Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes, rechnet damit, dass die Spitalkapazitäten in den nächsten Wochen überschritten werden. «Je besser wir uns jetzt verhalten, desto kürzer wird diese Überlastung dauern.»
Bleibe der Trend ungebrochen, sei die Kapazität in den Spitälern erschöpft, sagte Ackermann am Freitag vor den Bundeshausmedien. Nicht notfallmässige Eingriffe würden verschiedenenorts bereits heute massiv reduziert. «Das ist ein massiver Eingriff in unser Gesundheitssystem.» Beispielsweise Tumorpatienten müssten auf ihre Operation warten.
«Leider hat sich die Lage in der vergangenen Woche so entwickelt wie wir es in den Prognosen erwartet hatten», sagte Ackermann. Die entscheidende Änderung sei aber, dass flächendeckende Massnahmen ergriffen worden seien. «Sie werden einen Effekt haben.» Jedoch sei dieser erst in 15 Tagen aussagekräftig messbar.
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Ackermann machte auch deutlich, dass es sein könne, dass weitere Schliessungen auf Bundesebene notwendig würden. Ackermann wies darauf hin, dass viele der Massnahmen längerfristig angelegt seien. Falls gelockert werden sollte, müsse dies wirklich langsam geschehen und nicht ruckartig.
Ackermann wurde von den anwesenden Journalisten mit vielen kritischen Fragen konfrontiert. So wurde er etwa gefragt, weshalb die Experten des Kantons Zürich weniger dramatische Prognosen erstellen würden wie die Taskforce. Ackermann entgegnete: «Die Zahlen, die wir präsentieren, spiegeln die Realität. Das Wachstum ist exponentiell. Durch unsere Erfahrungen können wir die Situation ziemlich gut einschätzen.»
Corona-Schnelltests sind ab Montag in Apotheken und Arztpraxen verfügbar. Der Test ist gratis und Resultate liegen innerhalb von 15 Minuten vor, wie Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Freitag am Point de Presse erklärte.
Die Ergebnisse der Tests würden automatisch dem BAG übermittelt. Empfohlen werden Schnelltests für Menschen mit Symptomen seit weniger als vier Tagen, nicht aber für Risikogruppen.
Die Lage im Gesundheitssystem ist zunehmend angespannt. «Wir drohen an Kapazitätsgrenzen zu stossen», sagte die Berner Kantonsärztin Linda Nartey, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte am Freitag vor den Medien.
In den Arztpraxen werden es zunehmend aufwändig, die Covid-Patienten von den anderen Erkrankten getrennt zu behandeln. Ausserdem erkranke auch das Gesundheitspersonal, das dann für die Behandlung ausfalle. Damit werde die Sicherstellung der medizinischen Behandlung, sowohl ambulant als auch stationär, zunehmend belastet.
Laut Ackermann kommt in der aktuellen Corona-Lage nicht nur die Notfallmedizin, sondern auch die Psychiatrie an ihre Grenzen. «Wir erwarten, dass Institutionen der psychiatrischen Versorgung unter Druck geraten.»
Es brauche nun eine «vorausschauende Pflegeplanung», sagte Ackermann. Beispielsweise sei es wichtig, über die Finanzierung der Reha nachzudenken. «Viele Covid-Patienten werden eine Reha-Therapie brauchen.» Zudem sei es angezeigt, Hausärztinnen und Hausärzte mehr in die Überlegungen der Behörden miteinzubeziehen.
Ackermann warnte auch davor, dass viele Notfallpatientinnen und -patienten, aus Angst, sich anzustecken, zu Hause blieben. Diese Erfahrung habe man im Frühjahr während der ersten Welle gesehen.
Laut Matthias Remund, Direktor des Bundesamts für Sport (Baspo), muss auch der Sport einen Beitrag zur Eindämmung des Coronavirus leisten. Die Einschränkungen auf Bundesebene seien stark, doch bleibe es möglich, sich zu bewegen.
Remund erwähnte am Freitag vor den Bundeshausmedien, dass insbesondere Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nicht von den Massnahmen betroffen seien. «Sie haben keine Einschränkungen, weder im Innen- noch im Aussenraum. Verboten seien nur Wettkämpfe und Spielnachmittage.
Auch erwachsene Personen könnten sich bewegen. Remund zählte etwa Wandern, Jogging oder Langlauf auf. In Innenräumen sei Sport ohne Kontakt und unter Einhaltung der kleinen Gruppengrössen zulässig. Wer turne, Yoga oder Pilates mache, müsse aber eine Maske tragen. Sportanlagen dürften grundsätzlich offen bleiben. (sda/bal)
WARUM HAT MAN DANN NICHT FRÜHER WAS GEMACHT? 🙄
Es jetz wieder "einzufangen", in dem man auf die Solidarität setzt, in der jetzigen Phase schon fast etwas blauäugig. Leider.