Die Frau ist keine Impfgegnerin. Vielleicht muss das hier nach einem Jahr mit Coronademonstrationen als Erstes gesagt werden. Wir nennen sie Katharina M., denn die 39-Jährige aus der Region Luzern arbeitet für eine Institution und will nicht, dass diese in Verbindung mit ihrer Geschichte gebracht wird.
«Ich bereue die Impfung nicht», sagt Katharina M., «und mir war bewusst, dass Impfungen auch schwere Nebenwirkungen haben können. Dass es mich getroffen hat, ist Schicksal, damit kann ich umgehen.»
Mühe hat sie mit der Ungläubigkeit, der sie begegnet ist. Sie finde es unfair, dass vor allem die positive Seite der Impfungen beleuchtet werde.
Am 9. März 2021 liess sich Katharina M. zum zweiten Mal gegen Sars-CoV-2 mit Pfizer/Biontech impfen. Ausser Schmerzen am Arm hatte sie auch diesmal zunächst nichts. Elf Tage später, in der Nacht auf den 21. März, hatte sie Schüttelfrost und der Arm schmerzte plötzlich sehr. Entzündungshemmende Medikamente halfen kurzzeitig.
«Ich bin keine, die sofort zum Arzt rennt», sagt sie. Aber am 1. April, Gründonnerstag, rief sie doch ihren Hausarzt an. Der war schon in den Osterferien und so ging sie zu einer Notfallärztin. Diese stellte fest, dass der CK-Blutwert stark erhöht war, also das Creatinkinase-Enzym, das vor allem in der Herz- und Skelettmuskulatur vorkommt. Erhöhte Werte deuten auf eine Schädigung dieser Muskeln hin.
Bei erwachsenen Frauen gilt ein Wert von 145 U/L als normal, Ms. Wert lag bei 3500 U/L – gemäss der Patientenakte der Notfallstation des Kantonsspitals. Dorthin hatte die Ärztin Katharina M. noch am selben Tag eingewiesen.
In der Akte steht, man habe einen Zerfall von Muskelfasern unklarer Ursache gefunden. «Möglicherweise liegt eine Assoziation mit der Impfung vor 14 Tagen vor.» Anzeichen eines Infektes oder einer Nierenfunktionsstörung sehe man nicht.
Beim Termin am nächsten Tag (Karfreitag) sah man leicht gesunkene Werte, die Ärzte gingen von einer Besserung aus. Dieses Mal hiess es in der Patienten-Beurteilung: «Die Ursache der CK-Erhöhung ist uns letztendlich unklar.» Die Ärzte erwogen eine Coronainfektion, doch ein PCR-Test fiel danach negativ aus. Die Bilanz: «Ein Zusammenhang zur stattgehabten Covid-19-Impfung scheint uns unwahrscheinlich aufgrund der Latenz zwischen Impfung und Auftreten der Symptome.» Es bestehe kein weiterer Handlungsbedarf seitens des Spitals. Katharina M. wurde entlassen.
Die Frau verreiste über Ostern ins Tessin und nahm weiter das verschriebene entzündungshemmende Medikament. «Übers Wochenende wurde es immer schlimmer, am Ende konnte ich kaum noch einkaufen gehen, mir fehlte schlicht die Kraft. Manchmal musste ich mich auf den Boden setzen», erzählt sie. Ihr Hausarzt war immer noch weg und so musste sie am Dienstag nach Ostern eine neue Notfallärztin kontaktieren. «Sie nahm mir Blut ab und sagte, ich solle mich in einer Woche wieder melden.»
Am Montag, 12. April, musste Katharina Ms. Mann das Auto direkt vor der Türe der Arztpraxis parkieren, sie konnte kaum laufen. Die Ärztin erschrak offenbar, legte der Patientin eine Infusion und wies sie für den nächsten Tag ins Spital in Sursee ein. Nach Luzern wollte K.M. nicht, nachdem man dort beim zweiten Mal den Zusammenhang mit der Impfung nicht geglaubt hatte.
Im Spital Sursee wurde Katharina M. nach Bluttests auch zu einem Dermatologen gebracht wegen ihres Hautausschlages an Gesicht, Hals, Hüften und einer Hand. «Der Dermatologe sagte, dies habe er nach Impfungen auch schon gesehen», sagt Katharina M. «Als ich dies danach vor den anderen Ärzten erzählte, reagierten diese verärgert. Sie raunten einander zu, dass man einen solchen Verdacht nicht vorschnell äussern dürfe.
Später sei sie immer wieder von Spitalangestellten gefragt worden, ob sie tatsächlich wegen einer Impfnebenwirkung hier sei.
Am dritten Tag im Spital, ein Freitag, hiess es, Katharina M. könne entlassen werden, das Austrittsgespräch fand statt. «Ich sagte ihnen, dass ich nicht heimwolle, denn ich konnte kaum bis aufs WC gehen. Die Spitalmitarbeiterin sagte, die Genesung gehe auch zu Hause. In dem Moment kam eine Virologin ins Zimmer und fragte nach meinem Befinden. Als sie erfuhr, dass ich heimgehen sollte, ging sie mit der Mitarbeiterin, die das Austrittsgespräch geführt hatte, nach draussen. Ich hörte, wie sie stritten.»
Die Virologin entschied, dass Katharina M. bleiben soll und wenn es übers Wochenende nicht besser werde, müsse man die Cortison-Therapie starten. «Am Sonntag erreichte ich den Tiefpunkt, ich konnte nicht mehr alleine aufs WC. Ich weinte und fühlte mich wie gefangen in meinem Körper», erzählt die 39-Jährige.
Am Montag begann die Virologin die intravenöse Cortisontherapie. Nach vier Tagen spürte Katharina M. eine erste Besserung. Am 28. April konnte sie entlassen werden. Im Austrittsbericht sind als Diagnosen zu lesen: «Myositis», also eine schwere Entzündung der Skelettmuskulatur und eine kleine Herzbeutelentzündung. Abschliessend heisst es: «Im Labor zeigte sich wie bereits Anfang April in der Notfallpraxis eine deutlich erhöhte CK (max. 4598/L) bei klinisch massiven und fortschreitenden Muskelschmerzen, sodass wir die Diagnose einer Myositis stellten in zeitlichem Zusammenhang mit der zweiten Covid-Impfung (Pfizer/Biontech). Andere Auslöser liessen sich nicht eruieren…» Auch Hinweise auf eine rheumatologische oder maligne Erkrankung habe man aktuell nicht.
Da Katharina M. noch auf einen Rollstuhl angewiesen war, wollte sich nicht direkt nach Hause. «Ich wollte nicht meiner Familie zur Last fallen und ging auf eigene Kosten in die Rehaklinik Eich.» Ihre Krankenkasse bezahlte dies auch nach zweimaliger Nachfrage nicht.
Eine Schadenersatzforderung wegen Impfschaden wollte Katharina M. nicht geltend machen. «Der Prozess war mir zu nervenaufreibend.
Nicht gut sei, dass manche Ärzte den Zusammenhang mit der Impfung abgewehrt hätten. «Es ist auch nicht richtig zu sagen, dass die Impfung nichts ist. Jeder muss unbedingt selber entscheiden können, ob er sich impfen lassen will», sagt sie, die unter anderem Ethik studiert hat. «Wer sich dagegen entscheidet, soll deswegen nicht ständig attackiert werden.»
Heute ist Katharina M. wieder fit, auch für lange Märsche. Nur wenn es bergauf geht, spürt sie eine Mühe beim Atmen, die sie davor nicht gekannt hat.
Das Kantonsspital Luzern, zu dem auch das Spital Sursee gehört, schreibt zum Fall von Katharina M. auf Anfrage: «Das Luzerner Kantonsspital äussert sich grundsätzlich nicht zur Behandlung einzelner Patientinnen oder Patienten.» (aargauerzeitung.ch)
Genauso wichtig finde ich es aber, dass über Long-COVID berichtet wird; ich persönlich kenne niemanden mit schweren Impfnebenwirkungen, aber diverses Leute mit langzeit Effekten nach einer Infektion.