Es gibt eine Vielzahl von kommerziell verfügbaren Antigen-Tests. Mindestens zwei werden in der Schweiz ab dem 2. November grossflächig eingesetzt: Der Schnelltest von Roche und von Abbott. Isabella Eckerle, Leiterin der Forschungsgruppe Emerging Viruses an der Universität Genf, hat mit ihrem Team in den letzten Wochen die beiden Schnelltests geprüft.
Das «Centre national de Référence pour Infections Virales Emergentes» in Genf hat indes weitere Tests auf ihre Genauigkeit überprüft, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte.
Antigen-Schnelltests kann man grundsätzlich in Testzelten, im Spital oder beim Arzt machen. Der Apothekenverband «pharmaSuisse» arbeitet aktuell daran, die Antigen-Schnelltests in jeder dritten Apotheke anzubieten.
Möchte man sich den Test anderweitig besorgen, müsse man aufpassen, sagt Eckerle. «Es sind viele Tests kommerziell verfügbar, der Markt ist riesig.» Das Problem sei, dass nicht alle von einer unabhängigen Stelle getestet wurden und damit nur nach Angaben des Herstellers zuverlässig ist. Eckerle rät davon ab, Tests im Internet zu bestellen oder jene zu kaufen, die man zuhause machen könne. Zuverlässig seien geprüfte und vom BAG empfohlenen Tests, die von einer Fachperson durchgeführt werden.
Das BAG will den Test insbesondere bei infektiösen Personen einsetzen und bei jenen, die als symptomatisch gelten. Das Auftreten der Symptome sollte nicht länger als vier Tage her sein. Auch Personen, die von der SwissCovid-App alarmiert werden, sollen ihn machen.
«Der Schnelltest funktioniert am besten in der Anfangsphase der Erkrankung», sagt Infektiologin Eckerle. Dann hätten die Infizierten besonders viel vom Virus im Rachen.
Umstritten ist aktuell die Frage, ob man den Test am besten in einem Hotspot anwendet, also dort wo die Fallzahlen aktuell hoch sind, um das beste Testresultat zu erhalten. Deshalb sei auch noch offen, ob man den Schnelltest für ein Massen-Screening einsetzen könne.
Der Antigen-Schnelltest weist die Proteine des Coronavirus nach. Eine Fachperson entnimmt dafür einen Nasen-Rachen-Abstrich. Der Schnelltest läuft also gleich wie die PCR-Methode ab, die in der Schweiz momentan am häufigsten verwendet wird und als am zuverlässigsten gilt.
Zuhause kann man die Tests nicht anwenden. «Antigen-Schnelltests sind keine Selbst- oder Heimtests», sagt Eckerle. Es brauche nach wie vor eine Ärztin oder einen Pfleger bei der Anwendung. Der Test sei «leider immer noch gleich unangenehm».
Das Resultat eines Antigen-Schnelltest liegt um ein Vielfaches schneller vor: Innerhalb von 15 Minuten nach Probenentnahme sehe man das Testresultat, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Jedoch sei der Schnelltest auch weniger empfindlich.
«Wenn der Schnelltest positiv ist, ist das Resultat sehr zuverlässig, dann kann man davon ausgehen, dass die Person infiziert ist», sagt Eckerle. Aber wenn er negativ sei, könne man eine Infektion mit dem Coronavirus nicht ausschliessen.
«Die beiden zugelassenen Tests von Roche und Abbott weisen in unserer Studie eine Sensitivität von 80 bis 89 Prozent nach», sagt Virologin Eckerle. Das bedeutet, der Test kann von 100 positiven Corona-Fällen zwischen 80 und 89 nachweisen.
Neben der Sensitivität werde zudem darauf geachtet, wie viele Fälle der Schnelltest als positiv anzeigt, obwohl der Proband negativ ist – sogenannte falsch-positive Fälle. «Beim sensitivieren der beiden Tests gab es einen falsch-positiven Fall», so die Virologin. Die Tests entsprächen damit der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sagt Eckerle. Aber: «PCR ist nach wie vor die sicherste Methode, um das Coronavirus nachzuweisen.»
«Mit der PCR-Methode alleine können wir einfach nicht mehr alle symptomatischen Personen testen», sagt Virologin Eckerle.
Der Schnelltest sei ein zusätzliches Instrument. «Auch wenn er nicht perfekt ist: Wenn wir damit 80 Prozent oder mehr der infektiösen Personen herausfischen können, dann haben wir viel gewonnen», so Eckerle.
«Ein negativer Schnelltest erlöst uns nicht vom Maske tragen, vom Abstand halten oder von allen anderen Massnahmen», warnt Virologin Eckerle.
Wenn jemand ganz am Anfang einer Covid-19-Erkrankung sei, könne auch ein PCR-Test unter Umständen das falsche Resultat anzeigen. Wer trotz Symptomen negativ ist, sollte vorsichtig sein und den Test lieber ein zweites Mal machen. Dadurch sei es auch wahrscheinlicher, dass das Testresultat stimme.
Das BAG rät Risikopatienten indirekt von den Antigen-Tests ab. Eckerle vermutet, dass man damit verhindern will, dass Risikopatienten falsch diagnostiziert werden. Ein Risikopatient mit Infektion müsse viel eher direkt ins Krankenhaus, als jemand, der nicht zur Risikogruppe gehört.
Eckerle empfiehlt, besonders in Spitälern weiterhin die PCR-Methode anzuwenden. Das Risiko, eine Patientin falsch zu diagnostizieren, die dann andere Personen anstecken könnte, wäre ihr zu gross. «Um Krankenhaus-Patientinnen und Patienten gut behandeln zu können, muss man den zuverlässigsten Test machen, den es gibt und das ist eben die PCR-Methode.»
«Der Antigen-Schnelltest kostet unter zehn Franken», sagt Eckerle. Eine relativ erschwingliche Angelegenheit im Vergleich mit dem PCR-Test, der bis zu 169 Franken kosten kann.
Sofern man Symptome hat oder durch die SwissCovid-App alarmiert wird, übernimmt der Bund die Kosten für den Schnelltest, heisst es in der Medienmitteilung.
Die Erkrankung anhand eines negativen Schnelltest-Resultates auszuschliessen, damit jemand zur Arbeit kommen kann, sei gefährlich, sagt Virologin Eckerle. «Wer Symptome hat, soll trotz eines negativen Antigen-Tests vorsichtig sein und sich bei anhaltenden Symptomen im Zweifelsfall nochmal testen lassen.»
Warum die Anwendungsfälle und Konsequenzen nicht genauer definiert wurden und immer noch soviel Unklarheit herrscht mit mit "hätte, könnte, würde, sollte" und Empfehlungen statt genauen Verordnungen ist mir wirklich schleierhaft.
Perfekt...dann rennen tausende in der Gegend rum "ich wurde negativ getestet"
Hoffentlich wird das kein Rohrkrepierer... :o