Besingen wir künftig das weisse Kreuz statt der Morgenröte? Mit alter Melodie, aber neuem Text versucht die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft seit längerem, die Landeshymne zu modernisieren. Dafür hat sie nicht nur alle 2250 Gemeinden der Schweiz gebeten, am 1. August den neuen Text anzustimmen, sondern auch prominente Fürsprecher gewonnen.
Zu den Unterstützern gehört neben einigen alt Bundesräten auch der oberste Lehrer des Landes, Beat Zemp, Präsident des Schweizer Lehrerverbandes. Für ihn hat die moderne Nationalhymne viele Vorteile gegenüber der alten: «Der neue Text ist sehr gut lernbar und kann deshalb schon ab der Primarschule gesungen und verstanden werden», sagt er. Das sei ein entscheidender Vorteil gegenüber dem heutigen Psalm («Trittst im Morgenrot daher…»): «Der ist in der Schule kaum zu vermitteln.»
Tatsächlich ist der neue Text durchaus einprägsam, reimt sich vielerorts: «Weisses Kreuz auf rotem Grund, unser Zeichen für den Bund. (…) Offen für die Welt, in der wir leben, lasst uns nach Gerechtigkeit streben». Für Zemp eignet sich die Nationalhymne gut, um mit den Schülern über die Werte der Schweiz zu sprechen, egal ob in der neuen oder der Originalversion.
Von Verboten, wie es im vergangenen Jahr die Glarner Schulleitung herausgab («keinesfalls singen»), hält Zemp deshalb nichts. «Unser Ziel ist es, die zentralen Werte der Bundesverfassung den Schulkindern zu vermitteln und dass sie als Erwachsene die Nationalhymne kennen und lieben», sagt er. In anderen Ländern wie Russland oder den USA könne jedes Kind die Landeshymne singen. «Das würde ich mir auch hier wünschen.» Dabei könnten die Schulen einen entscheidenden Beitrag leisten.
Vorpreschen will Zemp allerdings nicht. Zuerst müsse der Bundesrat die neue Hymne offiziell anerkennen, bevor sie an allen Schulen gelehrt und gesungen werden könne.