Mittlerweile wisst ihr ja, wie es läuft.
21 Männer steigen aus einer weissen Limo und sollten eigentlich direkt wieder einsteigen.
Dann bliebe uns diese geballte Ladung Plumpheit an eingeölten Muskeln und das elende Hemdenzerreissen zum Zwecke der Präsentation eben jener rhythmisch zuckender, glatt rasierter und schmierig glänzender Zumutungen erspart.
Wir müssten die haufenweise mitgebrachten Handschellen und Peitschen nicht mehr sehen, diese – bereits vor Fifty Shades of Grauenhaftigkeit – abgelutschtesten Symbole für geilen Sex. Lernt euch doch gopfertammi erst mal kennen, warum wollt ihr euch immer sofort anbinden und hauen?
Würden die Herren einfach wieder ins Auto steigen, wären wir selbst vor schiefer Handorgelmusik in Kombination mit noch schieferem Gesang sicher und Sprüche wie «Wow, du bisch jo di perfekt Kombination vo süess und sexy» würden in unseren Ohren endlich nicht mehr den tiefen Wunsch wecken, auf der Stelle abzufaulen, auf den Boden zu fallen, von Würmern erst durchstossen, dann gänzlich zerfressen, verdaut und als gehörloses Erdtürmchen wieder ausgekackt zu werden.
Andrina wären keine unangenehmen Küsse auf den Mund gedrückt worden, nach denen sie nie verlangt hat.
Der rote Teppich bliebe leer.
Welch angenehme Vorstellung. Aber sie wird barsch zu Tode gerieben am Schleifstein der Realität. Die ganze Fantasielosigkeit findet auch diesen Frühling wieder ihre unerträgliche Wiederholung. Das Rad läuft weiter und immer weiter, es spult die ewig gleichen Liebes-, Geschlechts-, und Nationalitäten-Klischees (Ich bin Italiener, ich habe Temperament und bring der Bachelorette eine Pizza) ab.
Sisyphos mit seinem Stein ist dagegen reine Action.
Vielleicht aber liegt in dieser Überraschungslosigkeit, in der endlosen Wiederkehr des Immergleichen auch etwas Tröstliches. Da ist Kontinuität, da erkennt sich der Mensch wieder. Den Trott. Seine eigene Langweiligkeit. Nur müsste ihn diese Einsicht im Grunde bescheidener machen. Er müsste sich beispielsweise sagen: «Ja, das bin ich. Ich mag Butterkekse und arbeite auf der Bank. Und wenn ich mich geschnäuzt habe, guck ich mir nachher das Taschentuch an.»
Aber was macht er stattdessen? Er sagt: «Ich bin der Geilste. Geiler als alle anderen. Schaut, wie geil ich bin.»
Und weil er sich das mit ganz viel Grosszügigkeit sich selbst gegenüber solide einredet und der Zeitgeist ihm dabei hilft, indem dieser jede seiner hinterletzten Ich-Facetten tätschelt und ihr einen eigenen Namen, eine eigene Bühne und einen eigenen politischen Vertreter gibt, denkt er am Ende: «Shit, sowas wie mich gab's noch nie.»
Leider denken das alle von sich, weshalb – und das liegt in der Natur der Sache – aus der Spezialität ganz schnell eine Konformität wird, die dank unserer weltumfassenden Konsum-Verflechtungen an jeder Strassenecke zu finden ist.
Der Schnäuzer hat also damit begonnen, sein vollgerotztes Nastuch herumzuzeigen. Was er früher nach einem kurzen Blick leicht beschämt in seiner Hosentasche verschwinden liess, hält er heute jedem stolz unter die Nase.
Und wir, die wir uns vor dem Fernseher versammelt haben, schauen gierig hinein in seinen elenden Schmutzlappen. Wir wollen ihn ganz genau analysieren, seinen niederen Böögg und den schäbigen fädigen Zinkenbrei. Damit wir uns nachher sagen können, dass der unsere um ein Vielfaches edler ist, dass er gar mit schillernden Farben sich wohltuend abhebt von dem Schnodder jenes bemitleidenswerten Primaten.
Aber das Einzige, was sich wirklich abhebt, sind die Zebras, die über die südafrikanische Steppe preschen.
Solange es Menschen gibt, die sich die Schnäuzlümpen anderer anschauen, solange gibt es eben auch Menschen, die den ihren bereitwillig herzeigen.
Jänu.
Machen wir also weiter mit dem Affenzirkus. Für den einst massiven Massimo, der einen Elefanten adoptiert und einen Mmmh-Muffin für die Bätschi gebacken hat.
Und für Cedric, den wir fortan bitte nur noch «Bodensee» nennen (der Dank gilt Simone Meier, die diesen superben Übernamen im Prosecco-Rausch entwickelt hat). Denn Cedric besitzt nicht nur eine Bar, sondern ebenso eine Schmalzlocke (auf die Dani Huber die ganze Zeit über so neidisch geschielt hat).
Und dem nicht genug! Bodensee hat die Bätschi so nervös gemacht, dass sie, als er sie fragte, was sie denn so mache, sagte:
Kenny wiederum, das muss man zu seiner Verteidigung schon sagen, studiert bereits ein Modellhaus, obwohl sein Architektur-Studium noch gar nicht begonnen hat.
Das ist wahre Vorbereitung. Wenn er die Bachelorette auch so eifrig studiert, dann wird er eventuell derart grossartige Pläne entwerfen, dass der Bodensee daneben wie ein lächerlicher Tümpel wirkt.
Ihr seid die Märtyrer welche sich das antun, dieses Format in voller Länge zu schauen.
R.E.S.P.E.C.T
Aber kann es dafür wirklich genug Alkohol geben?🤷♂️