahrbeschwerden ihr Arbeitspensum reduzierte. Weitere 16 Prozent wechselten die Stelle oder nahmen sich eine Auszeit (13 Prozent).
In der Studie sind mehrere Teilnehmerinnen anonym zitiert. Eine Frau sagt, dass sie etwa ein Verwaltungsratsmandat ausgeschlagen habe, eine andere, dass sie keine Führungsposition mehr anstrebe. Eine weitere Teilnehmerin beschreibt ihre Situation wie folgt:
Jede Frau erlebt die Wechseljahre anders. Während einige kaum oder nur kurzzeitige Symptome haben, erleben andere einschneidende Beschwerden. Bei der Studie berichteten fast alle der Befragten von Schlafstörungen (92 Prozent), körperlicher und geistiger Erschöpfung (91 Prozent), Reizbarkeit (89 Prozent), depressiven Verstimmungen (83 Prozent) sowie Wallungen respektive Schwitzen (81 Prozent).
Zwei Drittel gaben an, sich wegen der Wechseljahrbeschwerden bei der Arbeit weniger gut konzentrieren zu können. Rund die Hälfte der Befragten fühlte sich zudem gestresster und mit einem geringeren Selbstbewusstsein. Die Studienteilnehmerinnen berichteten, dass sie mehr Zeit für das gleiche Arbeitspensum brauchten oder ihre Arbeitstage neu organisieren mussten. Etwa, indem sie vermehrt im Homeoffice arbeiten, um sich in der Mittagspause hinzulegen. Nur: Das ist nicht in allen Jobs möglich. Und auch nicht in allen Unternehmen.
Wohl auch deshalb reduzieren stark betroffene Frauen ihre Pensen, lassen sich zeitweise krankschreiben oder wechseln den Job. Für Andrea Rumler, Studienleiterin und Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, besteht deshalb Handlungsbedarf. Die Menopause sei keine Nische, sondern betreffe Millionen von Frauen mitten im Arbeitsleben, sagt sie. «Es braucht gezielte Angebote, ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten, statt sie still zu verlieren», sagt sie.
Das bestätigt auch Petra Stute, leitende Ärztin am Inselspital Bern und Mitautorin der Studie. Sie sagt:
Die Gynäkologin plädiert dafür, die Wechseljahre im Arbeitskontext aktiv anzugehen anstatt sie zu tabuisieren: «Die Wechseljahre sind keine Krankheit, aber sie können krank machen, wenn Frauen im Arbeitsumfeld allein gelassen werden», sagt Stute.
Genau dies erleben jedoch rund zwei Drittel der Studienteilnehmerinnen: Sie gaben an, mit dem Thema Wechseljahre im Job auf sich gestellt zu sein. Und mehr als jede Dritte befürchtete wegen der Symptome berufliche Benachteiligungen. Die Studie offenbarte dabei auch einen Röstigraben. «In der Deutschschweiz sind die Frauen aufgrund ihrer Wechseljahrbeschwerden mehr unter Druck. Sie nehmen die Arbeitsbelastung stärker wahr und sind häufiger gestresst. In der Romandie herrscht hingegen ein offenerer Umgang mit dem Thema», sagt Joëlle Zingraff, Co-CEO von der Firma The Women Circle, die an der Studie mitgearbeitet hat.
Zingraff berät Firmen, wie sie ihre Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren unterstützen können. Ein eigentliches Rezept gebe es nicht, sagt sie. Je nach Beschwerden und Rahmenbedingungen brauche es unterschiedliche Anpassungen. In der Produktion sei es etwa wichtig, dass Frauen angemessene leichte Arbeitskleider erhalten. Auch Ruheräume und flexible Pausen könnten die Arbeitssituation von Frauen mittleren Alters erleichtern.
«Zentral ist aber, dass die Mitarbeiterinnen an ihrem Arbeitsort offen über ihre Beschwerden sprechen können. Nur dadurch finden die Arbeitgeber heraus, wo es Anpassungen braucht», sagt Zingraff. Eine firmeninterne Sensibilisierung für das Thema und offene Kommunikation: Diese Massnahmen stuften auch die Studienteilnehmerinnen als am hilfreichsten ein. (aargauerzeitung.ch)
Wer schlecht schläft und noch täglich 1.5h mit Pendeln verbringen muss ist einfach weniger leistungsfähig als jemand, der zu Hause arbeitet und sich über den Mittag noch eine Stunde hinlegen kann.
Natürlich geht Homeoffice nicht überall. Aber dort wo es geht, sollte es an min. 3 von 5 Tagen pro Woche möglich sein.
Reduktion der gesetzlichen Höchstarbeitszeit auf 38h