Wegfallen wird die Zertifikatspflicht und an vielen Orten muss in Zukunft keine Maske mehr getragen werden, darunter in Läden, an Veranstaltungen und in öffentlichen Innenräumen und am Arbeitsplatz. Aufgehoben werden weiter die Homeoffice-Empfehlung, die Bewilligungspflicht für Grossveranstaltungen und die Einschränkungen für private Treffen.
Bestehen bleibt hingegen neben der Maskenpflicht in Zug, Tram und Bus auch die Isolationspflicht für Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet worden sind.
Nach der Aufhebung der meisten Massnahmen gegen die Covid-19-Pandemie hat Bundespräsident Ignazio Cassis zu gegenseitigem Respekt aufgerufen. Die Schweiz habe ein Stück Freiheit zurück. «Es gibt aber keine Freiheit ohne Verantwortung», mahnte er am Mittwoch.
Der Bundesrat ziehe eine positive Bilanz aus den seit dem 2. Februar 2020 ergriffenen Massnahmen, erklärte der Aussenminister vor den Bundeshausmedien. Seit dem 16. März 2020 habe sich die Schweiz in der ausserordentlichen Lage befunden. Nun fielen genau 23 Monate später die meisten Massnahmen dahin.
Jetzt beginne eine neue Phase. Die epidemiologische Lage sei günstig und die Situation in den Spitälern stabil. Der Trend zur Verbesserung dürfte sich mit dem herannahenden Frühling fortsetzen, sagte der FDP-Politiker.
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Jetzt solle aber niemand übermütig werden, warnte Cassis. Risikopersonen hätten weiterhin Anspruch auf den grösstmöglichen Schutz. Sie dürften nicht vergessen werden. Wer weiterhin ausserhalb des öffentlichen Verkehrs Maske tragen wolle, dürfe das tun, und der Entscheid sei zu respektieren.
Der Bundesrat nehme seine Verantwortung für den Schutz der Bevölkerung vor der Pandemie weiterhin wahr, versicherte Cassis. Sollte es die epidemiologische Lage erfordern, wäre er zu Massnahmen bereit.
«Das Virus ist da. Wir lernen jetzt damit umzugehen», sagte Cassis. Es sei gut möglich, dass irgendwann wieder Massnahmen eingeführt werden müssten.
Auch nach Einschätzung von Gesundheitsminister Alain Berset ist die akute Phase der Corona-Krise vorbei. Für einige sei die Aufhebung der Massnahmen eine Erleichterung, für andere eine Belastung. Berset rief zum Respekt gegenüber jenen auf, die sich nun individuell schützten, etwa mit einer Maske.
Fast alle Etappen des Vorstellbaren habe die Schweiz durchlaufen in den vergangenen zwei Jahren, sagte er und nannte als Beispiel das Aufkommen der Omikron-Variante im November. Diese habe zunächst Angst und Ungewissheit ausgelöst.
Jetzt verlangsame sich der Rhythmus, trotz nach wie vor hoher Ansteckungszahlen, sagte Berset. Angesichts dieser positiven Entwicklung habe der Bundesrat fast alle Schutzmassnahmen aufgehoben. Obligatorisch blieben die Masken im Innern von öffentlichen Verkehrsmitteln, aber nicht mehr auf den Bahnhöfen.
Auch in Gesundheitseinrichtungen – ausser für deren Bewohner – gelte die Maskenpflicht weiterhin. «Es gilt, die Verletzlichen weiterhin zu schützen», sagte der Gesundheitsminister. Spätestens Ende März wolle der Bundesrat von der «besonderen Lage» gemäss Epidemiengesetz wieder zur «normalen Lage» zurückkehren. Dann liege die Verantwortung bei den Kantonen.
Berset gedachte der mittlerweile mehr als 12'000 Verstorbenen, der schwer Erkrankten und auch der Menschen, die an Long-Covid leiden. Sie dürften nicht vergessen werden. Auch sei über die Langzeitfolgen der Pandemie noch wenig bekannt.
«Wir haben in der Krise sehr viel gelernt, und es war hart und mühsam. Aber das Virus wird nicht verschwinden», stellte Berset klar. Jeder und jede müsse den Umgang mit den Risiken nun selbst übernehmen. Massnahmen wie Abstand und Hygiene könnten dabei helfen.
Laut Bundespräsident Ignazio Cassis bleiben die epidemiologischen Überwachungsmassnahmen trotz weitreichender Aufhebung der Corona-Massnahmen bestehen. Der Bundesrat sei bereit und sogar gesetzlich verpflichtet, zu handeln, sollte sich die epidemiologische Lage wieder verschlechtern.
Auch Gesundheitsminister Alain Berset sagte: Die akute Phase sei vorbei. Praktisch alle seien bereits in Kontakt mit dem Virus gekommen. Man gehe davon aus, dass sich in letzter Zeit pro Woche 10 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus angesteckt hätten, so Berset. Es gelte nun, das Virus in den Alltag zu integrieren. Das Monitoring bleibe wichtig.
Die letzten Armeeangehörigen beenden ihren Corona-Einsatz im Gesundheitswesen der Kantone am Samstag. Weitere kantonale Gesuche um den Assistenzdienst trafen nicht ein. Die Armee stand während der Covid-19-Pandemie bisher dreimal im Einsatz.
Konkret betrifft das Ende des Assistenzdienstes zwölf Armeeangehörige, die für den Kanton Bern Dienst leisten. Das bernische Gesuch läuft am 16. Februar aus.
Den dritten Armeeeinsatz in der Covid-19-Pandemie hatte der Bundesrat am 7. Dezember 2021 bewilligt. Er war bis Ende März befristet. Maximal 2500 Armeeangehörige standen zur Verfügung. Seit dem Dezember waren bis zu 570 Armeeangehörige gleichzeitig im Einsatz. Sie leisteten bis am vergangenen Donnerstag 20'955 Diensttage.
(bal/sda)