Die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) hat den Vertrag mit der Shenzhen International School of Design (SISD), einer Designhochschule, gekündigt.
Vor elf Jahren als Prestigeprojekt gestartet, geriet die Zusammenarbeit wegen der zunehmend autoritären Politik unter Präsident Xi Jinping immer mehr in die Kritik. Eigentlich sei die Kooperation mit der ZHdK auf mindestens 30 Jahre angelegt gewesen, schreibt der «Tages-Anzeiger».
Auf chinesischer Seite habe man verärgert auf den abrupten Rückzug reagiert. Derzeit werde über die «Modalitäten der Auflösung» verhandelt, so ZHdK-Rekorin Karin Mairitsch.
Die ZHdK hat die Designhochschule in der südchinesischen Stadt Shenzhen (nahe Hongkong) selbst mitgegründet. Nun bestätigte sie gegenüber dem Tages-Anzeiger, dass sie den Vertrag mit der Hochschule gekündigt hat.
Auslöser sei eine Risikoanalyse zur Zusammenarbeit mit der chinesischen Hochschule gewesen, so ZHdK-Rektorin Mairitsch. In der Folge habe man sich in Rücksprache mit dem Fachhochschulrat entschieden, die Kooperation zu überdenken. Als Gründe nennt sie studienrechtliche Hürden sowie operative Risiken. Das Geschäftsrisiko sei zu gross gewesen.
Neben der ZHdK beteiligen sich zwei weitere westliche Hochschulen an der chinesischen Hochschule: die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und das Institute of Advanced Architecture of Catalonia.
Das Chinaprojekt war nicht alleine eine Idee der ZHdK. Es war Teil einer Partnerschaft zwischen dem Kanton Zürich und der chinesischen Provinz Guangdong, in der Shenzhen liegt. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums dieser Partnerschaft besuchte letzte Woche eine Delegation unter SVP-Regierungsrat Ernst Stocker die Provinz Guangdong. Laut einem Sprecher war die Auflösung der ZHdK-Kooperation nicht Thema, im Fokus war der «wirtschaftliche Nutzen».
Die ZHdK baute die Shenzhen International School of Design (SISD) zusammen mit dem Harbin Institute of Technology (HIT) auf. Brisant: Dieses gehört zu den sogenannten «Seven Sons of National Defence» – die sieben Universitäten sollen dem chinesischen Militär nahestehen.
Die ZHdK hatte vor allem eine beratende Rolle. Sie half etwa mit, Studiengänge in Industriedesign oder Grafik zu entwickeln. Temporär sollten eigene Dozierende in Shenzhen unterrichten. Diese waren davon wenig begeistert. Interne Quellen besagen, dass in den letzten drei Jahren nur gerade fünf in China unterrichteten. Die Lehreinsätze wurden durch die SISD bezahlt.
Als Kritikpunkte wurden die befürchtete Überwachung in einem autoritären Staat sowie ein einseitiger Wissenstransfer genannt. Auch die ZHdK-Studierenden äusserten ihren Unmut über die Kooperation. Die Studierendenorganisation Verso forderte den Abbruch seit Anfang 2021, da die Freiheit der Lehre und Forschung in China nicht gewährleistet sei und Bildung politisch instrumentalisiert werde.
(rbu) mit Material der SDA
China muss isoliert werden.