Roger Nordmann, langjähriger Nationalrat und Fachmann für Energie- und Klimafragen, trat im März von seinem Amt zurück. 20 Jahre lang hatte der Waadtländer für die SP in Bern politisiert, 8 Jahre lang als Fraktionschef gewaltet. Er fühle eine unvermeidliche Abnutzungserscheinung, sagte Nordmann im Februar. Es sei in der Politik wie im Sport: «Man darf keine Saison zu viel machen.»
Doch ganz so abgelöscht scheint Nordmann nicht zu sein. Nach seinem Rücktritt machte er sich selbstständig. Er gründete eine Beratungsagentur mit dem Namen «Approche Nordmann». Mit Erfolg: Am Donnerstag teilte das Departement des Innern mit, dass es in der Totalrevision zum Gesetz über das elektronische Patientendossier von einer externen Beratungsagentur unterstützt werde – von «Approche Nordmann».
Diese Gesetzesrevision sei angesichts all der involvierten Akteure besonders komplex und anspruchsvoll, wie das Departement schreibt. Im Hinblick auf die Überweisung der Botschaft sowie zur Unterstützung in der Projektorganisation ziehe man deshalb die Beratungsfirma des alt Nationalrats bei.
Von Mitte Juli bis Ende dieses Jahres soll das Mandat rund 30 Arbeitstage umfassen, im kommenden Jahr kann es erweitert werden. In dieser Zeit soll Nordmann eine interne Bestandsaufnahme vornehmen, Gespräche mit Stakeholdern suchen und mithelfen, dass die Revision gesamtgesellschaftlich möglichst gut eingebettet werden könne.
Auf den ersten Blick wirkt es auffällig, dass Nordmann ausgerechnet vom EDI, das Parteikollegin Elisabeth Baume-Schneider untersteht, engagiert wird. Zumal Gesundheitspolitik nie Nordmanns Steckenpferd war.
Gerade das qualifiziere ihn aber für das Mandat, findet Nordmann. Weil er sich als Nationalrat nicht spezifisch zu Gesundheitsfragen engagiert habe, sei die Gefahr eines Interessenkonflikts gering: «Ich kann alles von Grund auf hinterfragen.»
Zudem habe er sein letztes Entgelt als Parlamentarier im April erhalten. Seither sei er selbstständig. Es sei «völlig normal», dass er die Erfahrungen nutze, die er über Jahrzehnte gemacht habe, so Nordmann. Für ehemalige Politikerinnen und Politiker gebe es schliesslich kein Berufsverbot.
Die Parteizugehörigkeit Nordmanns spiele für das Mandat keine Rolle, schreibt das Departement des Innern auf Anfrage. Das elektronische Patientendossier sei ein Schlüsseldossier. Nordmann sei mit den politischen Abläufen bei Bund und Kantonen sowie den unterschiedlichen Akteuren in der föderalen Schweiz bestens vertraut und habe viel Erfahrung im Umgang mit komplexen Dossiers. Diese Expertise sei sehr hilfreich für die Weiterentwicklung des elektronischen Patientendossiers.
Nordmann erhalte dafür ein Honorar in üblicher Höhe für unabhängige Berater. Seine Arbeit werde nach tatsächlichem zeitlichen Aufwand entlöhnt.