Schweiz
Basel

Birsfelden: Bussen könnten juristisches Nachspiel haben

Drohnenaufnahme von der Autobahnverzweigung Hagnau / Basel St. Jakob von Birsfelden aus gesehen, am Donnerstag, 17. Oktober 2024. Der geplante Rheintunnel soll an die bestehenden Achsen von und nach D ...
Viel Verkehr und viele Bussen in Birsfelden.Bild: KEYSTONE

Bussenflut in Birsfelden könnte juristisches Nachspiel haben

Die Gemeinde Birsfelden hat über 1,5 Millionen Franken eingenommen mit Bussgeldern von Autos, die unerlaubterweise durch die Gemeinde fuhren. Eine Juristin zieht jetzt in Zweifel, ob das rechtens ist.
04.10.2025, 20:5705.10.2025, 17:51

Die automatischen Durchfahrtskontrollen erhitzen die Gemüter. Die Gemeinde im Kanton Basel-Landschaft hatte vor rund einem Monat damit begonnen, Autofahrende zu büssen, die versuchten, über Quartierstrassen dem Pendlerstau zu entkommen.

Resultat: Über 1000 Fahrzeuge täglich missachten die Signalisation, wonach die Quartierstrassen nur befahren darf, wer sich länger als 15 Minuten im Quartier aufhält. Eine automatische Ausfahrtskontrolle überprüft das anhand der Nummernschilder.

Wer nach weniger als 15 Minuten das Quartier wieder verlässt, kassiert eine Busse von 100 Franken. Rund 1,5 Millionen Franken an Bussgeldern hat Birsfelden bis jetzt so eingenommen.

Nun sagt eine Expertin: Das könnte ein juristisches Nachspiel geben. «Es gibt berechtigte Zweifel, ob die ‹automatische Durchfahrtskontrolle› verfassungskonform ist», schreibt Monika Simmler, Assistenzprofessorin für Straf-, Strafprozessrecht und Kriminologie an der Universität St.Gallen auf Linkedin. Darüber berichtete zuerst der Blick.

Kantonalparteipraesidentin Monika Simmler spricht am Parteitag der SP des Kantons St. Gallen, am Samstag, 9. Mai 2015, in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Juristin und SP-Politikerin Simmler ist sich nicht sicher, ob die Bussen rechtens sind.Bild: KEYSTONE

Simmler, die für die SP im St.Galler Kantonsrat sitzt, führt aus, dass das Bundesgericht schon bei der automatisierten Fahrzeugsfahndung und Verkehrsüberwachung in Zweifel gezogen habe, ob ein solches Vorgehen verhältnismässig ist. «Dürfte das dann nicht erst recht für eine Nummernschilderfassung aller durchfahrenden Fahrzeuge zum Zwecke der Feststellung blosser Übertretungen gelten?», fragt sich Simmler. Und rät der Gemeinde Birsfelden:

«Wenn ich die Gemeinde wäre, würde ich das Geld noch nicht ausgeben»

Denn einer der über 1000 Gebüssten werde sich sicher zur Wehr setzen. Affaire à suivre.

(her)

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    158 Kommentare
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    Die beliebtesten Kommentare
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    fisk
    04.10.2025 22:41registriert Oktober 2018
    Die Situation in Birsfelden ist einfach nur untragbar, es ist nur logisch, dass sich die Gemeinde mit allen Mitteln gegen den täglichen Pendlerverkehr in Quartierstrassen wehrt. 1000 Pendler pro Tag, die trotz Verbotsschilder durch die Wohnquartiere ausweichen. Stellt euch nun vor, wie es vorher war (auch vorher nur Zubringerdienst gestattet) Die Hauptstrasse kann noch immer normal (halt nach Feierabend mit Stau) passiert werden. Unnötiger Aufschrei von Leuten, die die Gegebenheit vor Ort nicht kennen.
    13836
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    Likos
    04.10.2025 22:45registriert Januar 2014
    Mal unabhängig der Busse bin ich ja schon erstaunt wie viele da durchfahren. Jeder hinterletzte Depp dieser Region, weiss das es schon seit Jahren nicht erlaubt ist, nur das System hat nun gewechselt. Da muss niemand auch nur eine Ausrede vorbringen, wenn man nicht gerade eine verlorener Tourist ist.
    12525
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    yey
    04.10.2025 22:25registriert August 2018
    Wenn es Gesetze gibt, müssen sie auch durchgesetzt werden (dürfen). Ansonsten kann man das Ganze auch gleich seien lassen.
    10224
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    158
    Belastung «sehr hoch» – jetzt bekommt die Gemeinde Birsfelden die Bussenflut zu spüren
    Die Gemeinde Birsfelden BL nimmt Rückfragen und Reklamationen bezüglich Durchfahrtsbussen nur noch per E-Mail entgegen. Die Belastung in der Verwaltung ist derzeit «sehr hoch», wie Martin Schürmann, Leiter der Gemeindeverwaltung, am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
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