Schweiz
Bern

Die Stadt Bern als Pionierin – Parteienfinanzierung kommt vors Volk

Von wem wird welche Partei in welchem Ausmass finanziert? Eine Volksinitiative will Licht ins Dunkel bringen. Das Parlament entscheidet auch über einen indirekten Gegenvorschlag. (Archivbild)
Eine Volksinitiative fordert mehr Transparenz in der Politikfinanzierung – die Stadt Bern macht nun vorwärts.Bild: KEYSTONE

Die Stadt Bern als Pionierin – Parteienfinanzierung kommt vors Volk

28.11.2019, 21:53
Mehr «Schweiz»

Bern soll die erste Stadt der Schweiz sein, die sich Vorschriften zur Parteienfinanzierung gibt. Der Stadtrat hat die Transparenzvorlage am Donnerstag mit 46 zu 17 Stimmen verabschiedet. Das letzte Wort hat das Volk.

Unumstritten sind die neuen Spielregeln nicht. Im Parlament warben SVP und FDP ebenso für Rückweisung wie die Freie Fraktion der Linksaussen-Parteien GaP, AL und PdA. Die Beweggründe waren unterschiedlich.

Die Bürgerlichen machten geltend, die Vorlage sei unausgegoren und biete etliche Schlupflöcher, um die Regeln zu umgehen - und das trotz des beträchtlichen bürokratischen Aufwandes, der sich bereits abzeichne. Transparenz werde so nicht erreicht. Weiter sei fraglich, ob die Bestimmungen mit übergeordnetem Recht vereinbar seien.

Luzius Theiler (GaP) beantragte ebenfalls Rückweisung. Zwar sei die Offenlegung von Partei- und Kampagnenspenden begrüssenswert, doch müsse die Stadt zugleich endlich ihrer Verpflichtung nachkommen und eine finanzielle Unterstützung der Parteien einführen. Auch Komitees seien für Unterschriftensammlungen finanziell zu entschädigen.

Die Ratsmehrheit verteidigte die Vorlage. Sie sei grundsätzlich gut ausgearbeitet und geeignet, das Vertrauen in die Politik zu stärken. Wer nichts zu verheimlichen habe, könne guten Gewissens für die Vorlage stimmen. Die Rückweisungsanträge scheiterten alle deutlich.

Finanzierung offenlegen

Die Teilrevision des Reglements über die politischen Rechte verpflichtet die im Stadtrat vertretenen Parteien, jährlich ihre Finanzierung offenzulegen. Sie müssen den Behörden insbesondere verraten, woher sie das Geld für Abstimmungskämpfe und Wahlkampagnen haben.

Wer für einen Sitz im Stadtrat, im Gemeinderat oder für das Stadtpräsidium kandidiert, muss sein Wahlkampf-Budget ebenfalls offenlegen. Auch Abstimmungs- und Wahlkomitees werden in die Pflicht genommen.

Die Informationen werden von der Stadt geprüft und laufend im Internet veröffentlicht. Bei Widerhandlungen sind Bussen bis zu 5000 Franken möglich.

Premiere bei Wahlen 2020?

Nach der zweiten Lesung im Stadtrat ist die Vorlage nun reif fürs Volk, das voraussichtlich am 9. Februar entscheidet. Sagen die Stimmberechtigten Ja, werden die neuen Regeln schon bei den Gemeindewahlen Ende 2020 gelten.

Transparenz bei der Parteienfinanzierung ist schweizweit ein Dauerbrenner. Im Bundeshaus ist dazu eine eidgenössische Initiative hängig, die Kantone Tessin, Genf, Neuenburg und Schwyz kennen bereits Vorschriften. Im Kanton Freiburg ist der Staatsrat daran, die 2018 angenommene Initiative umzusetzen. (cma/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wahlen 2019: Das sind die Neuen in Bern
1 / 148
Wahlen 2019: Das sind die Neuen in Bern
Adele Thorens Goumaz ist neu im Kanton Waadt im Ständerat für die Grünen.
quelle: partei
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Würdest du dem Internet sagen, wie viel du verdienst?
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Stadtzürcher Parlament: FCZ und GC sollen nicht zusätzliche Sicherheitskosten bezahlen

Der Stadtzürcher Gemeinderat hat sich am Donnerstag für eine Signalanlage an der Langstrasse ausgesprochen, die rund eine Million Franken kostet. Den Fussballklubs FCZ und GC überwälzt er keine weiteren Kosten. Die rund 110 Anträge erledigte das Parlament in zwei Tagen.

Zur Story