Bereits der erste Satz lässt erahnen, was als Nächstes kommt: «Für Schweizer Banken ist die Betreuung von US-Kunden in den vergangenen Jahren immer anspruchsvoller geworden», schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Brief, der diese Woche an die in der Schweiz wohnhafte US-Klientel verschickt wurde. Und prompt folgt der Gebühren-Hammer.
Im Sinne einer verursachergerechten Gebührenpolitik habe man sich deshalb entschieden, eine Gebühr von 90 Franken pro Quartal zu erheben. Sprich: 360 Franken pro Jahr, die zusätzlich zu bereits allfällig bestehenden Gebühren anfallen. CH Media liegt der Brief vor, wie auch dem Finanzportal «Inside Paradeplatz», das zuerst darüber berichtet hatte.
Der höhere Aufwand, schreibt die ZKB, habe mit der Einhaltung der rechtlichen und internen Vorgaben sowie mit dem sich laufend verändernden regulatorischem Umfeld zu tun. Der Aufwand bestehe unabhängig von der Art oder Anzahl genutzter Bankdienstleistungen oder getätigter Transaktionen.
Die Zusatzgebühr von 360 Franken erhebe man bereits bei Kunden im Ausland. Nun kommt sie aber hierzulande bei allen ZKB-Kunden zum Zuge, die einen US-Pass haben. Davon befreit sind unter anderem Kunden einer Hypothek oder einem Kredit.
Der hiesige Ableger der Demokratischen Partei, die Organisation Democrats Abroad Switzerland, ist über die ZKB-Massnahme nicht erfreut: Es sei das erste Mal, dass man davon höre, dass eine Bank die Kosten für die Einhaltung der US-Vorschriften direkt auf Kunden mit US-Staatsbürgerschaft übertrage, sagt Sprecherin Debra Hitti. «Das ist unglaublich unfair.» Auch in anderen Ländern würden Banken internationalen Meldepflichten unterliegen, diese Kosten jedoch nicht an ihre Kunden weitergeben.
Laut Hitti würden einige Banken das seit 2014 zum Tragen kommende US-Bankengesetz – bekannt als Fatca – teilweise falsch interpretieren. «Zum Beispiel sind Banken nur verpflichtet, Konten mit einem Guthaben von über 50’000 US-Dollar zu melden, dennoch berichten manche Banken alle Konten, unabhängig vom Kontostand.»
In anderen Fällen habe man davon gehört, dass Banken von ihren US-Kunden die US-Steuererklärung verlangen würden und bei Nichteinreichung mit der Kontoschliessung drohten. Dabei würde Fatca keine solch drastischen Massnahmen vorschreiben. «Wir stellen häufig fest, dass Banken die Fatca-Meldepflichten nicht richtig verstehen.»
Hitti verweist auf eine Umfrage von Democrats Abroad aus dem Jahr 2022 bei 7000 im Ausland lebenden US-Bürgern. Diese habe gezeigt, dass 50 Prozent derjenigen, die in den zwei Jahren zuvor versucht hatten, ein Konto ausserhalb der USA zu eröffnen, aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft abgelehnt wurden.
Democrats Abroad setze sich für eine Steuerreform ein, die auf einer wohnortbasierten Besteuerung fusse. Denn die USA besteuern ihre Staatsbürger nach wie vor unabhängig davon, wo sie auf der Welt leben. Ein Sonderfall, den die USA nur mit Eritrea teilen.
Auf Nachfrage gibt sich die ZKB zur neuen Gebührenpolitik bedeckt. Wie viele Kunden betroffen sind, sagt Sprecher Adrian Vonlanthen nicht. Auch zum erwähnten Mehraufwand äussert er sich nicht weiter. Verdient die ZKB denn kein Geld mit der US-Klientel? Hat Sie das Interesse an ihr verloren? Nimmt sie derzeit überhaupt neue Kunden mit US-Pass auf? Auch diese Fragen bleiben unbeantwortet.
Für die betroffene Kundschaft ist Botschaft angesichts der hohen Gebühr dennoch klar: Die ZKB nimmt in Kauf, dass sie die Bank verlassen. Denn andere Finanzinstitute sind günstiger.
Bei der UBS fallen für die US-Kundschaft mit Domizil Schweiz laut Sprecherin Cécile Rietschi «die üblichen Gebühren für Privatkunden» an. Postfinance-Sprecher Oli Dischoe sagt, der Klientel mit Domizil Ausland - also nicht nur US-Amerikanern – wird eine Gebühr von 25 Franken pro Monat verrechnet. Ausländischen Kunden, die in der Schweiz leben, wird diese somit nicht auferlegt.
Zusätzliche Gebühren sind laut Dischoe derzeit nicht vorgesehen. Und Inhaber eines US-Passes seien bei der Postfinance weiterhin als Neukunden willkommen. Allerdings: «Personen mit einem US-amerikanischen Pass, die im Ausland wohnhaft sind, müssen den Schweizer Pass besitzen, um eine Geschäftsbeziehung eröffnen zu können.»
Die Berner Kantonalbank erhebt laut Sprecher Lauro Mombelli für US-Kundinnen und -Kunden mit Domizil Schweiz eine monatliche Gebühr von 20 Franken. Grund dafür seien die erhöhten regulatorischen Anforderungen, welche die Betreuung dieser Kundengruppe mit sich bringe, sagt Mombelli. «Die Gebühr ist als Aufwandsentschädigung zu verstehen.» Man überprüfe die eigenen Konditionen immer wieder. Aber: «Aktuell sind keine neuen Gebühren vorgesehen.»
Wie gross die US-Kundenzahl der BEKB ist, verrät Mombelli nicht. Zudem lässt er durchblicken, dass die Bank bei der Aufnahme neuer US-Kunden eher zurückhaltend agiert. Sofern diese in der Schweiz leben würden oder einen klaren Bezug zum Schweizer Wirtschaftsraum hätten, könnten «im Einzelfall» auch US-Kundinnen und -Kunden dazugehören.
Und wer den Sonderpreis nicht will, verzichtet auf eine US-Staatsbürgerschaft.