Sag das doch deinen Freunden!
Der Berner Informatiker Moritz Maier hat die Zeichen der Zeit erkannt. Weil immer mehr Menschen nur noch «nachhaltig» Fleisch essen und weg von der industriellen Massentierhaltung wollen, erfand er vor gut einem Jahr «kuhteilen.ch». Die Idee: Das Rind wird erst geschlachtet, wenn das Tier komplett verkauft ist. Dieses Konzept hat eingeschlagen. Deshalb gibt es nun auch «sauteilen.ch».
Das, was Sie machen, nennt sich Crowdbutchering. Was versteckt sich dahinter?
Moritz Maier: Das Ganze ist relativ einfach. Es geht darum, gemeinsam ein Tier zu teilen. Konkret kaufen sich unsere Kunden auf der Homepage einen Teil und erhalten diesen in Form eines Fleischpakets nach Hause geliefert. Erst wenn das komplette Schwein verkauft ist, schlachten wir es. Wir versuchen alles zu verwerten und nennen das Nose-to-tail-eating.
Sie sagen, Sie versuchen alles zu verwerten. Das klingt, als könnte nicht ganz alles verkauft werden.
Es gibt zwei Möglichkeiten: Sie können entweder das Kennenlern-Paket, das 4 Kilo Fleisch beinhaltet oder das Gourmet-Paket, das 8 Kilo schwer ist, bestellen. Beide sind ein Mix aus verschieden Arten von Fleisch wie Koteletts, Geschnetzeltem, Steaks, aber auch Speck. Beim Gourmet-Paket kommen Filet und Haxen dazu. Wir bieten alles an, was möglich ist, aber es gibt Grenzen. Hirn zum Beispiel ist tabu, obwohl eine Nachfrage besteht. Sonst verwerten wir aber beinahe alles. Teile, bei welchen fast keine Nachfrage da ist, wie Innereien, Zunge oder Schwanz geben wir an Restaurants weiter. Wir arbeiten aber daran, die Kunden darauf zu sensibilisieren.
Gibt es weitere Vorteile bei Ihrer Art von Crowdbutchering?
Alle Tiere kommen aus der Region Bern und werden lokal verarbeitet. Dadurch bleiben die Schlachtwege kurz, was für die Schweine angenehmer ist. Wir wählen die Bauern aus, kontrollieren sie und können so eine tierfreundliche Haltung garantieren. Zudem übernehmen wir die Vermarktung, was dazu führt, dass die Bauern mehr Zeit haben, sich um die Tiere zu kümmern.
Was bedeutet für Sie tierfreundliche Haltung?
Bei den Schweinen, wie auch den Rindern, ist es neben der Rasse die Bio-Haltung, die vorschreibt, dass die Tiere ins Freie gehen können. Die Bauern müssen sie mit frischem Gras füttern und in einer Herde auf dem Hof leben lassen. Uns ist wichtig, dass die Bauern die Tiere lieben und ihnen ein gutes Leben ermöglichen. Für uns kommen nur erfahrene Bauern in Frage, die wir kennen.
Das ist aufwändig und bestimmt nicht günstig. Wie viel mehr kostet bei Ihnen Schweinefleisch als beim Detailhändler oder beim Metzger?
Der Preis ist höher, das stimmt. Wir sind der Meinung, dass Qualität auch etwas mehr kosten darf. 4 Kilo Bio-Schwein kosten 119 Franken, 8 Kilo 239 Franken. Beim etwas exklusiveren Wollschwein kosten 4 Kilo 159 Franken, die grössere Packung 319 Franken.
Wie viele Kunden müssen eine Bestellung aufgeben, bis das ganze Schwein verkauft ist?
Zwischen 6 und 8 müssen es schon sein.
Und wie lange dauert es dann, bis ich das Fleisch bekomme?
Über den Daumen gepeilt würde ich jetzt mal sagen, dass es ein paar Tage dauert bis das ganze Schwein verkauft ist. Auf der Homepage sehen die Kunden stets, wie viel Prozent des Tieres bereits weg sind. Nach der Schlachtung lassen wir das Fleisch ein paar Tage reifen. Der ganze Prozess geht also ein, bis maximal zwei Wochen. Wir informieren unsere Kunden per Mail wann sie das Fleisch bekommen. Das vakuumverpackte Fleisch liefern wir in der ganzen Schweiz nach Hause.
Wie viele Schweine haben Sie schon verkauft?
Rund 30 Schweine, wir haben aber erst damit begonnen. «sauteilen.ch» wurde letzte Woche erst aufgeschaltet. Bei den Rindern, mit denen wir vor einem Jahr angefangen haben, sind die Zahlen höher – über 50 haben wir verkauft. Unsere Community wächst täglich. Momentan zählen wir etwas mehr als 1500 Kunden.
Zuerst Kühe, jetzt Schweine. Was kommt als nächstes? Funktioniert Crowdbutchering für alle Tierarten?
Nein (lacht). Hühner sind dafür zu klein. Momentan haben wir nichts weiter geplant. Lämmer würden sich jedoch ebenfalls für Crowdbutchering eignen. Wir konnten uns für dieses Jahr ein paar Bisons sichern und werden demnächst Wasserbüffel und Yaks auf «kuhteilen.ch» anbieten.
Sie verkaufen zwar immer mehr, die ganz grossen Mengen sind es aber noch nicht. Können Sie irgendwann davon leben?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich führe daneben eine IT-Firma. Momentan geht das gut nebeneinander. Wir lassen uns überraschen.
Wie sind Sie auf die Idee des Teilens gekommen?
In Belgien gibt es Crowdbutchering schon länger. Ich setzte mich mit Freunden zusammen und wir überlegten, wie wir die Idee in die Schweiz importieren können. Es war ein langer Prozess. Die Homepage, das Netzwerk zu den Bauern, die Lieferwege. Letztes Jahr dann hatten wir alles beisammen und liessen los. Wir bereuen nichts.