Schweiz
Armee

Frauen in der Schweizer Armee: Warum man mit Zwang nicht weit kommt

Frauen in der Armee: Was der Bundesrat von meinen Eltern lernen kann

Frauen, Marsch! Der Bundesrat will junge Frauen zum Armee-Infotag verknurren. Doch mit Zwang hat man selten Erfolg.
17.01.2025, 20:2617.01.2025, 23:09
Lea Hartmann / ch media
Mehr «Schweiz»
ANLAESSLICH DER FORDERUNG DES PRAESIDENTEN DER SCHWEIZERISCHEN OFFIZIERSGESELLSCHAFT, DENIS FROIDEVAUX, DIE WEHRPFLICHT FUER FRAEUN ANZUFUEHREN, STELLEN WIR IHNEN AM MITTWOCH, DEM 18. FEBRUAR 2015, FO ...
Der Bundesrat will bei der Armee einen obligatorischen Orientierungstag für Frauen einführen.Bild: KEYSTONE

Wandern? Als Kind fand ich das furchtbar blöd. Durch die Natur stapfen des Durch-die-Natur-Stapfens willen: Der Sinn dieser Übung hat mein vorpubertäres Ich nie wirklich verstanden. Doch meine Eltern liessen mir keine Wahl. Ein- oder zweimal pro Sommerferien musste ich mit. Motzen zwecklos.

Nicht nur in der Kindererziehung ist Zwang manchmal das letzte Mittel, wenn man sonst nicht mehr weiter weiss – sondern auch in der Politik. Am Mittwoch hat der Bundesrat beschlossen, den Armee-Orientierungstag auch für Frauen obligatorisch zu machen. Heute ist dieser für sie freiwillig.

Die Absicht ist klar: Der Bundesrat erhofft sich, den Militärdienst damit mehr Frauen schmackhaft zu machen. Die Landesregierung ist überzeugt, dass sich «dank vertiefter Information mehr Frauen für einen freiwilligen Dienst entscheiden». Heute dümpelt der Frauenanteil im Militär im sehr tiefen Prozentbereich vor sich hin.

Dass die Massnahme – sollte sie denn überhaupt die Volksabstimmung überstehen – wirklich viel nützt, ist zu bezweifeln. So wie der ab und an ausgeübte Wanderzwang meiner Eltern mich nicht zur leidenschaftlichen Gipfelstürmerin gemacht hat, wird auch ein obligatorischer Armee-Infotag junge Frauen nicht reihenweise zum Militär bekehren.

«Wer wirklich an einer gleichberechtigteren Armee interessiert ist, sollte dafür sorgen, dass frau gerne freiwillig Dienst leistet.»

Denn eine unbeliebte Sache wird nicht attraktiver, nur weil man sie obligatorisch macht. Es gibt gute Gründe, weshalb die meisten Frauen heute sehr froh sind, nicht einrücken zu müssen. Eine Umfrage der Armee von vergangenem Jahr hat ergeben, dass fast jede Soldatin im Dienst schon Opfer sexueller Belästigung oder Gewalt geworden ist.

Zwar ist seit Jahren die Rede von Frauenförderung in der Armee, von besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Doch passiert ist wenig. Teilzeit-Militärdienst für Berufsmilitärs? Armee-Kita? Das zu prüfen, wurde medienwirksam angekündigt. Eingeführt worden ist nichts davon. Erst vor vier Jahren ist die Armee auf die Idee gekommen, Ausrüstung und Uniform auch den Bedürfnissen von Frauen anzupassen.

Junge Frauen zum Infotag zu verknurren, mag darum vielleicht ein paar Soldatinnen mehr bringen. Doch wer wirklich an einer gleichberechtigteren Armee interessiert ist, sollte dafür sorgen, dass frau gerne freiwillig Dienst leistet.

Meine Eltern haben es beim Wandern jeweils mit der Aussicht auf eine Glace in der Bergbeiz versucht. Ganz so einfach hat es der Bundesrat nicht. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
90 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Yunnan
17.01.2025 21:23registriert Oktober 2019
Was ist der Sinn dieses Artikels? Dass Frauen in der Armee erst gleichberechtigt sind, wenn man ihnen so gute Konditionen gibt, dass sie es freiwillig tun? Leider durfte ich meine Armeemitgliedschaft nicht von sowas wie Kitas oder Teilzeitdienst abhängig machen, oder gar meiner Wahl überhaupt. Dass Frauen selbst in diesem Zusammenhang die Opfer sein sollen, kann ich beim besten Willen nicht ernst nehmen.
11715
Melden
Zum Kommentar
avatar
Blaghund
17.01.2025 21:09registriert November 2023
Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Die einzige Ungleichberechtigung in der Schweiz, ist die Wehrpflicht für den Mann.
Lohn ist Verhandlungssache.
10424
Melden
Zum Kommentar
avatar
noznoz
17.01.2025 21:20registriert Dezember 2014
Gleiche Rechte, gleiche Pflichten.
Ich verstehe nicht wieso man nicht schon längstens eine allgemeine Wehrpflicht bzw. eine allgemeine Dienstpflicht für alle mit Schweizer Pass eingeführt hat.
Alternativ könnte man die Wehrpflicht auch abschaffen.

Eine unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen (und Divers) ist pure Heuchlerei.
8516
Melden
Zum Kommentar
90
    Lenker schläft auf A3 ein und verunfallt im Habsburgtunnel

    Ein angetrunkener Autofahrer ist am Donnerstagnachmittag auf der A3 bei Lupfig AG verunfallt. Der Wagen des 50-Jährigen touchierte kurz vor dem Habsburgtunnel die Mittelleitplanke, wurde daraufhin auf die rechte Seite geschleudert und prallte dort in die Tunnelwand. Der Alfa Romeo kam schwer beschädigt mitten auf der Fahrbahn zum Stillstand.

    Zur Story