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Coronavirus: Warum Bern jetzt eine offene Drogenszene droht

Angespannte Stimmung vor dem Berner Fixerstübli an der Hodlerstrasse: Maskierte Sicherheitsleute und Gassenarbeiter versuchen, die Abstand-Regeln auch bei den Süchtigen durchzusetzen.
Angespannte Stimmung vor dem Berner Fixerstübli an der Hodlerstrasse: Maskierte Sicherheitsleute und Gassenarbeiter versuchen, die Abstand-Regeln auch bei den Süchtigen durchzusetzen. bild: watson

Im Berner Fixerstübli gehen die Masken aus – jetzt droht eine offene Drogenszene

Vor der Berner Drogenanlaufstelle kommt es wegen den Abstandregeln zu Gewaltausbrüchen: Die Corona-Krise trifft auch die Suchtkranken direkt. Für das Personal ist die Situation «extrem belastend». Nun gibt es ein weiteres Problem. Ein Augenschein vor Ort.
20.03.2020, 12:1320.03.2020, 13:56
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Vor dem Fixerstübli an der Berner Hodlerstrasse liegen die Nerven blank. Ein Süchtiger tritt mit einem Kung-Fu-Kick gegen die Glasscheibe der Bushaltestelle vis à vis und reiht sich dann in die mit Gittern abgesteckte Warteschlange ein. «Die Klienten brauchen ihren Stoff. Wenn sie schon nur wenige Minuten warten müssen, sind sie am Limit», sagt ein Security-Mitarbeiter mit Schutzmaske zum watson-Reporter.

Abstand halten: Wie überall in der Schweiz gilt auch bei den Schweizer Drogenanlaufstellen das neue BAG-Regime. Darum müssen sich die Süchtigen in einer Reihe aufstellen und warten, bis sie eintreten und ihren Stoff konsumieren dürfen. Nur noch 40 Menschen dürfen sich gleichzeitig im Berner Fixerstübli aufhalten.

Die ungewohnte Wartezeit zerrt an den Nerven: «Die Aggressionen sind spürbar. Wir sind uns vieles gewohnt, aber die Situation ist für unser Personal wie auch die Klienten extrem belastend», sagt Rahel Gall, Leiterin von Contact, welche die Anlaufstelle betreibt. Viele Süchtige seien gesundheitlich angeschlagen und hätten generell Mühe mit Veränderungen.

Bei der Drogenanlaufstelle an der Berner Hodlerstrasse dürfen nur noch 40 Süchtige gleichzeitig rein. Die Nerven liegen blank.
Bei der Drogenanlaufstelle an der Berner Hodlerstrasse dürfen nur noch 40 Süchtige gleichzeitig rein. Die Nerven liegen blank.bild: watson

Eine weitere Gruppe reiht sich vor dem Tor ein. «Wann kann ich mir endlich meinen Schuss setzen?» – die Anspannung ist den Süchtigen ins Gesicht geschrieben. «Es gab auch schon Gewaltausbrüche im Inneren der Anlaufstelle», erklärt Gall.

Sämtliche Mitarbeitenden von Contact und die Sicherheitsleute sind mit Schutzmasken ausgerüstet. Doch es gibt ein Problem: Die Masken-Vorräte reichen nur noch für wenige Tage. «Wenn wir keine Masken mehr haben, müssen wir zumachen. Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden hat oberste Priorität», so Gall.

«Wenn wir keine Masken mehr haben, müssen wir zumachen.»
Rahel Gall

Eine Schliessung des Fixerstüblis wäre nicht nur für die Süchtigen ein Worst-Case-Szenario: «Wenn wir die Anlaufstelle schliessen müssen, ist mit einer Szenenbildung von Dealern und Konsumenten auf der Strasse oder öffentlichen Plätzen zu rechnen», so Gall.

Beim Bollwerk wartet ein Süchtiger auf den Bus. Zuerst verzieht er die Augen, als ihn der Reporter anspricht. Dann sagt der Mittdreissiger: «Es ist wirklich gerade sehr schwierig für uns. Der Staat soll uns einfach Geld geben.»

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sheshe
20.03.2020 12:34registriert November 2015
Sucht ist eine Krankheit und das Fixerstübli für die Süchtigen ein Spital. Begreifft das doch bitte endlich!
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SeboZh
20.03.2020 16:14registriert Dezember 2017
Weil die meisten Suchtkranken ein sehr geschwächtes Immunsystem haben, müsste dort nur ein angesteckter sein uns es sterben viele. Dazu kommt dass wohl keiner von ihnn je getestet wird... Da leider in unserer Gesellschaft zu wenig relevant
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SeboZh
20.03.2020 15:06registriert Dezember 2017
In Belgien nähen Gefängnissinsassen schutzmasken... Wäre dies bei uns auch eine Option?
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