Wandern? Als Kind fand ich das furchtbar blöd. Durch die Natur stapfen des Durch-die-Natur-Stapfens willen: Der Sinn dieser Übung hat mein vorpubertäres Ich nie wirklich verstanden. Doch meine Eltern liessen mir keine Wahl. Ein- oder zweimal pro Sommerferien musste ich mit. Motzen zwecklos.
Nicht nur in der Kindererziehung ist Zwang manchmal das letzte Mittel, wenn man sonst nicht mehr weiter weiss – sondern auch in der Politik. Am Mittwoch hat der Bundesrat beschlossen, den Armee-Orientierungstag auch für Frauen obligatorisch zu machen. Heute ist dieser für sie freiwillig.
Die Absicht ist klar: Der Bundesrat erhofft sich, den Militärdienst damit mehr Frauen schmackhaft zu machen. Die Landesregierung ist überzeugt, dass sich «dank vertiefter Information mehr Frauen für einen freiwilligen Dienst entscheiden». Heute dümpelt der Frauenanteil im Militär im sehr tiefen Prozentbereich vor sich hin.
Dass die Massnahme – sollte sie denn überhaupt die Volksabstimmung überstehen – wirklich viel nützt, ist zu bezweifeln. So wie der ab und an ausgeübte Wanderzwang meiner Eltern mich nicht zur leidenschaftlichen Gipfelstürmerin gemacht hat, wird auch ein obligatorischer Armee-Infotag junge Frauen nicht reihenweise zum Militär bekehren.
Denn eine unbeliebte Sache wird nicht attraktiver, nur weil man sie obligatorisch macht. Es gibt gute Gründe, weshalb die meisten Frauen heute sehr froh sind, nicht einrücken zu müssen. Eine Umfrage der Armee von vergangenem Jahr hat ergeben, dass fast jede Soldatin im Dienst schon Opfer sexueller Belästigung oder Gewalt geworden ist.
Zwar ist seit Jahren die Rede von Frauenförderung in der Armee, von besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Doch passiert ist wenig. Teilzeit-Militärdienst für Berufsmilitärs? Armee-Kita? Das zu prüfen, wurde medienwirksam angekündigt. Eingeführt worden ist nichts davon. Erst vor vier Jahren ist die Armee auf die Idee gekommen, Ausrüstung und Uniform auch den Bedürfnissen von Frauen anzupassen.
Junge Frauen zum Infotag zu verknurren, mag darum vielleicht ein paar Soldatinnen mehr bringen. Doch wer wirklich an einer gleichberechtigteren Armee interessiert ist, sollte dafür sorgen, dass frau gerne freiwillig Dienst leistet.
Meine Eltern haben es beim Wandern jeweils mit der Aussicht auf eine Glace in der Bergbeiz versucht. Ganz so einfach hat es der Bundesrat nicht. (aargauerzeitung.ch)
Die einzige Ungleichberechtigung in der Schweiz, ist die Wehrpflicht für den Mann.
Lohn ist Verhandlungssache.
Ich verstehe nicht wieso man nicht schon längstens eine allgemeine Wehrpflicht bzw. eine allgemeine Dienstpflicht für alle mit Schweizer Pass eingeführt hat.
Alternativ könnte man die Wehrpflicht auch abschaffen.
Eine unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen (und Divers) ist pure Heuchlerei.