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Bolt: Uber-Konkurrenz aus Estland kommt in die Schweiz

Bolt
Seit Dienstag vermittelt Bolt in der Schweiz Fahrten.

Uber-Konkurrenz aus Estland kommt in die Schweiz – mit einer Funktion für Frauen

Das estnische Unternehmen Bolt lanciert nach seinen Elektro-Rollern auch seinen Taxidienst in der Schweiz. Den Anfang macht die Uber-Konkurrenz in Zürich. Der Dienst hebt sich etwa durch eine Funktion für Frauen oder mehr Unterstützung für die Fahrer ab.
30.04.2024, 08:3230.04.2024, 08:36
Stefan Ehrbar / ch media
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Per App ein Taxi zu einem definiertem Preis bestellen, live mitverfolgen, wo sich das Fahrzeug gerade befindet, und am Schluss die Fahrt in der App bezahlen: Dieses sogenannte Ride-Hailing-Prinzip ist vor allem durch die Plattform Uber grossgeworden. Der US-Dienst ist hierzulande in neun Städten aktiv, darunter Zürich, Basel, Bern und Zug. Nun erwächst ihm Konkurrenz.

Das estnische Unternehmen Bolt lanciert seinen Mitfahrdienst ebenfalls in der Schweiz. Bolt bietet in Zürich und Basel bereits E-Scooter und E-Bikes an, die über die App gebucht werden können. Seit Dienstag vermittelt Bolt nun auch Taxifahrten, vorerst in Zürich und Agglomeration.

Lizenzierte Taxi- und Limousinenfahrer können sich bei Bolt anmelden und über die App Fahrten annehmen. Ihnen verspricht das Unternehmen aus Estland «grösstmögliche Flexibilität, mehr Optionen und bessere Umsatzmöglichkeiten». Das Modell von Bolt ähnelt jenem von Uber: Die Fahrerinnen und Fahrer werden nicht angestellt, sondern nutzen die Plattform nur zur Vermittlung von Fahrten. Bolt behält einen Teil des Umsatzes für sich, nämlich 20 Prozent. Bei Uber sind es in der Regel 25 Prozent. Dementsprechend will Bolt in Zürich günstiger sein als Uber.

Frauen können Frauen wählen

Fahrerinnen und Fahrer können auf mehreren Plattformen aktiv sein - also etwa für Uber, Bolt und eine Taxifirma Fahrten ausführen. Privatpersonen dürfen gemäss der geltenden Gesetzeslage keine Fahrten anbieten. Anders als bei Uber müssen Fahrerinnen und Fahrer bei Bolt aber nicht unbedingt ein eigenes Auto mitbringen. Das Unternehmen bietet auf Wunsch auch die Option, sie mit einem Mietwagenunternehmen zusammenzubringen, das ein Fahrzeug zur Verfügung stellt.

Kundinnen und Kunden können in der App verschiedene Fahrzeugkategorien auswählen, die unterschiedlich teuer sind: die Standard-Kategorie «Bolt», die Kategorie «Premium» für höherwertige Fahrzeuge oder die Kategorie «XL» für grosse Gruppen.

Die Bolt-App beinhaltet zudem einige Sicherheitsfunktionen: So kann der Standort jederzeit mit Freunden oder der Familie geteilt werden. Wenn die Fahrzeuge zu lang stehen bleiben, kontaktiert die Firma den Fahrer oder die Fahrerin und den Gast. Zudem bietet Bolt die Option «Frauen für Frauen», bei der weibliche Gäste sich von einer Frau chauffieren lassen können.

Uber ist viel grösser

Anders als bei der App von Uber, in der diese Funktion für die Schweiz ausgesetzt wurde, können Gäste zudem die Fahrerinnen und Fahrer bewerten. Wenn die Bewertung unter einen zulässigen Schwellenwert fällt, können diese gesperrt werden. Der Schweiz-Chef von Bolt, Patrick Frei, wird in einer Mitteilung damit zitiert, dass das Ziel eine attraktive Ergänzung zum ÖV und eine Alternative zum eigenen Auto sei.

Bolt wurde im Jahr 2013 im estnischen Tallinn gegründet. Das Unternehmen erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von umgerechnet gut 1,2 Milliarden Franken und ist gemäss eigenen Angaben in 45 Ländern tätig. Bolt bietet neben E-Scootern und -bikes und dem Ride-Hailing-Dienst in gewissen Städten auch Lebensmittellieferungen oder Carsharing an. Zum Vergleich: Uber setzte im Jahr 2023 umgerechnet knapp 34 Milliarden Franken um und war letztes Jahr zum ersten Mal in 15 Jahren profitabel.

Vermittler von Fahrdiensten wie Uber stehen immer wieder in der Kritik etwa von Gewerkschaften. Die Unia fordert, dass Uber seine Fahrerinnen und Fahrer anstellen und ihnen Löhne und Sozialabgaben bezahlen muss, was verschiedene Gerichte etwa in Genf gleich sehen. Das Uber-Modell beruhe «wesentlich auf erzwungener Schwarzarbeit», die Firma versuche «mit aggressivem Umgehen von Gesetzen prekäre Arbeitsverhältnisse als neuen Standard durchzusetzen».

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