Am 28. Oktober dürfte sich der Boden des Schaffner-Areals im Ortszentrum von Sissach BL rot färben – blutrot: Schaulustigen bietet sich die Gelegenheit, einer öffentlichen Metzgete von zwei Säuen beizuwohnen, vom Bolzenschuss zur Betäubung bis zur Herstellung und Verzehr einer Schweinsbratwurst. Hinter dem Vorhaben stecken der Sissacher Metzgermeister Rolf Häring und seine Mitstreiter Hans Peter Eschbach und Heiner Oberer.
«Es geht darum, den Leuten das traditionelle Handwerk der Hausmetzgete von früher aufzuzeigen», erläutert Heiner Oberer gegenüber der «Basler Zeitung» (Artikel online nicht verfügbar). Doch die öffentliche Metzgete sorgt für Unmut. Der frühere Pfarrer der Gemeinde Rothenfluh – der als «Chüngelipfarrer» bekannt gewordene Lukas Baumann – bezeichnete den geplanten Anlass in einem Leserbrief als «entwürdigende Veranstaltung». Seinen Übernamen erhielt Baumann, weil seine Frau im Pfarrhaus eine Auffangstation für Kaninchen einrichtete.
Die öffentliche Tötung von Tieren zur «Belustigung der Bevölkerung» sei grausam und gehöre ins letzte Jahrhundert. Er fordert von den Organisatoren eine Absage der Veranstaltung. Gegenüber der «Basler Zeitung» sagte Baumann, dass ihm schon bewusst sei, dass die Schweine so oder so geschlachtet würden: «Aber ich wehre mich dagegen, dass die Tiere dabei öffentlich vorgeführt werden.» Wer eine Schlachtung erleben wolle, solle dafür ins Schlachthaus gehen. Er habe sich bereits per Brief an die Organisatoren gewandt, aber noch keine Antwort erhalten. Baumann überlegt sich deshalb, während der Metzgete vor Ort eine Aktion durchzuführen.
Unterstützung erhält Baumann vom Schweizer Tierschutz, der seine Bedenken teilt: «Für mich klingt das Ganze nach einem Gag, der nichts mit der Realität des Schlachtens zu tun hat», sagt STS-Geschäftsführer Hansueli Huber zur «Basler Zeitung». Es sei prinzipiell zu begrüssen, wenn sich die Leute mit den Hintergründen der Fleischproduktion auseinandersetzen, findet Huber. Aber er kann sich schwerlich vorstellen, dass eine solche «Show-Metzgete» zur Aufklärungsarbeit beitrage.
Gegen diesen Vorwurf wehrt sich Organisator Heiner Oberer: «Mit dem geplanten Anlass wollen wir die Leute nicht belustigen, sondern aufzeigen, dass es zum Schlachten am Fliessband humanere Alternativen gibt und ein Schwein nicht nur aus Filets und Schinken besteht». Während der Schlachtung sei ein Tierarzt vor Ort. Dieser stelle sicher, dass sämtliche Anforderungen des Tierschutzes erfüllt würden, ergänzt Oberer.
«Wir sehen ein, dass das Töten von Tieren nicht jedermanns Sache ist. Aber bei unserer Metzgete läuft alles korrekt ab», sagt Oberer. Schliesslich sei der Anlass von den kantonalen Behörden abgesegnet worden. (cbe)