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BLS-Zug mit YB-Fans bleibt stecken – das war der Grund

ARCHIVBILD ZUR KOMMUNIKATION DES BAV UEBER DIE VERGABE DER FERNVERKEHRSKONZESSIONEN UND DIE INTERREGIO-LINIEN, AM DIENSTAG, 12. JUNI 2018 - A SBB, left, and BLS train, right, at the train station in L ...
Eine Zugkomposition der BLS blieb am Samstag über eine Stunde stecken. (Archivbild)Bild: KEYSTONE

«Situation war kritisch» – nun ist klar, warum der Zug mit YB-Fans so lange stecken blieb

02.04.2025, 09:3902.04.2025, 10:09
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Zwei technische Probleme haben am Samstagabend dazu geführt, dass hunderte YB-Fans anderthalb Stunden lang in einer überfüllten Zugskomposition der BLS ausharren mussten. Das haben Recherchen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ergeben.

Die S2 verliess den Bahnhof Bern verspätet um 17.20 Uhr. In Bern-Wankdorf kam sie nicht wie geplant drei Minuten später an, sondern erst gegen 18.55 Uhr. Der Zug blieb auf Höhe des Wifag-Areals stecken. Die Passagiere erfuhren anfänglich per Durchsage, dass der Zug abgeschleppt werden sollte, rechneten aber nicht damit, dass sich die Störung derart lange hinziehen würde.

«Die Situation im überfüllten Zug war zeitweise kritisch, vor allem, nachdem die Luftzufuhr abgestellt wurde», erinnert sich eine Passagierin. «Innert kurzer Zeit wurde es stickig und heiss.» Einige Reisende hätten die Situation als unerträglich empfunden. Es habe sogar Überlegungen gegeben, Fenster einzuschlagen, «weil wir keine Ahnung hatten, wie lange wir noch ohne Lüftung ausharren müssen.»

Letztlich sei es der Disziplin und Toleranz der Passagiere zu verdanken, dass keine Panik ausgebrochen sei. Viele hätten sich aber von der Bahn allein gelassen gefüllt. Niemand habe die Menschen im Zug über den Fortgang der Panne informiert, und der BLS-Kundendienst sei telefonisch nicht erreichbar gewesen.

«Wir können den Ärger der betroffenen Fahrgäste verstehen und entschuldigen uns für die Umstände», schrieb BLS-Sprecher Stefan Locher auf Anfrage von Keystone-SDA. Nach seinen Angaben hat die Bahn bisher rund 30 Rückmeldungen erhalten.

Luftverlust an Federung

Laut BLS konnte der Zug aufgrund eines Luftverlusts an einer pneumatischen Federung in einem Drehgestell nicht mehr weiterfahren. Die Lokführerin habe vergeblich versucht, die Störung selbst zu beheben. Darauf sei entschieden worden, den Zug abzuschleppen.

Es habe einige Zeit gedauert, bis ein entsprechendes Fahrzeug vor Ort gewesen sei. Dann sei ein anderes technisches Problem beim Abschleppen hinzugekommen, wodurch sich die Fahrt weiter verzögert habe.

«Besonders herausfordernd war, dass zeitweise auch die Stromversorgung im Zug nicht mehr funktioniert hat», so Locher. «Deshalb fielen die Lüftung und die Lautsprecheranlage aus.» Die detaillierten technischen Ursachen würden nun analysiert und der Vorfall gemeinsam mit den involvierten Stellen aufgearbeitet.

Keine Evakuierung

Passagiere warfen die Frage auf, warum die Strecke nicht kurzzeitig gesperrt wurde, um die Menschen aus dem Zug zu evakuieren. Dies wäre Aufgabe der SBB gewesen, da sich der Vorfall auf einer SBB-Strecke ereignete.

«Ein Ausstieg auf der Strecke hätte das Risiko mit sich gebracht, dass sich Reisende beim Ausstieg oder beim Bewegen im unebenen Gleisbereich verletzt hätten», hielt SBB-Sprecher Moritz Weisskopf fest. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass sich auch Reisende mit Mobilitätseinschränkungen im Zug befunden haben könnten.

Ein weiterer Aspekt sei der laufende Bahnbetrieb. Eine Sperrung hätte auf dieser Achse weitreichende Folgen für sehr viele Reisende gehabt.

Entschädigung für Bahnticket

Die YB-Fans verpassten letztlich die Hälfte des Spiels. Für diesen Ärger können sie keine Entschädigung der BLS erwarten.

Ab einer Verspätung von mehr als 60 Minuten steht den Fahrgästen in der Schweiz zwar eine Entschädigung von 25 Prozent des Fahrpreises zu. Darüber hinausgehende Entschädigungszahlungen seien aber nicht vorgesehen, hielt der BLS-Sprecher fest. (sda)

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«Ich hasse Leute, die andere Leute nicht aus dem Zug aussteigen lassen»
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79 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hierundjetzt
02.04.2025 09:51registriert Mai 2015
Man kann 1’000 Personen nicht evakuieren, weil 1 Rollstuhlfahrer drin ist?

Aussteigen geht nicht, weil die Schiene nur gemietet ist?

Also… wenn der Zug brennt, verbrennen alle wegem 1 Rollstuhlfahrer und weil das Geleis der SBB gehört?

Kann man den PR-Bub zurück in die Schule schicken? Merci
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Fondue
02.04.2025 10:04registriert Januar 2015
Bei der Tür gibts ein Hebel. Runter ziehen und dann kann man ganz eifach die Türen öffnen. Frischluft, ohne was einzuschlagen. Die Busse hätte ich bezahlt. Hier gab es offensichtlich nicht nur technische Probleme, sondern auch Kommunikations Probleme. Wenn die Lautsprecher nicht mehr funktionieren, kann man auch durch den Zug laufen. Hatte Ja Zeit...
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MR_99
02.04.2025 10:25registriert Oktober 2024
«Ein Ausstieg auf der Strecke hätte das Risiko mit sich gebracht, dass sich Reisende beim Ausstieg oder beim Bewegen im unebenen Gleisbereich verletzt hätten». Was ich hier zwischen den Zeilen lese: Wir können keine Eigenverantwortung mehr zulassen, weil wenn etwas Kleines passieren würde, käme sofort eine Anklage.
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