Die Schweiz hat nach Ansicht des scheidenden Präsidenten der Covid-19-Task-Force des Bundes, Martin Ackermann, in der Corona-Pandemie einen guten Mittelweg gefunden. Es habe sich gezeigt, dass der Staat nicht alles verordnen müsse.
Viele Menschen seien von sich aus vorsichtig, sagte Ackermann in Interviews mit den Tageszeitungen «Neue Zürcher Zeitung», «Blick» und dem Newsportal nau.ch. Was der Staat verordnet habe, habe die Bevölkerung gut umgesetzt. Das sei ein Schlüssel zum Erfolg.
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Im Rückblick zieht Ackermann ein gemischtes Fazit. Zu Beginn der Krise im Frühjahr 2020 habe die Schweiz schnell mit wirksamen Massnahmen reagiert, die breit mitgetragen worden seien, sagte Ackermann der NZZ. Im Herbst seien die Fallzahlen dann rasch gestiegen. Die Reaktion darauf sei zu zögerlich gewesen.
Ackermann zeigt sich gegenüber nau.ch auch selbstkritisch: «Im April war ich brutal überrascht.» Damals lockerte der Bundesrat die Massnahmen, obwohl die Fallzahlen stiegen. Die Task Force sei davon ausgegangen, dass die Fallzahlen weiter steigen würden. Doch sie sei komplett falschgelegen. «Wir haben unterschätzt, dass es in einer Pandemie Momente gibt, in denen es sehr schwierig ist, die weiteren Entwicklungen abzuschätzen.» Manches habe man offenbar noch immer nicht verstanden.
Für jede Woche, mit der man die Zunahme der Ansteckungen früher hätte stoppen können, hätte sich die Spitzenbelastung im Gesundheitswesen etwa halbiert. Viel weniger Menschen wären krank geworden und gestorben. In diesem Jahr sei es gelungen, die Pandemie mit moderateren Massnahmen als im benachbarten Ausland einzudämmen.
Wie stark die vierte Welle der Pandemie ausfallen werde, hänge davon ab, wie viele Personen sich noch impfen liessen und wie sich die Leute verhielten. Klar sei aber, dass das Virus nicht verschwinden werde. Ungeimpfte würden früher oder später damit in Kontakt kommen, sagte Ackermann gegenüber der Tageszeitung «Blick».
Die Gefahr sei nicht gebannt. Drei Millionen Menschen hätten in der Schweiz keine Immunität. Das sei deutlich mehr, als sich bisher mit dem Virus infiziert hätten. Wenn sich die Personen ohne Immunität innerhalb weniger Monate ansteckten, werde das zu vielen Hospitalisierungen führen.
Ungeimpfte sollten beim Impfentscheid unterstützt werden. Mit einbezogen werden sollten Hausärztinnen und Hausärzte, die eine Vertrauensbeziehung zu ihren Patienten hätten. Auch Impfungen im Betrieb könnten helfen. Je einfacher der Zugang sei, desto mehr Leute erreiche man.
Die Krise sei nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, gestand Ackermann im Interview mit nau.ch ein. Er sei in der Nacht oft wach gelegen und habe Mühe gehabt, einzuschlafen. Im letzten Winter habe die Task Force nicht gewusst, wie die Fallzahlen zu senken wären und eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindern werden könne. «Diese Anspannung haben wohl auch mein Umfeld und Familie mitbekommen.»
Eine Prognose für den kommenden Herbst sei schwierig. Es gebe drei Faktoren, die eine Rolle spielten. Erstens wisse man nicht, wie viele Personen sich noch impfen liessen. Zweitens sei unklar, wie viel ansteckender die Delta-Variante sei und drittens wisse niemand, wie sich die Menschen in der nächsten Zeit verhalten würden.
Bisher habe es durch Mutationen des Virus eher kleine Änderungen in der Wirkung der Impfung gegeben, insbesondere im Schutz vor schweren Erkrankungen. Und die heutigen Impfstoffe liessen sich zum Glück relativ rasch anpassen. Eine Mutation, die die aktuellen Impfstoffe komplett unwirksam mache, erachte er derzeit als unwahrscheinlich. (sda)
Die Aufgabe war und ist alles andere als einfach bei einem zu Beginn unbekannten Virus und einem ebenso unbekannten und schwierig einschätzbaren Verhalten der Gesellschaft.
Hut ab vor Leuten, die derart viel persönliches Engagement für die Allgemeinheit zeigen.
Und ein Dankeschön!
Aus meiner Sicht ist es nach wie vor wichtig, dass sich die Wissenschaft zu Covid und den Massnahmen äussert. Auch wenn dann nicht alles umgesetzt wird, die Bevölkerung liest und denkt mit. Und die Eigenverantwortung funktioniert grösstenteils, auch wenn Dinge vom BR nicht vorgeschrieben werden.
Das fehlt mir sehr stark bei den Querdenkern, Schwurblern, Mass-Vollen und den Freunden der V. Da gibt es nur sehr sehr wenige, die Fehler jemals zugeben würden. Lieber den Wagen an die Wand fahren als Fehler zugeben. Aber das ist halt so bei Sekten: Selbstkritik Null.