Schweiz
Coronavirus

Die 5 wichtigsten Aussagen der Corona-Medienkonferenz

Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt fuer Gesundheit BAG, Linda Nartey, Berner Kantonsaerztin, Matthias Remund, Direktor des Bundesamts fuer Sport BASPO, und Martin Ack ...
An der Pressekonferenz auf Fachebene informierten Virginie Masserey (Leiterin Sektion Infektionskontrolle), Linda Nartey (Berner Kantonsärztin), Matthias Remund (Direktor Bundesamt für Sport), Martin Ackermann (Präsident National COVID-19 Science Task Force) und Oliver Schärli (Leiter des Bereichs Arbeitsmarkt/Arbeitslosenversicherung, nicht im Bild). Bild: keystone

Corona-PK des Bundes verpasst? Das waren die 5 wichtigsten Aussagen

Fachleute des Bundes haben am Freitagnachmittag über die aktuelle Coronavirus-Situation informiert. Wir haben die 5 wichtigsten Aussagen zusammengefasst.
30.10.2020, 16:3430.10.2020, 16:50
Mehr «Schweiz»

«Rechnen damit, dass Spitalkapazitäten überschritten werden»

Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes, rechnet damit, dass die Spitalkapazitäten in den nächsten Wochen überschritten werden. «Je besser wir uns jetzt verhalten, desto kürzer wird diese Überlastung dauern.»

Bleibe der Trend ungebrochen, sei die Kapazität in den Spitälern erschöpft, sagte Ackermann am Freitag vor den Bundeshausmedien. Nicht notfallmässige Eingriffe würden verschiedenenorts bereits heute massiv reduziert. «Das ist ein massiver Eingriff in unser Gesundheitssystem.» Beispielsweise Tumorpatienten müssten auf ihre Operation warten.

Martin Ackermann, Praesident National COVID-19 Science Task Force informiert ueber die aktuelle Lage in der Krise um die Pandemie des Coronavirus, Covid-19, am Freitag, 30. Oktober 2020 in Bern. (KEYS ...
«Je besser wir uns jetzt verhalten, desto kürzer wird diese Überlastung dauern.»Bild: keystone

«Leider hat sich die Lage in der vergangenen Woche so entwickelt wie wir es in den Prognosen erwartet hatten», sagte Ackermann. Die entscheidende Änderung sei aber, dass flächendeckende Massnahmen ergriffen worden seien. «Sie werden einen Effekt haben.» Jedoch sei dieser erst in 15 Tagen aussagekräftig messbar.

>>> Coronavirus: Alle News im Liveticker

«Wenn wir alle den Ernst der Lage erkennen, können wir die Lage verbessern, wenn wir resignieren, dann nicht.»
Martin Ackermann

Ackermann machte auch deutlich, dass es sein könne, dass weitere Schliessungen auf Bundesebene notwendig würden. Ackermann wies darauf hin, dass viele der Massnahmen längerfristig angelegt seien. Falls gelockert werden sollte, müsse dies wirklich langsam geschehen und nicht ruckartig.

Ackermann wurde von den anwesenden Journalisten mit vielen kritischen Fragen konfrontiert. So wurde er etwa gefragt, weshalb die Experten des Kantons Zürich weniger dramatische Prognosen erstellen würden wie die Taskforce. Ackermann entgegnete: «Die Zahlen, die wir präsentieren, spiegeln die Realität. Das Wachstum ist exponentiell. Durch unsere Erfahrungen können wir die Situation ziemlich gut einschätzen.»

«Schnelltests sind ab Montag verfügbar»

Corona-Schnelltests sind ab Montag in Apotheken und Arztpraxen verfügbar. Der Test ist gratis und Resultate liegen innerhalb von 15 Minuten vor, wie Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Freitag am Point de Presse erklärte.

Die Ergebnisse der Tests würden automatisch dem BAG übermittelt. Empfohlen werden Schnelltests für Menschen mit Symptomen seit weniger als vier Tagen, nicht aber für Risikogruppen.

Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, BAG, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 27. Oktober 2020. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Das BAG hat zudem laut Masserey eine neue Kampagne zur Selbsteinschätzung gestartet.Bild: keystone

«Auch in Arztpraxen nimmt Belastung zu»

Die Lage im Gesundheitssystem ist zunehmend angespannt. «Wir drohen an Kapazitätsgrenzen zu stossen», sagte die Berner Kantonsärztin Linda Nartey, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte am Freitag vor den Medien.

«Wir drohen an Kapazitätsgrenzen zu stossen.»

In den Arztpraxen werden es zunehmend aufwändig, die Covid-Patienten von den anderen Erkrankten getrennt zu behandeln. Ausserdem erkranke auch das Gesundheitspersonal, das dann für die Behandlung ausfalle. Damit werde die Sicherstellung der medizinischen Behandlung, sowohl ambulant als auch stationär, zunehmend belastet.

Linda Nartey, Berner Kantonsaerztin, informiert ueber die aktuelle Lage in der Krise um die Pandemie des Coronavirus, Covid-19, am Freitag, 30. Oktober 2020 in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
«Wir drohen an Kapazitätsgrenzen zu stossen»Bild: keystone

«Psychiatrische Einrichtungen werden unter Druck kommen»

Laut Ackermann kommt in der aktuellen Corona-Lage nicht nur die Notfallmedizin, sondern auch die Psychiatrie an ihre Grenzen. «Wir erwarten, dass Institutionen der psychiatrischen Versorgung unter Druck geraten.»

Es brauche nun eine «vorausschauende Pflegeplanung», sagte Ackermann. Beispielsweise sei es wichtig, über die Finanzierung der Reha nachzudenken. «Viele Covid-Patienten werden eine Reha-Therapie brauchen.» Zudem sei es angezeigt, Hausärztinnen und Hausärzte mehr in die Überlegungen der Behörden miteinzubeziehen.

Ackermann warnte auch davor, dass viele Notfallpatientinnen und -patienten, aus Angst, sich anzustecken, zu Hause blieben. Diese Erfahrung habe man im Frühjahr während der ersten Welle gesehen.

«Auch Sport muss Beitrag zur Virus-Eindämmung leisten»

Laut Matthias Remund, Direktor des Bundesamts für Sport (Baspo), muss auch der Sport einen Beitrag zur Eindämmung des Coronavirus leisten. Die Einschränkungen auf Bundesebene seien stark, doch bleibe es möglich, sich zu bewegen.

Remund erwähnte am Freitag vor den Bundeshausmedien, dass insbesondere Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nicht von den Massnahmen betroffen seien. «Sie haben keine Einschränkungen, weder im Innen- noch im Aussenraum. Verboten seien nur Wettkämpfe und Spielnachmittage.

Matthias Remund, Direktor BASPO, spricht an einer Medienkonferenz ueber die Studie "Sport Schweiz 2020", am Montag, 8. Juni 2020, im Medienzentrum des Bundeshauses in Bern. (KEYSTONE/Anthony ...
«Faktisch sind Breitensportanlässe nicht möglich, ausdrücklich verboten sind sie nicht.»Bild: keystone

Auch erwachsene Personen könnten sich bewegen. Remund zählte etwa Wandern, Jogging oder Langlauf auf. In Innenräumen sei Sport ohne Kontakt und unter Einhaltung der kleinen Gruppengrössen zulässig. Wer turne, Yoga oder Pilates mache, müsse aber eine Maske tragen. Sportanlagen dürften grundsätzlich offen bleiben. (sda/bal)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das empfiehlt die Science Task Force
1 / 16
Das empfiehlt die Science Task Force
Vorschlag der Covid Science Task Force am 23. Oktober 2020
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Corona-Hotspot Wallis: So erleben die Leute in Brig den Mini-Lockdown
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
37 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
TomTomZH
30.10.2020 16:51registriert Juli 2018
«Leider hat sich die Lage in der vergangenen Woche so entwickelt wie wir es in den Prognosen erwartet hatten», sagte Ackermann. «Sie werden einen Effekt haben.» Jedoch sei dieser erst in 15 Tagen aussagekräftig messbar.

WARUM HAT MAN DANN NICHT FRÜHER WAS GEMACHT? 🙄
33885
Melden
Zum Kommentar
avatar
nopasarán
30.10.2020 17:27registriert Juli 2020
Die machten heute an der PK einen eher nervösen und deprimierten Eindruck fand ich. Hätte mich nicht erstaunt wenn jemandem rausgerutscht währe: "Das Gesundheitssystem wurde an die Wand gefahren und wir sind am A****. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. "
18731
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tante Paula
30.10.2020 17:00registriert Januar 2020
Einfach gesagt: weil es vielen egal ist (das ist die neue Eigenverantwortung), ist es aus dem Ruder gelaufen.
Es jetz wieder "einzufangen", in dem man auf die Solidarität setzt, in der jetzigen Phase schon fast etwas blauäugig. Leider.
10718
Melden
Zum Kommentar
37
Kispi-Präsident begründet Mehrkosten mit Teuerung und Verzögerung

Der Präsident des Kinderspitals Zürich, Martin Vollenwyder, begründet die Mehrkosten des Neubaus mit teureren Materialkosten und dem verzögerten Umzugstermin. Er wies die Kritik zurück, wonach der Neubau wegen des Star-Architekturbüros teurer als geplant ausfalle.

Zur Story