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Die Quote des Tages lieferte der Weinbauer aus dem Waadtland. Nach seinem Auftritt vor der FDP-Fraktion musste Nationalrat Guy Parmelin vor den Medien Auskunft geben, ob ihm eine Frage auf Englisch gestellt werden könne. Die neue Nationalratspräsidentin Christa Markwalder hatte dies im Vorfeld in Aussicht gestellt, um die Eignung der drei SVP-Kandidaten für Auftritte auf dem internationalen Parkett zu testen.
Parmelin bejahte die Frage und nannte seine Antwort: «I can English understand, but je préfère repondre en français.»
Parmelins Sprachtalent ist beschränkt. Sein Deutsch ist passabel, mehr nicht. Seine Kontrahenten, der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi und der Tessiner Regierungsrat Norman Gobbi, sind polyglotter. Trotz dieses Handicaps, trotz seiner Herkunft, die ihn zum dritten Westschweizer im Bundesrat machen würde: Gespräche mit Parlamentariern nach den Hearings lassen darauf schliessen, dass Guy Parmelin nach wie vor der Favorit vieler Mitte-Politiker ist.
Oberflächlich
betrachtet war dieser Dienstagnachmittag eine wenig ergiebige Übung.
FDP, CVP und BDP kommunizierten, dass es faktisch nichts zu
kommunizieren gab. Von den Grünliberalen war gar nichts zu
vernehmen. Der neue FDP-Fraktionschef Ignazio Cassis nannte zwei
Entscheide seiner Partei, die niemanden überraschten: Man anerkenne
den Anspruch der SVP auf einen zweiten Sitz im Bundesrat und werde
jemanden aus dem Dreierticket wählen.
«Wir wählen einen
der drei offiziellen Kandidaten», sagte auch BDP-Präsident Martin
Landolt. Wer das sein könnte, wollen die Parteien erst am nächsten
Dienstag entscheiden, einen Tag vor der Bundesratswahl. «Bis dann kann noch einiges geschehen»,
sagte Cassis und spielte damit auf mögliche Enthüllungen in den
Medien an. Grundsätzlich wolle sich die FDP auf eine Person
festlegen, aber das sei nicht zwingend.
Sein CVP-Kollege Filippo Lombardi erklärte, es sei möglich, dass seine Partei sich für Stimmfreigabe entscheide. Die drei Bewerber seien unterschiedliche Persönlichkeiten. Wählbar seien sie alle.
Offenkundig gelang es keinem, sich in den Hearings von seinen Kontrahenten abzuheben, auch nicht dem als Geheimfavorit gehandelten Norman Gobbi. Zwar verfügt der 38-jährige Tessiner als einziger über ein gewisses Charisma. Das aber genügte offenbar nicht, um die diversen Vorbehalte gegen seine Person zu entkräften.
Konkrete Ergebnisse brachten die Hearings also nicht, dennoch erlauben sie einen tiefen
Einblick in die Gemütslage im bürgerlichen Lager. Man anerkennt den
Anspruch der SVP nicht aus Überzeugung, sondern aus Fatalismus. Die Mitte hofft, die Blocherpartei möge danach
endlich etwas Ruhe geben. Guy Parmelin ist für sie kein
Wunschkandidat. Sie wollen ihn wählen, weil er am wenigsten aneckt
und sich «von gewissen Extrempositionen seiner Partei distanziert»,
wie eine Nationalrätin ausführte.
Gleichzeitig
fürchten manche, die SVP werde den Waadtländer aus diesem Grund
kurz vor der Ziellinie noch «abschiessen». Hartnäckig hält sich
im Bundeshaus das Gerücht, die «Weltwoche» wolle in ihrer
nächsten Ausgabe am Donnerstag Parmelins dunkle Seiten aufdecken.
Logisch wäre das nicht, es würde im Gegenteil die Glaubwürdigkeit
der SVP beschädigen. Schliesslich hat die Partei eigens eine
Findungskommission eingesetzt, um solche Fälle zu verhindern.
Allein die Angst vor
einem solchen Szenario zeigt, wie sehr es der SVP gelungen ist, die
bürgerliche Mitte einzuschüchtern. «Die SVP möchte,
dass alles so bleibt, wie es heute ist», meinte besagte
Nationalrätin. Vordergründig stimmt das, die SVP könnte damit
ihren harten Oppositionskurs weiterhin rechtfertigen. Aber auch hier
gilt: Glaubwürdig wäre die Volkspartei, die immerhin ein
Dreierticket nominiert hat, mit solchen Manövern nicht.
Vielleicht ist alles
ein Sturm im Wasserglas. Aber auch aus vermeintlichen
Nicht-Entscheiden lässt sich vieles herauslesen. Am nächsten Dienstag weiss man (vielleicht) mehr. Dann wird auch die SP die drei Kandidaten anhören.