Albert Rösti gilt als umgänglich und kompromissbereit, was gemeinhin als wichtige Eigenschaften für einen Bundesrat erachtet wird. Doch genau diese Eigenschaften könnten Rösti bei seinem Weg in die Landesregierung womöglich zum Verhängnis werden. Denn laut der «NZZ am Sonntag» gibt es SVP-intern Zweifel an Röstis möglicher – der Berner hat sich nach wie vor nicht abschliessend dazu geäussert – Bundesratskandidatur. Der Hardliner-Fraktion innerhalb der SVP sei Rösti zu wenig energisch und eben – zu kompromissbereit.
Diese Fraktion sähe wohl lieber Werner Salzmann als Nachfolger von Ueli Maurer in der Landesregierung. Salzmann, wie Rösti ein Berner, jedoch im Ständerat, politisiert stramm auf der Linie von Christoph Blocher, wie die «Sonntagszeitung» analysiert. Er sei dem langjährigen Chefstrategen der SVP deshalb wohl genehmer als Rösti, der in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung mit Blocher war.
Unklar ist, wie gross der Einfluss von Christoph Blocher auf die Entscheidung ist. Blocher selbst erklärte vergangene Woche, dass beide Kandidaten auf seiner Linie seien. Flügelkämpfe gebe es in der SVP nicht mehr. Seine Partei sei die geschlossenste der Schweiz.
Laut dem Berner SVP-Nationalrat Andreas Aebi wird die Berner Kantonalpartei vermutlich sowohl Salzmann als auch Rösti nominieren. Es solle keinen internen Wettkampf geben. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Zweitgenannter sich denn auch definitiv für die Kandidatur entschliesst. Laut der «NZZ am Sonntag» erwartet Röstis Umfeld dessen Stellungnahme am kommenden Dienstag.
Es ist zudem anzunehmen, dass die Findungskommission der SVP nebst einem Berner einen weiteren Kandidaten – oder eine Kandidatin – ins Rennen schickt. Aktuelle Namen, die gehandelt werden, sind jener der St.Galler Nationalrätin Esther Friedli, ihrer Amtskollegin Monika Rüegger aus dem Kanton Obwalden sowie jener des Zuger Regierungsrats Heinz Tännler.
Gemäss den Recherchen der «NZZ am Sonntag» läuft die Suche im Hintergrund fieberhaft. Womöglich könnte auch die Zürcher Kantonalpartei nochmals ein Wörtchen mitreden, um die erst zweite Abstinenz eines Zürcher Mitglieds im Bundesrat seit 1848 zu verhindern.
(con)