Schweiz
Coronavirus

Entgegen der Empfehlung des BAG: Erste Kantone öffnen Impfungen für alle

02.04.2021, Nordrhein-Westfalen, Essen: Ein Mann wird im Impfzentrum in Essen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft. Nach dem Astrazeneca-Impfstopp bei J
Auch jüngere Personen sollen sich in einigen Kantonen bald impfen lassen können.Bild: keystone

Entgegen der Empfehlung des BAG: Erste Kantone öffnen Impfungen für alle

Die Waadt war zuerst, nun folgen weitere Kantone: Am Montag verkündeten die Westschweizer, nun auch 18-Jährige zu impfen. Das BAG hält jedoch an der empfohlenen Reihenfolge fest.
28.04.2021, 05:3828.04.2021, 12:32
Dennis Frasch
Mehr «Schweiz»

In der Waadt heisst es ab sofort: Wer zuerst kommt, impft zuerst. Die Westschweizer haben am Montag verkündet, dass sich von nun an alle – mit Ausnahme von Kindern und Genesenen – für eine Impfung anmelden können. Getreu dem Motto «de Schneller isch de Gschwinder» muss die jüngere Generation also nicht mehr darauf warten, bis die Eltern und Grosseltern geimpft sind (was sie in der Schweiz auch noch nicht vollständig sind).

Der Kanton Waadt ist mit seiner neuen Impfstrategie nicht alleine. Ab Mitte Mai will auch Solothurn Termine an die breite Bevölkerung vergeben. Aargau und Uri sind ebenfalls mit von der neuen Impf-Partie. Zürich will am Mittwoch bekannt geben, wie es weitergehen soll. Bis jetzt heisst es im bevölkerungsreichsten Kanton der Schweiz, dass die breite Bevölkerung ebenfalls ab Mai Termine buchen kann.

Woher der Meinungsumschwung?

Grund für die Öffnung ist ein Strategiewechsel beim BAG: So wurde Mitte April die Empfehlung aufgehoben, wonach für jede Erstimpfung die Zweitimpfung bereits vorrätig sein muss. Mit dieser Regelung sollte sichergestellt werden, dass jede Person ihre Zweitimpfung termingerecht nach drei Wochen bekommt. Auch, wenn Lieferschwierigkeiten auftreten.

Mittlerweile ist sich das BAG aber sicher, dass sie in den nächsten Monaten die von den Herstellern versprochenen Dosen erhalten werde. 8.1 Millionen Ampullen von Pfizer/Biontech und Moderna sollen es bis Ende Juli sein. Das bedeutet, dass die Kantone keine Zweitdosis-Reserven mehr haben müssen, «denn sonst haben wir plötzlich viel zu viele Impfdosen auf Reserve», sagte Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG, an der Pressekonferenz am Dienstag.

BAG hält an Reihenfolge fest

Dass die Kantone keine Reserven für die zweite Spritze mehr haben müssen, heisst jedoch nicht, dass auch die Empfehlung für die Impfreihenfolge nicht mehr gilt. Masserey betonte an der Pressekonferenz: «Ältere sollten weiterhin priorisiert werden.» Doch auch das BAG scheint sich nicht allzu sehr am Vorpreschen der Kantone zu stören. Auch für sie sei es ein Ziel, «dass möglichst bald alle geimpft werden können, die sich impfen lassen wollen.»

Gesundheitsminister Alain Berset sagte derweil etwas vage: «Wenn alle Risikopersonen die erste Dosis erhalten haben, gibt es keinen Grund, die breite Bevölkerung weiter von den Impfungen auszuschliessen.» Bislang haben aber in keinem Kanton alle Risikopersonen eine erste Dosis erhalten.

Nicht alle Kantone wollen mitmachen

Die Pläne von Waadt und Co. kommen indes nicht bei allen gut an. So sagte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, gegenüber dem «Blick»: «Ich fände es sinnvoller, zuerst die Älteren zu impfen. So verhindert man mehr schwere Verläufe».

Auch einige Kantone wollen daran festhalten, zuerst die Risikogruppen zu impfen. Glarus, Basel-Stadt, Appenzell Ausserrhoden, Obwalden, Graubünden, Thurgau, Nidwalden, Bern und Wallis liessen dies bereits verlauten. Grund dafür dürfte eine anhaltende Skepsis ob mehreren nicht eingehaltenen Lieferversprechungen sein. Gründe für diese Skepsis sind einige vorhanden: So musste das BAG bereits kurz nach der Empfehlungsaufhebung für die Reserven verkünden, dass 200'000 versprochene Dosen von Moderna nicht rechtzeitig geliefert werden können.

Gegenüber dem «Blick» begründete der Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion, Gundekar Giebel, dies ähnlich. Man habe aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt und wolle nun immer erst abwarten, bis das Impfmaterial im Land sei, bevor man Impftermine vergebe.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Protest in Liestal
1 / 23
Protest in Liestal
quelle: keystone / georgios kefalas
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«You are not alone»: Pflegefachfrau singt für Intensivpatient:innen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
132 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bananensalat
28.04.2021 06:21registriert Dezember 2016
Finde ich gut. Wenn man sich als Angehöriger der Risikogruppe noch immer nicht angemeldet hat, ist man selbst Schuld. Es wird Zeit, dass jede und jeder impfen darf. Nicht nur alte und kranke wollen ihr Leben zurück.
80670
Melden
Zum Kommentar
avatar
Stiggu LePetit
28.04.2021 06:08registriert Juni 2018
Gut so! Let‘s go!
38336
Melden
Zum Kommentar
avatar
sapnu puas
28.04.2021 06:25registriert Juli 2019
Getreu nach Schawinski:"Findi guet"
25043
Melden
Zum Kommentar
132
Beim Homeoffice könnten bald neue Regeln gelten – scharfe Kritik aus dem linken Lager

Ein neuer Vorschlag einer Nationalratskommission für eine neue Regelung von Telearbeit und Homeoffice stösst mehrheitlich auf Zustimmung. Starke Kritik und Ablehnung kommen aus dem politischen linken Lager.

Zur Story