Wer seine Zähne putzt oder auf die Toilette geht, gibt das Coronavirus ins Abwassersystem ab. Die Viruskonzentration im Abwasser zeigt dementsprechend, wie viele Menschen in einem Gebiet einer Kläranlage zur Zeit mit der Omikron-Untervariante BA.5 infiziert sind. Diese Messungen zeigen einen Trend oft verlässlicher auf als andere Zahlen, weil sie nicht von der Menge der Tests abhängen.
Forscherinnen und Forscher der ETH und des Wasserforschungsinstituts Eawag bestimmen die Virenlast im Abwasser mit einem Test der ähnlich funktioniert wie ein PCR-Test. Sie analysieren wie viel genetisches Material des Virus sich im Abwasser befindet - und nun zeigt sich eine kleine Trendwende.
In der Zürcher Kläranlage Werdhölzli sinken die Zahlen erstmals seit Wochen. Damit war nicht zu rechnen, denn mit der aktuellen Sommerwelle, welche die dominierende Variante BA.5 ausgelöst hat, ist die Kurve der Fallzahlen aus dem Abwassermonitoring in den Schweizer Kläranlagen zuletzt steil nach oben gegangen. Die neusten Messungen könnten nun aber darauf deuten, dass die Sommerwelle durch BA.4 und BA.5 ihrem Ende entgegen geht.
Dass die Kurve der laborbestätigten positiven Coronatests, dennoch weiter nach oben zeigt, ((ist nicht verwunderlich.)) ((Schliesslich gehen Experten von einer hohen Dunkelziffer aus.))) Die ehemalige Taskforce-Chefin Tanja Stadler rechnet mit einer acht Mal höheren Zahl Infizierter als das BAG ausweisen kann. Bei den Abwasserproben gibt es diese Dunkelziffer hingegen nicht. Hier wird einfach das genetische Material des Virus in den Proben festgehalten.
((Für eine offizielle Entwarnung wäre es aber noch zu früh)): In den anderen fünf Schweizer Kläranlagen, von denen die Eawag die Daten des Corona-Abwasser-Monitorings zeigt, ist nämlich noch kein Klick zu sehen. Die vom Eawag analysierten Abwasserproben stammen neben Werdhölzli Zürich, aus Altenrhein St.Gallen, Chur, Lugano, Genf und Laupen im Kanton Bern. (aargauerzeitung.ch)