Er gilt als der härteste Interviewer beim Schweizer Fernsehen: Sandro Brotz, Moderator der Sendung «Rundschau». Als ihn diese Zeitung am Donnerstag in Zürich zum Gespräch trifft, wirkt der Journalist zurückhaltend, fast schon vorsichtig. Man sieht ihm an: Es steht viel auf dem Spiel. Brotz sagt, er wolle keine Abstimmungsempfehlung zur «No Billag»-Initiative abgeben. «Was ich als langjähriger Berufsmann tun kann, ist die Situation zu schildern, wie ich sie sehe, und meine ernsthaften Sorgen äussern.»
Natürlich schüttle der anstehende Urnengang seine Kolleginnen und Kollegen bei der SRG durch. Gefragt nach den Gründen für das Unbehagen in der Bevölkerung gegenüber seinem Arbeitgeber, bleibt er einsilbig: «Es gibt keinen grossen gemeinsamen Nenner. Es hat vielleicht mit der Grösse des Unternehmens zu tun», sagt er, um sogleich anzufügen, dass man sehr wohl schätze, was die SRG mache.
Spätestens seit der Abstimmungstermin vom 4. März 2018 bekannt ist, befindet sich die SRG im Krisenmodus. Mitarbeiter, die namentlich nicht genannt werden wollen, sprechen von einer wachsenden Nervosität bei Belegschaft und Führung. «Wir fühlen uns unter Druck, einfach weil wir wissen, dass es um alles oder nichts geht», sagt ein Journalist.
Die SRG erlaubt ihren Angestellten seit Mitte Monat, sich auf Social Media offen zu äussern. Von den aktualisierten Richtlinien machen viele Gebrauch. So auch die bekannte Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri. Sie twitterte diese Woche: «Die ökonomischen Tatsachen sind klar. Werbegelder weg. Traditionelle Medien werden ohne Gebührengelder oder Mäzene nicht überleben.»
Die ökonomischen Tatsachen sind klar. Werbegelder weg. Traditionelle Medien werden ohne Gebührengelder oder Mäzene nicht überleben. https://t.co/px7ctVkdfN
— Patrizia Laeri (@LaeriPatrizia) 26. Oktober 2017
«10vor10»-Moderator Arthur Honegger sagt: «Ich überlege mir nicht, was ich im Fall einer Annahme der Initiative tun würde.» Er sei auch nicht nervös. Doch ganz spurlos gehe der Abstimmungskampf nicht an ihm vorbei. «Als Bürger mache ich mich in meinem Umfeld selbstverständlich für ein Nein zur No-Billag-Initiative stark.»
Besonders heikel für SRG-Journalisten sind Sendungen zu «No Billag»: Medienclub-Moderator Franz Fischlin betont, er wolle verhindern, dass seine Sendung zum Thema im kommenden Januar zu einer reinen «SRG-Show» werde: «Im Zweifel bin ich gegenüber dem eigenen Unternehmen lieber speziell kritisch. Wie ich das übrigens schon im Medienclub zum Service public Anfang Jahr gemacht habe.»
Auch «Arena»-Moderator Jonas Projer kündigt spezielle Massnahmen an: «Angesichts der Umstände würden wir wohl nicht erst bei der Abstimmungs-Arena, sondern schon bei möglichen früheren Sendungen zur Vorlage die Redezeit beider Seiten messen.» Er werde sich gleich verhalten wie immer, so Projer: «Fair, ausgewogen, kontrovers und mit kritischen Fragen in beide Richtungen.»
Darf ich das,was ich jetzt tue? Trotz politischer Vorlage hier für den unabhängigen Journalismus von @SRF einstehen? https://t.co/247LoUzOYP
— Susanne Wille (@willesusanne) 27. Oktober 2017
Das ist ein ausgewogener Vorschlag aus dem Departement Leuthard. Die SRG MUSS so sparen, aber wird NICHT eingeschränkt in ihrem Auftrag.
Die SVP (sorry, man muss halt wieder die svp kritisieren) ist auch hier nicht ehrlich. Es geht ihr nicht darum, dass wir weniger bezahlen müssen, sondern das die SRG weniger Einfluss auf die Meinungsmachung im Land erhält. Denn die soll zukünftig vom Gottvater der SVP vie seine eingekauften Blätter erfolgen.
No Billag NEIN !
Anfangs war ich geneigt die Initiative zumindest sympathisch zu finden, aber ich denke nur schon aus Gründen des nationalen Zusammenhaltes sollte man sie ablehnen.
Unsere Minderheiten im Land können Sendungen nicht so einfach durch Werbungen finanzieren, da sie ein viel kleineres Publikum haben. Sie haben auch ein gutes Staatsfernsehen verdient. Sie können ja nichts dafür dass sie weniger sind.