Schweiz
Basel-Landschaft

Durchfahrtsverbot in Birsfelden: Ein Viertel der Bussen wurde bezahlt

20'000 Bussen wegen Durchfahrverbot in Birsfelden – ein Viertel hat bezahlt

17.10.2025, 18:3017.10.2025, 18:31

Birsfelden BL hat seit der Einführung der automatischen Durchfahrtskontrolle 20'000 Bussen ausgestellt. Ein Viertel der gebüssten Lenkerinnen und Lenker hat ihre Bussen auch bezahlt, wie die Gemeinde am Freitag mitteilte.

Rund fünf Prozent der Bussen wurden noch nicht zugestellt, weil die Halter noch nicht identifiziert oder ihre Adressen ungültig sind, wie Martin Schürmann, Leiter der Gemeindeverwaltung, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA schreibt. Die restlichen 70 Prozent stünden noch offen, was den Erwartungen entspreche, da die Zahlungsfristen noch nicht abgelaufen seien.

Die Anzahl der Übertretungen liegt seit rund einer Woche bei 300 pro Tag, wie es heisst. Anfangs waren es noch täglich deren 1000. Dies hatte grosse öffentliche Aufmerksamkeit auf das System gezogen. «Am wichtigsten: Der Verkehr in den Quartierstrassen ist spürbar zurückgegangen», schreibt Schürmann. Eine Auswertung, woher die Gebüssten kommen, liege noch nicht vor.

Astra beobachtet den Betrieb

Das Bundesamt für Strassen (Astra) äussert gegenüber Keystone-SDA, wie schon im «Blick», Bedenken. Als kommunale Verkehrsanordnung falle die Massnahme grundsätzlich in die Zuständigkeit der Gemeinde- oder gegebenenfalls der Kantonsbehörden. Laut Astra-Sprecher Thomas Rohrbach sei aber nicht klar, ob die Massnahme verhältnismässig sei und im öffentlichen Interesse liege.

Das Astra beobachte den Betrieb in Birsfelden. Aus Sicht des Bundesamts stellt sich die Frage, ob es sich bei der Massnahme nicht um «indirektes Road-Pricing» handelt, wie Rohrbach weiter ausführt.

Denn gemäss Bundesverfassung sei die Benutzung von öffentlichen Strassen gebührenfrei. Für eine flächendeckende Einführung von Gebühren müsse die Verfassung geändert werden – und über Ausnahmen müsse das Parlament entscheiden. «Wir erwarten, dass dies ein Gericht beurteilen wird», hält Rohrbach fest.

Bussen seit Mitte September

Die Gemeinde Birsfelden büsst seit Mitte September Autofahrerinnen und Autofahrer mit 100 Franken, wenn sie unerlaubt bestimmte Quartierstrassen nutzen, um dem Verkehr auf der Autobahn und auf der Hauptstrasse in Richtung Basel auszuweichen. Zu diesem Zweck werden im Rahmen einer automatischen Durchfahrtskontrolle Kameras eingesetzt, die die Nummernschilder bei Einfahrt und Ausfahrt erfassen. (sda)

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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_Momo_
17.10.2025 18:58registriert August 2025
‚Die Anzahl der Übertretungen liegt seit rund einer Woche bei 300 pro Tag, wie es heisst. Anfangs waren es noch täglich deren 1000‘

Zumindest schon ein erster Erfolg. Aber 300 sind immer noch eine hohe Anzahl an Fahrern die meinen, die Regeln würden für sie nicht gelten.

Es gibt noch viele solcher Quartierstrassen, welche eigentlich Zubringer wären aber keiner hält sich daran. Ich hoffe dieses Beispiel wird viele weitere Gemeinden dazu bringen, die Regeln mit Bussen durch zusetzen, anders wird das einfach ignoriert.
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Butschina
17.10.2025 18:53registriert August 2015
Normalerweise würde ich auch sagen es idt übertrieben. Aber am Anfang des Bussenverteilens waren es 1000 Autos, die wiederrechtlich durchs Quartier fuhren obwohl es klar ausgeschildert ist. Darum scheint es schlicht nicht ohne die Bussen zu gehen. Selbst jetzt, nach diversen Medienberichten sind es immer noch 300 Autos täglich. Ich kann die Birsfeldner Gemeinde schon verstehen. Ich bin nicht sicher wie die rechtliche Lage betreffend der Fotos ist. Daher bin ich skeptisch. Aber verstehen kann ich es. Für eine Strasse mit Erlaubnis nur für Zubringerdienst sind das sehr viele Übertretungen
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ingmarbergman
17.10.2025 20:55registriert August 2017
„ Für eine flächendeckende Einführung von Gebühren müsse die Verfassung geändert werden“

Was für ein Quatsch ist das denn? Hier geht es ja nicht um eine Gebühr bei Benutzung, sondern um eine Busse bei Missachtung der Verkehrsregeln.

Wenn die Argumentation des Astras durchkommt, könnte man ja auch sämtliche Parkbussen anfechten.

Die Sachlage ist einfach: Hier halten sich Verkehrsteilnehmer nicht an die deutlich ausgeschilderte Verkehrsordnung und werden dafür gebüsst. Bitte sofort flächendeckend in der Schweiz einführen!
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