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Dienstpflicht für Frauen oder Zivildienst und -schutz vereint?

Dienstpflicht für Frauen oder Zivildienst und -schutz vereint? Bundesrat prüft Varianten

04.03.2022, 11:2904.03.2022, 11:29
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Damit der Bestand der Armee und des Zivilschutzes langfristig sichergestellt werden kann, prüft der Bundesrat neue Dienstpflichtvarianten. Bei der einen würden Zivildienst und Zivilschutz zusammengelegt, bei der anderen die Dienstpflicht auf Frauen ausgeweitet.

Bundesraetin Viola Amherd besucht den Stand der Armee am Eidgenoessischen Schutzenfest am Samstag, 16. Oktober 2021 in Luzern. (KEYSTONE/Philipp Schmidli)
Verteidungsministerin Viola Amherd prüft neue Dienstpflichtvarianten.Bild: keystone

Die Variante «Sicherheitsdienstpflicht» sieht eine Zusammenlegung des Zivildienstes und des Zivilschutzes in einer neuen Organisation vor, wie der Bundesrat am Freitag mitteilte. Dadurch werde sichergestellt, dass der Zivilschutz genügend Personal rekrutieren könne. Da die Armee bei der Rekrutierung Vorrang habe, würde diese Variante auch bei der Armee für ausreichendes Personal sorgen.

Bei der zweiten Variante handelt es sich um die «bedarfsorientierte Dienstpflicht», bei welcher die Dienstpflicht auf Frauen ausgeweitet würde. Gemäss Mitteilung würden aber nur so viele Personen rekrutiert, wie Armee und Zivilschutz benötigen.

Das wäre laut Mitteilung rund die Hälfte aller stellungspflichtigen Frauen und Männer. Weil aber der Rekrutierungspool gegenüber heute verdoppelt würde, könne sichergestellt werden, dass für Armee und Zivilschutz genügend Personal zur Verfügung stünde.

Bei diesen Varianten gebe es aber noch offene Fragen, schreibt der Bundesrat, beispielsweise bezüglich des tatsächlichen Bedarfs nach einer Zunahme der Dienstleistungen im Zivilschutz. Fragen stellen sich auch bezüglich der Gewährleistung der Dienstgerechtigkeit, der Ausgestaltung eines möglichen Anreizsystems bei der bedarfsorientierten Dienstpflicht, den konkreten Folgen einer Umsetzung der Varianten und der genauen Kostenfolgen.

Der Bundesrat hat deshalb das Verteidigungsdepartement beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsdepartement die Varianten bis Ende 2024 vertieft zu prüfen.

Ebenfalls wird geprüft, den aktuellen Status Quo zu ergänzen um eine obligatorische Teilnahme für Frauen am Orientierungstag. Aus Sicht des Bundesrats ist dies «in jedem Fall ein nützlicher Schritt», um den Frauenanteil in der Armee innerhalb des heutigen Dienstpflichtsystems zu erhöhen. Deshalb wird auch diese Option vertieft geprüft. (sda)

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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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loudmouth
04.03.2022 12:16registriert Juli 2016
Angesichts der aktuellen Situation und der Tatsache das Frauen aus meiner Sicht einen positiven Einfluss auf die Armee hätte, bin ich klar für eine Ausweitung der Dienstpflicht.

Das Thema Lohngleichheit müssen wir nicht diskutieren, da bin ich klar der Meinung, dass dafür alles nötige unternommen werden muss.
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just_a_name
04.03.2022 12:22registriert Januar 2017
Und das alles auf die Kosten des Zivildienstes... Typisch. Ist wohl einfacher die Alternative zu der Armee unattraktiver zu machen als die Armee attraktiver...
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TheLaenz
04.03.2022 13:54registriert März 2014
Wieso nicht ein verpflichtendes Jahr für die Allgemeinheit? Dort dürfte dann ausgesucht werden, ob Armee, Zivilschutz, oder Zivildienst? Gerade in der akuten Situation bei der Pflege wären Zivis doch super, auch wenn sie nur mit den Patienten sprechen oder einfache Tätigkeiten ohne nötiges Fachwissenausüben könnten. Genau für jene Aufgaben haben doch die Pflegekräfte aktuell keine Zeit?
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