Auf Instagram gibt es ein Profil unter dem Namen «violaamherdofficial». Der vermeintlichen VBS-Vorsteherin folgen über 3000 Personen, darunter auch Bundespräsident Alain Berset.
Doch der blaue Verifizierungshaken fehlt. Auch wirken die Beiträge laienhaft kuratiert. Schnell kommt der Verdacht auf, es könnte ein Fake-Profil sein.
Schon in der Beschreibung des Profils hat es Fehler. Im Satz «Leitet das eidgenössische department für verteidigung, bevölkerungsschutz und sport» wird auf eine korrekte Gross- und Kleinschreibung verzichtet.
Auch die Story-Highlights sind verwunderlich: «About me», «Press» und «Google». It's giving boomer.
Hinter dem Story-Highlight «Press» verbirgt sich unter anderem ein Screenshot vom Wikipediaeintrag über Amherd. Das wirkt komisch, aber Boomer überraschen bekanntlich immer wieder mit skurrilen Ideen.
Die vermeintliche Amherd wirkt freundlich und nahbar. Deshalb bedankt sie sich herzlich bei den Einsatzkräften, die am WEF 2022 gearbeitet haben. Sie arbeitet sogar mit Hashtags!
Sie berichtet von «unvergesslichen Erlebnissen» beim Besuch des Pfadibundeslagers. Die Kommentierenden sind hin und weg von der VBS-Vorsteherin und ihren Posts.
Alain Berset folgt dem Account nicht nur, er postet auch Bilder mit der echten Viola Amherd und markiert @violaamherdofficial. Diese liked den Post des Innenministers.
Auch Moderator Sandro Brotz folgt dem Profil und taggt dieses immer wieder.
Brotz' Kollegen tun es ihm gleich.
Das Profil wird auch international wahrgenommen: Die Schweizer Botschaft in Indonesien markiert neben den verifizierten Profilen von Alain Berset und Ingnazio Cassis den seltsamen Account von Amherd.
Das deutsche Verteidigungsministerium taggt die vermeintliche Schweizer Kollegin ebenfalls.
watson hat das VBS kontaktiert und gefragt, ob das Profil mit dem Namen @violaamherdofficial ein Fake ist. Lorenz Frischknecht, Sprecher des VBS, sagt: «Ja, das kann ich Ihnen bestätigen.» Man habe das Profil bei Instagram gemeldet. Einen echten Instagram-Kanal habe Viola Amherd derzeit nicht.
Beim Bund scheint man also nicht den Überblick zu haben, zu welchem Bundesrat welches Instagram-Profil gehört – anders ist nicht zu erklären, weshalb Berset einen Fake-Account markiert. Dies erstaunt, hat der Bund vergangenen Herbst im Rahmen seiner «Strategie Soziale Medien» doch zehn neue Stellen geschaffen.
Ein Teil dieser Personen betreut den Instagram-Kanal für den Gesamtbundesrat. Auch die verschiedenen Departemente haben personelle Verstärkung erhalten, wie der Sprecher des Bundesrates André Simonazzi im Oktober erklärte.
10 Stellen wurden für die Umsetzung der «Strategie soziale Medien» geschaffen. 6 in je einem Departement, 4 bei der BK. Mit diesen Stellen wird die Kommunikation auf allen Kanälen gestärkt. Wie genau? Steht hier: https://t.co/UzVfdblADz (3/4)
— André Simonazzi (@BR_Sprecher) October 12, 2022
Weshalb es die Social-Media-Verantwortlichen des VBS bisher nicht geschafft haben, den Fake-Account von Viola Amherd zu löschen, bleibt ein Rätsel. Normalerweise sperrt Instagram Fake-Accounts schnell, wenn eine Beschwerde von offizieller Stelle eingeht. Dies bestätigt Konrad Weber, Strategieberater und Digitalexperte.
Weber war es auch, der am Dienstag auf eine weitere Panne der Social-Media-Abteilung hinwies. Am WEF traf sich der frisch gewählte Bundesrat Albert Rösti mit der brasilianischen Umweltministerin Marina Silva. Zwar verfassten die verantwortlichen Personen einen Instagram-Post zum Treffen, liessen ihn aber auf dem Kanal von Simonetta Sommaruga raus – Röstis Vorgängerin im UVEK. Und das gleich zweimal hintereinander, wie Weber erzählt. Die Posts auf dem falschen Kanal seien über eine halbe Stunde online gewesen.
10 Stellen, um Instagram zu betreuen und dann geht der Post trotzdem über den falschen Account raus. pic.twitter.com/XyCYWkZH3I
— Konrad Weber (@konradweber) January 17, 2023
«Das wirkt laienhaft», sagt Weber zu watson. «Jetzt haben die beim Bund eine Vielzahl von Kommunikationsleuten und scheitern an den Basics.» Zum Fake-Profil von Viola Amherd meint Weber: «Die Angelegenheit ist doppelt schwierig. Zum einen scheint die Kommunikation innerhalb des VBS nicht wirklich zu funktionieren. Das wirkt nicht wirklich vertrauenswürdig. Denn zum anderen soll künftig ja auch die ganze Cybersecurity-Abteilung neu beim VBS angesiedelt werden.»
Ein Kritiker des Social-Media-Ausbaus beim Bund ist Marcel Dobler. Angesprochen auf den missglückten Post bei Albert Rösti sagt er: «Das ist peinlich. Man muss sich fragen, was für Qualitätsansprüche der Bund bei den Instagram-Posts hat. Offenbar haben da die internen Kontrollen versagt, oder es gibt kein Vier-Augen-Prinzip.»
Mehrmals auf den Fake-Account von Viola Amherd hereingefallen ist auch Sandro Brotz. Gegenüber watson sagt er nun: «Das habe ich vermutet, weil ich Bundesrätin Amherd an einer Veranstaltung darauf angesprochen habe – sie hat jedoch nur mit einem Lächeln darauf geantwortet.»
Wer hinter dem Fake-Account steckt, ist watson nicht bekannt. Der Betreiber oder die Betreiberin des Profils hat unsere Fragen nicht beantwortet.
🤣
Der Vorfall ist oberpeinlich hilft aber sicher die Stellenbeschreibung von Medienberatern des Bundesrates zu konkretisieren. - Spoiler: Eine gewisse Nanny-Funktion muss ihnen zugestanden werden.