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Pascale Bruderers Töchter wollten sie als Bundesrätin

«Mami, das musst du doch machen»: Pascale Bruderers Töchter wollten sie als Bundesrätin

Die Alt-Ständerätin war als mögliche Nachfolgerin von Bundesrätin Simonetta Sommaruga in aller Munde. Pascale Bruderer selbst nahm sich ein paar Tage Zeit. Im Podcast «KMU-Storys» mit Nik Hartmann erzählt sie, warum sie sich letztlich dagegen entschied und welches Ziel sie nach ihrem Rücktritt nicht erreicht hat.
20.02.2023, 14:11
Philipp Indermühle / ch media
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Wollte nicht Bundesrätin werden: Pascale BrudererBild: KEYSTONE

Der Druck auf Pascale Bruderer war Anfang November gross. Sie erhielt unzählige Aufforderungen, für das Amt als Bundesrätin zu kandidieren. SP-Grossrätin Lelia Hunziker lancierte gar eine Petition unter dem Titel «Liebe Pascale, die Schweiz braucht jetzt genau Dich». Trotzdem kam eine Rückkehr in die Politik für sie bekanntlich nicht in Frage. Sie möchte weiterhin als Unternehmerin tätig sein.

In einem KMU-Podcast gewährt die 45-Jährige nun einen Einblick in ihre Gefühlswelt während der Entscheidungsfindung. «Innerlich wusste ich, dass die totale Hingabe, die es für das Amt braucht, nicht vorhanden ist», sagt sie. Trotzdem habe sie sich Zeit genommen, es sich gut zu überlegen. «Ich musste wissen, ob die 96 Prozent ‹Nein› zu 100 Prozent werden oder vielleicht zu einem 50:50.»

Von der Familie hat sie viel Zuspruch erfahren. Organisatorisch wäre es wohl machbar gewesen. «Mami, das musst du doch machen», meinten gar ihre Töchter. «Meine Mädels sind 9 und 11, sie können sich nicht vorstellen, was das wirklich bedeutet», relativiert Bruderer. Die Intensität des Zusammenlebens hätte gelitten, glaubt sie. Vor allem aber merkte sie schon im Gespräch mit sich selber, dass eine Kandidatur nicht in Frage kommt. «Man gibt sich mit allem her für so ein Amt. Aber ich bin ein Lebemensch.»

Ein Ziel nach dem Rücktritt nicht erreicht

Nicht zuletzt wäre es ihr auch schwergefallen, diejenigen Projekte fallen zu lassen, die sie in den letzten drei Jahren aufgebaut hat. Allem voran «Crossiety», eine Art digitaler Dorfplatz, der in einer Gemeinde nach der anderen installiert werden soll. Sogar der Schritt nach Deutschland wurde schon gemacht und demnächst könnte Österreich folgen. Es ist ein Projekt, für das sie schon während ihrer Zeit im Parlament Feuer gefangen hatte und das sie nach ihrem Rücktritt anpacken wollte.

Das nächste unternehmerische Vorhaben spielt sich ebenfalls online ab: ein digitaler Schweizer Franken. «Wir müssen nicht auf Währungen setzen, die niemand kennt», ist sie überzeugt. «Lieber unsere Währung digital einsetzbar machen, aber immer 1:1 hinterlegt mit dem ganz gewöhnlichen Schweizer Franken.»

Für Bruderer wäre es schwierig, wenn sie wenig zu tun hätte, wie sie selber erklärt: «Ich blühe auf, wenn es herausfordernd wird.» Entsprechend hat sie ein Ziel nach ihrem politischen Rücktritt nicht erreicht. «Bei der Idee, nach der Politik nur noch eine Sache zu machen, habe ich versagt.»

Auch wenn sie die politische Karriere hinter sich gelassen hat, freut sich Pascale Bruderer immer noch, wenn sie Wertschätzung für ihr früheres Wirken im National- und Ständerat erfährt. Sie erinnert sich an eine kleine Anekdote, als ein älterer Mann vor ihr den Hut zog und sie mit «Grüezi Frau Alt-Nationalratspräsidentin» grüsste. «Da merkte ich: Für mich ist es vorbei, aber für andere offenbar noch nicht ganz.»

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