Der grosse Sturm, der vor zweieinhalb Jahren die Credit Suisse wegfegte, hat im Bankenbarometer der Schweizerischen Bankiervereinigung kaum Spuren hinterlassen. Dass fast alle Banken 2025 Rückgänge beim Zinsertrag und damit auch beim Geschäftserfolg erwarten, kann angesichts der Leitzinsentwicklung nicht überraschen. Schliesslich ist die Schweiz schon seit Juni zurück im Nullzinsregime. Dennoch rechnen 96 Prozent der befragten Banken im weiteren Jahresverlauf mit einer stabilen oder gar zunehmenden Beschäftigungslage.
Das ist erfreulich vor dem Hintergrund, dass die Restrukturierung der alten Credit Suisse in der Schweiz erst jetzt richtig anzulaufen beginnt und viele Banker in den nächsten Monaten eine neue Stelle suchen müssen. Aber angesichts der zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Umstände stellt sich die Frage: Ist es den hiesigen Banken so wohl, weil sie wenig Wettbewerb haben?
Nach den offiziellen Darstellungen schadete die Grossfusion dem Wettbewerb nicht. So betonte die Nationalbank unlängst anlässlich der Publikation des Berichtes zur Finanzstabilität: «Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS stieg die Zahl der Kundinnen und Kunden, die Kreditbeziehungen mit einer neuen Bank eingehen wollen. Der Bankensektor konnte diese Nachfrage insgesamt erfolgreich auffangen.» Aber wie glaubwürdig sind solche Einschätzungen von Behörden, die direkt oder indirekt selbst daran beteiligt waren, eine einzige Schweizer Grossbank zu formen?
Zwei Ergebnisse der Verbandsumfrage unter den Mitgliedsbanken lassen zumindest aufhorchen. Da wäre zunächst die Frage nach den möglichen Auswirkungen von Bankdiscountern auf die künftigen Profitmargen. Nicht weniger als 28 Prozent der befragten Banken gaben an, das Thema sei «unwichtig». Keine einzige Bank hielt es für «sehr wichtig». In hart umkämpften Märkten wie Deutschland oder Grossbritannien würde man andere Antworten erwarten. Wenig überzeugend auch die Erklärung, die Chefökonom Martin Hess auf der Medienkonferenz des Verbandes lieferte: Die meisten Schweizer Bankkunden mit einer Beziehung zu einem Discounter unterhielten auch eine Hauptbankbeziehung zu einem etablierten Institut.
Dann gab es noch die Frage, wie die Banken das Kreditwachstum 2025 im Vergleich mit den vergangenen Jahren einschätzen. Eine grosse Mehrheit der Institute zeigt sich überzeugt, dass das Wachstum im Hypothekengeschäft 2025 höher ausfallen werde. Erstaunlich aber ist die Erwartung der Banken zum Wachstum beim Geschäft mit nicht hypothekarisch gedeckten Krediten, also vor allem bei Unternehmenskrediten: Nur 11 Prozent rechnen hier mit einer Zunahme des Kreditvolumens.
Überraschend ist diese Antwort vor dem Hintergrund, dass sich das Wirtschaftswachstum auch in der Schweiz abkühlt und die Industrie schon seit geraumer Zeit mit einer schwachen Konjunktur zu kämpfen hat. Erfahrungsgemäss nimmt die Kreditnachfrage der Unternehmen in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten nämlich eher zu.
Dass die Banken bei Unternehmenskrediten kein Wachstum erwarten, ist deshalb vielleicht ein Indiz dafür, dass grosse Kreditgeber auf die Bremse stehen und im Markt niemand sonst da ist, der in diese Bresche springen will. In einem Markt, auf dem ein gesunder Wettbewerb unter Banken herrscht, würde man ein anderes Ergebnis erwarten.
Doch für eine abschliessende Analyse der volkswirtschaftlichen Folgen der Credit-Suisse-Rettung ist es noch zu früh. Unverkennbar – wenn auch von der Bankiervereinigung erhoben – ist aber, dass das Bild des Bankensektors in der Bevölkerung wie auch in der Politik weniger positiv ist als zu früheren Zeiten. (aargauerzeitung.ch)