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Coronavirus

Coronavirus Schweiz: Haben die Zahlen über Ostern wirklich abgenommen?

Ein Hinweisschild zum Verhalten waehrend der Coronavirus-Pandemie, aufgenommen am Montag, 13. April 2020, in Wasserauen. Die Polizei liess nach einem relativ ruhigen Wochenende die Zufahrt zu den Park ...
Die Schweiz kämpft gegen das Coronavirus. Doch sind die Zahlen auf einen tatsächlichen Rückgang zurückzuführen?Bild: KEYSTONE

Nach Ostern: Hat die Schweiz die Coronavirus-Ausbreitung gebremst oder nicht?

14.04.2020, 15:4414.04.2020, 16:24
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Es gibt immer weniger Neuansteckungen mit dem Coronavirus in der Schweiz, wie das Bundesamt für Gesundheit vermeldet. Am Montag wurden nur noch 280 neue bestätigte Fälle gemeldet. Am Sonntag meldete das BAG noch 400 und am Samstag 592 neue Fälle. Haben wir die Epidemie in der Schweiz also im Griff? Eine Übersicht über die neuesten Zahlen und was sie aussagen:

Die Fälle nehmen tatsächlich ab

Ein Blick auf die Entwicklung der Anzahl Coronavirus-Fälle in der Schweiz zeigt: Die Kurve flacht insgesamt tatsächlich ab:

Coronavirus in der Schweiz: Die Anzahl Fälle, Hospitalisierungen, Todesfälle und Tests
daten: corona-data.ch, grafik: watson

Schaut man sich die Zahlen zu den aktiven Fällen an (Personen, die aktuell tatsächlich an Covid-19 erkrankt sind), sieht es sogar noch erfreulicher aus. Diese fallen bereits seit Anfang April.

Coronavirus in der Schweiz: Die Anzahl Fälle, Hospitalisierungen, Todesfälle und Tests
daten: worldometer, grafik: watson

Auch ein Blick in die am stärksten betroffenen Kantone macht Hoffnung:

Coronavirus in der Schweiz: Die Anzahl Fälle, Hospitalisierungen, Todesfälle und Tests
daten: corona-data.ch, grafik: watson

Überall flachen die Kurven merklich ab. Im Kanton Waadt steigen die Zahlen zumindest nicht mehr exponentiell.

Woran liegt das?

Im Idealfall liegt das ausschliesslich daran, dass die Massnahmen des Bundes und deren Umsetzung Wirkung zeigen. Wie Bewegungsdaten aus der Schweiz zeigen, hält sich die Bevölkerung wirklich an den Lockdown und ist auch am schönen Osterwochenende grösstenteils zu Hause geblieben:

Coronavirus in der Schweiz: Die Anzahl Fälle, Hospitalisierungen, Todesfälle und Tests
daten: intervista, grafik: watson

Allerdings gibt es auch einige Punkte, die die positiven Zahlen etwas trüben.

Auch die Anzahl Tests geht zurück

Coronavirus Schweiz: Anzahl Tests
*Für den 4. und 7. April gibt es keine Daten, deshalb wurde der Anstieg vom darauffolgenden Tag halbiert und auf zwei Tage verteilt.Bild: daten: bag, grafik: watson

Wie diese Grafik zeigt, ging eben auch die Anzahl durchgeführter Tests zurück. Am 12. und 13. April wurden so wenig Personen getestet wie zuletzt noch Anfang März.

Warum?

An Sonn- und Feiertagen gibt es weniger Testmöglichkeiten, da Arztpraxen und Apotheken teilweise geschlossen sind. Zudem sei die Nachfrage in den vergangenen Tagen schlicht zurückgegangen, hiess es an der Pressekonferenz des Bundes am Montag. Werden weniger Tests durchgeführt, sinkt auch die Anzahl neu gemeldeter Fälle.

Abzuwarten bleibt, ob die Fallzahl am ersten Arbeitstag nach den langen Ostertagen wieder um einiges höher liegen wird, weil mehr Arztpraxen und Apotheken wieder geöffnet sind.

Coronavirus in der Schweiz: Die Anzahl Fälle, Hospitalisierungen, Todesfälle und Tests
daten: corona-data.ch, grafik: watson

Die Dunkelziffer der Neuinfizierten dürfte in den letzten Tagen also wieder stärker gestiegen sein. Weiter gibt es Kantone, die wegen Ostern schon länger keine neuen Daten mehr publiziert haben. Hier eine Übersicht:

  • Aktuellste Daten vom 8. April: 1 Kanton (OW)
  • Aktuellste Daten vom 11. April: 1 Kanton (AG)
  • Aktuellste Daten vom 12. April: 3 Kantone (VD, NE, GE)
  • Aktuellste Daten vom 13. April: 17 Kantone
  • Aktuellste Daten vom 14. April: 4 Kantone (AR, SG, SZ, ZG)

So fehlen in der Anzahl der neugemeldeten Fälle pro Tag also jeweils einige Kantone. Richtig aktuelle Zahlen gibt es nur aus den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, St. Gallen, Schwyz und Zug – alle mit verhältnismässig wenig Fällen.

Also nehmen die Fälle in Wahrheit gar nicht ab?

Doch. Denn auch wenn man die beiden Kritikpunkte (Anzahl Tests und veraltete Daten) berücksichtigt, lässt sich ein Rückgang nicht bestreiten. Besonders gut ersichtlich ist dies an der Anzahl Todesfälle und Hospitalisationen:

Coronavirus in der Schweiz: Die Anzahl Fälle, Hospitalisierungen, Todesfälle und Tests
daten: corona-data.ch, grafik: watson

Bei diesen Zahlen ist die Dunkelziffer deutlich geringer. Das Problem der teilweise veralteten Daten bleibt zwar, doch die Zahl der Hospitalisationen geht bereits seit Ende März zurück. Die Belegung auf den Intensivstationen ist ebenfalls stabil. Die Todesfälle steigen nicht mehr exponentiell, auch hier flacht die Kurve deutlich ab.

Diese Zahlen geben durchaus Hoffnung darauf, dass zumindest ein Teil des Rückgangs der Zahlen in den letzten Tagen auf die Befolgung der Bundesmassnahmen zurückgeht.

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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sterpfi
14.04.2020 16:00registriert März 2014
Naja also ein Rückgang der Anzahl Tests ist schon positiv, heisst ja dass sich weniger Leute in der Risikogruppe so krank fühlen, dass ein Test nötig ist.
(Leute, die behaupten Corona sei Panikmache, behaupten, die Zahlen würden nur steigen weil mehr Tests gemacht werden. Diese Schlussfolgerung stimmt aber nicht, denn es werden ja mehr Tests gemacht weil mehr Leute aus der Risikogruppe Symptome haben. Umgekehrt ist es natürlich genau so)
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Else
14.04.2020 17:12registriert August 2017
In zwei Wochen. In zwei Wochen werden wir wissen wie unser Verhalten über die Ostertage die Verbreitung des Virus beeinflusst hat.
20122
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Paul Badman
14.04.2020 16:08registriert November 2015
Mir fehlt in den Analysen der Neuinfektionsdaten die Information wo es (noch) in grösserem Rahmen zu Ansteckungen, respektive zu neuentdeckten Infektionsherden kommt. Da sind sicher Informationen da, die nicht genügend genutzt werden. Offenbar flammen immer wieder neue Brandherde auf, z.B. Altersheim Schwyz am Ostersamstag 34: neue Fälle. Es ist also wohl kaum der Gemüsestand oder die Baustelle, wo ich mich am Meisten fürchten muss.
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