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24.04.2024, 11:1724.04.2024, 15:27
Am Mittwoch fand ab 10.30 Uhr in der Basler St. Jakobshalle die UBS-Generalversammlung statt. Es war die Erste, seit die UBS durch die Fusion mit der Credit Suisse zur Monsterbank wurde.
Und da bei der Generalversammlung die Aktionäre kein Blatt vor den Mund nahmen, hatte die GV Konfliktpotential. Denn der 14-Millionen-Lohn von CEO Sergio Ermotti stiess nicht bei allen auf Verständnis. Angenommen wurde er aber trotzdem.
Das war es von der GV der UBS, wir schliessen den Ticker hier.
«Habt ihr denn keinen Unternehmergeist?», fragt er Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Man solle nochmal über die Bücher und sich die «peinliche» Abstimmung ersparen.
Alle Verwaltungsräte, die zur Wiederwahl angetreten sind, wurden wiedergewählt. Neu gewählt wurde die australische Bankerin Gail Kelly. Sie ersetzt den 66-jährigen Dieter Wemmer, der acht Jahre im Verwaltungsrat waltete.
Colm Kellehen bleibt Präsident des Verwaltungsrates.
Die Aktionärinnen und Aktionäre der Grossbank UBS haben am Mittwoch an der Generalversammlung in Basel in einer Konsultativabstimmung dem Vergütungsbericht 2023 mit klarer Mehrheit zugestimmt. Der Antrag des Verwaltungsrats, den Vergütungsbericht 2023 in einer Konsultativabstimmung zu bestätigen, wurde von den UBS-Aktionären mit 83,5 Prozent Ja-Stimmen angenommen.
An der GV folgen die Abstimmungen.
Maximo Bayubay ist Vizepräsident der Batangas-Region in den Philippinen. Er fürchtet die Zerstörung seiner Region und deren Biodiversität. Er erzählt von den direkten Veränderungen, die er miterlebt hat. Bayubay appelliert vor allem an die Frage, wann denn die UBS aufhören wird, in Unternehmen zu investieren, welche fossile Gase fördern.
Es folgt wieder eine hässige Wortmeldung. «Ich und die Grossbanken dieses Landes führen schon sehr lange eine toxische Beziehung», sagt Mirjam Hostetmann und geht mit den Worten: «Es wird Zeit, sich zu trennen.»
Nicola Siegrist von der Juso politisiert und spricht von «Abzockerei». Er rechnet aus, wie lange es dauert, bis sich die Putzkräfte in der St. Jakobshalle die 14 Millionen von Sergio Ermotti zusammenverdient haben.
Die Jugendsozialistin Melanie Rufi ist sicher: Nach der Finanzkrise ist vor der Finanzkrise, und prangert auch den Bundesrat an.
Ein Aktionär aus dem Appenzell findet, Sergio Ermotti und seine Kollegen verdienten ihren Lohn. Und hätte ihn selbst auch gerne.
Ein Aktionär mit der Kult-SKA-Kappe der CS erzählte in einem kuriosen Auftritt ein paar Anekdoten. Fragen hat er derweil nicht wirklich gestellt.
Ein weiterer Aktionär ergreift das Wort. Er ist stinksauer. Sergio Ermotti verdiene pro Tag mehr als 50'000 Franken. Das sei mehr als acht Mal so viel wie ein durchschnittlicher Schweizer pro Monat verdiene. «So etwas kann man nicht verdienen, das kann man nur vom Verwaltungsrat bekommen.» Der Verwaltungsrat der UBS bestehe nur aus «geldgierigen Bankern».
Aktionär Guido Röthlisberger, ehemaliger CS-Aktionär, fühlt sich «schon ein bisschen beschissen».
Die Aktionärin doppelt nach und empfiehlt, die entsprechenden Traktanden abzulehnen und das Vergütungskomitee nicht wiederzuwählen. Applaus im Saal.
«Obszöne Entschädigungen seien das», sagt eine Aktionärin. Man müsse die Boni deckeln. Ermotti habe das sechsfache seines Lohnes als Bonus erhalten. Mit Top-Bezahlten Managern erziele man nicht automatisch ein gutes Resultat, das sei ein Irrglaube. Der Crash der CS habe dies gezeigt.
und redet etwas wirr von Geheimnissen der UBS im Zusammenhang mit Juden und dem Holocaust. Es ist auch nach ihrer (notabene 7-minütigen) Rede nicht ganz klar, worauf sie hinauswill.
Colm Kelleher geht auf die Vorwürfe ein und verteidigt den Standpunkt des Verwaltungsrates. «Wir sind ein weltweit geführtes Unternehmen. Die Verwaltungsräte sind der Meinung, dass die Vergütung die Leistung Sergio Ermottis im Jahr 2023 widerspiegelt.»
«Wir glauben, wir haben ambitionierte Dekarbonisierungsziele», entgegnet Kelleher dem Greenpeace-Vertreter.
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Die UBS investiere in Unternehmen, welche dem Klima grossen Schaden zufügen, so der Vertreter von Greenpeace. Für den Landwirtschaftssektor habe die UBS zum Beispiel gar keine Reduktionsziele, das genüge so nicht. «Der Nachhaltigkeitsbericht ist ungenügend und ist abzulehnen», so der Vertreter von Greenpeace.
Die Aktionärsvertretung Actares ergreift das Wort. «Die Vergütung für neun Monate Arbeit von 14 Millionen Franken ist masslos übertrieben», sagt der Vertreter von Actares. «Es liegt eine krasse Fehlleistung des Verwaltunsgrates vor.» Weiter: «Die 14 Millionen stehen quer in der Landschaft und sind Affront gegenüber den Schweizer Aktionären.» Mit einer solchen Vergütung gehe viel Vertrauen verloren. «Dieser Fehlentscheid erinnert schmerzlich an vergangene CS-Sünden. Sie sollten sich dafür schämen!» Actares empfiehlt bei allen Vergütungsanträgen des Verwaltunsgrates ein «Nein».
Der Aktionärsvertreter Ethos ergreift das Wort und kritisiert den Lohn von Sergio Ermotti. Man sei besorgt, so Ethos: «Er ist der am besten vergütete CEO Europas.» Zudem fordert Ethos, dass die UBS wegen der Nachhaltigkeit unter anderem aus dem Geschäft mit Kohle aussteigt.
Der Übergang auf eine kohlenstoffarme Zukunft sei eine Priorität, entgegnet Kelleher. Man habe ambitionierte Dekarbonisierungsziele. Man möchte bis 2050 «Netto-Null» erreichen.
«Sergio Ermotti hat die schwierigste Aufgabe der Finanzwelt», sagt UBS-Präsident Colm Kelleher. «Er hat sie erfolgreich erfüllt.» Weiter sagt er: «In Anbetracht seines herausragendes Beitrages sind ich und der Verwaltungsrat der Ansicht, dass er zehn Prozent mehr verdient als sein Vorgänger.» Sein Lohn sei nicht vergleichbar mit gleichen Positionen bei US-Banken.
Die UBS, die Credit Suisse und ihre Mitarbeitenden hätten in den letzten 10 Jahren rund 25 Milliarden Franken an Steuern bezahlt. 2023 hätte die kombinierte Bank Waren und Dienstleistungen im Wert von 3,9 Milliarden Franken bezogen.
Auf einem Slide zeigt Ermotti, dass die UBS die drittgrösste private Arbeitgeberin der Schweiz sei. Im vergangenen Jahr habe man 2300 Ausbildungs- und Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt.
Die UBS sei die bevorzugte Arbeitgeberin für Wirtschaftsabsolventen.
Als «faktisch unzutreffend» kritisierte der UBS-CEO in seiner Rede das Argument, die UBS verfüge über eine implizite Staatsgarantie. Er verwies dabei auf das verlustabsorbierende Kapital der UBS von insgesamt rund 200 Milliarden Dollar. «Die Risiken von UBS werden von den Aktionärinnen und Aktionären getragen – nicht vom Steuerzahler.»
Für die UBS bedeute das auch, dass die Finanzierungskosten strukturell deutlich höher seien als bei Banken mit einer Staatsgarantie, betonte er. Auch seien die Ratings, die die UBS von Ratingagenturen erhalte, tiefer als diejenigen von Banken, die eine implizite oder explizite Staatsgarantie genössen. (awp/sda)
UBS-CEO Sergio Ermotti sieht bereits «viele Fortschritte» bei der Integration der Credit Suisse in die UBS. Es brauche aber noch bedeutende Restrukturierungsmassnahmen und Optimierungen, bevor die Grossbank die Vorteile des Zusammenschlusses voll ausschöpfen könne, sagte Ermotti an der Generalversammlung in Basel.
Die Integration sei «ein Marathon, kein Sprint», betonte der UBS-Chef. Dabei werde das Jahr 2024 für die Grossbank ein entscheidendes Jahr. Zu den wichtigsten Prioritäten für das erste Halbjahr 2024 gehöre die Fusion der beiden Stammhäuser und die Überführung des US-Geschäfts in eine einzige Zwischenholdinggesellschaft. «Der Zusammenschluss unserer Schweizer Banken sollte noch vor Ende des dritten Quartals erfolgen», sagte Ermotti.
Ab der zweiten Hälfte 2024 können die UBS die alten Plattformen der Credit Suisse dann schrittweise ausser Betrieb nehmen. «Dieser Prozess wird bis 2025 andauern, bevor wir uns 2026 dem Zielzustand nähern.»
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Kelleher sagte, die UBS sei seines Erachtens nicht «Too big to fail». «UBS ist eine der am besten kapitalisierten Banken in Europa, mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell und einer entsprechend risikoarmen Bilanz», sagt Kelleher.
Die UBS sei und bleibe als Schweizer Bank hier fest verwurzelt, so Kelleher weiter. «Die Schweiz ist ein Eckpfeiler unserer Strategie und daran wollen wir nichts ändern.»
Den Aktionären versprach Kelleher zudem, weiterhin das Ziel einer progressiven Dividendenausschüttung zu verfolgen. Für das Geschäftsjahr 2024 strebe die UBS eine Erhöhung der Dividende pro Aktie im mittleren Zehnprozentbereich an. «Unser Ziel ist, dass unsere gesamten Kapitalausschüttungen bis 2026 das Niveau von vor der Übernahme übertreffen werden.» (awp/sda)
Es sei verständlich, dass die Übernahme der Credit Suisse in der Schweiz eine erneute Debatte darüber ausgelöst habe, wie Banken reguliert werden sollten, sagte Kelleher vor den Aktionären. Allerdings sei die UBS «sehr beunruhigt über Diskussionen über zusätzliche Eigenkapitalanforderungen». Denn die UBS unterstütze viele der Empfehlungen von Aufsichtsbehörden und Fachgremien, darunter auch jene im jüngsten Bericht des Bundesrates zur Bankenstabilität. «Zusätzliches Kapital ist das falsche Mittel», betonte er gleichzeitig.
«Die Kapitalanforderungen für global systemrelevante Banken sind in den vergangenen 15 Jahren deutlich gestiegen», betonte Kelleher. Es seien auch nicht zu niedrige Kapitalanforderungen gewesen, welche die Credit Suisse zu einer historischen Rettung gezwungen hätten. Seine Schlussfolgerung aus den Problemen der CS sei, dass es keine regulatorische Lösung für ein fehlerhaftes Geschäftsmodell gebe. Das Geschäftsmodell sei Aufgabe der Konzernleitung und des Verwaltungsrats, «Vertrauen kann nicht reguliert werden.»
UBS-Präsident Colm Kelleher hat sich erneut gegen zusätzliche Kapitalanforderungen an die Grossbank ausgesprochen. Er sei «ernsthaft besorgt» über einige der Diskussionen im Zusammenhang mit zusätzlichen Kapitalanforderungen, sagte der Verwaltungsratspräsident der UBS.
Der Verwaltungsratspräsident der UBS eröffnet die GV und stellt die Teilnehmenden vor. Er spricht Englisch. Es könnte spannend werden, es haben sich viele Aktionärinnen und Aktionäre für eine Wortmeldung in die Liste eingetragen.
Gleich geht die Generalversammlung los. Es läuft im Moment noch ein Imagefilm mit pathetischer Musik und die letzten Besuchenden nehmen ihre Plätze ein.
So die Aussage einer Dame, die nicht als Aktionärin anwesend ist.
«Hört auf, mit der Zukunft zu spielen», ist einer der Slogans. Es sind verschiedene Organisationen gemeinsam vor Ort.
«Schaut man sich die Herausforderungen an, ist das so in Ordnung!», meint er.
«...aber dieser Lohn ist schon hoch», meint dieser Aktionär und hofft auf das Verantwortungsbewusstsein bei der UBS.
«Das kann es nicht sein», sagt dieser Herr zu unserem Reporter Kilian Marti vor Ort.
Um 9.30 Uhr hat der Einlass begonnen. Vor dem Eingang hat sich bereits eine Menschentraube gebildet – das Interesse scheint gross zu sein.
UBS übernimmt Credit Suisse: Die Verordnung
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UBS übernimmt Credit Suisse: Die Verordnung
Die Verordnung zur Übernahme der CS durch die UBS im Originallaut. Die ersten drei Seiten bilden die Verordnung, danach folgen die Erläuterungen.
quelle: keystone / michael buholzer
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