«Hätte eine Rolex bringen müssen»: UBS- und Trump-Freunde lästern über Karin Keller-Sutter
Das Gedächtnis ist kurz – und Papier bekanntlich geduldig. Keine zwei Jahre sind vergangen, da kürte die angesehene «Financial Times» im Nachgang zur CS-Rettungsaktion Bundesrätin Karin Keller-Sutter zu einer der einflussreichsten Frauen des Jahres 2023. Nun zieht die britische Wirtschaftszeitung über die Bundespräsidentin her – wegen ihres Verhaltens im Zollstreit mit Donald Trump. Und wegen ihrer harten Linie bei der Bankenregulierung.
Zu Wort in der «Financial Times» kommen vor allem Kritiker, die etwa zu wissen glauben, wie Trump zu besänftigen gewesen wäre: Keller-Sutter «hätte nur mit einer goldenen Rolex auftauchen und ihn bezaubern müssen.» Aber sie habe sich eben geweigert, pragmatisch zu sein.
Beim Thema Bankenregulierung wiederum fordert die «Financial Times» etwas «Mitgefühl» mit der UBS. Die Grossbank sei für die Schweiz «ein riesiger Gewinn»: in Bezug auf das Finanzökosystem, die heimischen 35'000 Angestellten und die Steuern, die sie direkt und indirekt zahle.
Der Artikel erschien nur gerade einen Tag, nachdem dieselbe «Financial Times» über die privaten Gespräche von UBS-Präsident Colm Kelleher mit US-Finanzminister Scott Bessent zu berichten wusste. Die beiden hätten die Möglichkeiten eines Domizilwechsels der Schweizer Grossbank in die USA erörtert. Was die Spatzen längst von den Dächern pfeifen, hat das Wirtschaftsblatt damit quasi offizialisiert. Die Gespräche seien Teil von Kellehers Bemühungen, die Schweizer Politik zu einer Lockerung der vorgeschlagenen Kapitalvorschriften zu bewegen.
Den Domizilwechsel hatte Mitte September bereits die in Wirtschaftskreisen wenig bekannte «New York Post» kolportiert. Heute wie damals lautet die Stellungnahme der UBS-Pressestelle: Man wolle «weiterhin als global tätige Bank aus der Schweiz heraus operieren».
Mit dem Lobbying hat die UBS in den vergangenen Wochen erreicht, dass zwei parlamentarische Kommissionen eine Abschwächung der neuen Kapitalauflagen empfehlen. Ob sie damit durchringen werden, ist offen. Im rechten Parteienspektrum, wo die UBS-Unterstützer angesiedelt sind, hat sich bislang kein klarer Konsens herausgebildet.
Im linken Spektrum geniesst die Haltung der Regierung Zuspruch. Diesen erhalten die Regierung und Behörden, einschliesslich der Notenbank, auch in breiten Kreisen der Bevölkerung. (aargauerzeitung.ch)
