Eine Zahl machte am Freitag Schlagzeilen: Zwei Drittel aller rückverfolgbaren Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus erfolgen anscheinend im Ausgang – das heisst in Bars, Clubs oder Restaurants. Das sagte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gegenüber dem SRF.
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Am Sonntag kam dann aber die Korrektur: In den Clubs haben sich laut Kenntnissstand des BAG 15 (1,9 Prozent) und in den Bars und Restaurants 13 (1,6 Prozent) Personen angesteckt. Der Grossteil (216) der bekannten Ansteckungen findet im familiären Umfeld statt – satte 27,2 Prozent.
Doch was sagen diese Zahlen überhaupt aus? Wir haben die Angaben des BAG ein bisschen genauer angeschaut.
Die vom BAG veröffentlichen Zahlen betreffen den Zeitraum zwischen dem 16. Juli und dem 1. August. Vor dem 16. Juli meldeten die Ärztinnen und Ärzte ihre Corona-Fälle mit einem anderen Formular. Das BAG schreibt dazu: «Das Meldeformular wurde revidiert, um die Exposition detaillierter zu beschreiben. Früher eingetroffene Meldungen sind nicht vergleichbar, darum die Beschränkung auf diesen Zeitraum.»
Einschränkung 1: Der Zeitraum ist insofern aussergewöhnlich, als das erstens die meisten Schulen und Weiterbildungseinrichtungen geschlossen waren und zweitens nicht wenige Menschen in den Sommerferien weilten.
Gemäss dem täglichen Situationsberichts des BAG kam es zwischen dem 16. Juli und dem 1. August zu 2087 bestätigten Neuinfektionen mit SARS-CoV-2. Angaben zum Ansteckungsort wurden dem BAG aber nur von insgesamt 793 Personen gemeldet.
Einschränkung 2: Nur bei 38 Prozent aller Neuinfektionen im Untersuchungszeitraum besitzt das BAG überhaupt Angaben zum Ansteckungsort. Dabei gilt auch ein leeres Formular-Feld oder «unbekannt» als eine Angabe.
Von den 793 Meldungen zwischen dem 16. Juli und dem 1. August sind dem BAG gerade einmal bei 473 Personen der Ansteckungsort bekannt – das sind knapp 60 Prozent.
Bei 316 Personen wird der Ort als «missing» angegeben, das heisst, das Feld im Formular wurde leergelassen. Bei 4 Personen wird der Ansteckungsort als «unbekannt» angegeben.
Einschränkung 3: Von den 38 Prozent der bestätigten Ansteckungen, von denen das BAG überhaupt Angaben hat, enthalten wiederum zwei Fünftel eigentlich keine Informationen.
Von 473 Personen weiss das BAG also, wo sie sich angesteckt haben. Bei 216 war es im familiären Umfeld, bei 69 im Arbeitsumfeld.
Speziell hierbei: Das BAG führt nicht näher aus, welche Ansteckungsorte unter dem Punkt «Andere» sind, die Kategorien im folgenden Balkendiagramm wurden direkt vom BAG übernommen.
Schlussendlich wird man aus den am Sonntag publizierten Zahlen nicht wirklich schlauer. Von den 2087 angesteckten Personen seit dem 16. Juli hat man bei 1294 keine klinischen Daten bezüglich Exposition. Von den restlichen 793 Personen fehlen bei weiteren 320 Personen entweder der Ansteckungsort oder er ist nicht bekannt.
Umgerechnet weiss das BAG also bei 22,6 Prozent der Neuansteckungen seit dem 16. Juli, wo sie sich angesteckt haben.
Das BAG weist zusätzlich in der Medienmitteilung vom Sonntag darauf hin, dass seine Zahlen von den kantonalen Zahlen abweichen könnten, «da diese sich teilweise auf Erkenntnisse aus dem kantonalen Contact Tracing stützen.»
Hier geht's zur BAG-Medienmitteilung vom Sonntag.
Nur lässt sich der Kontakt zu Familienmitglieder im gleichen Haushalt sehr schlecht vermeiden.
Aber ein schönes Beispiel welches uns aufzeigt, dass Zahlen in einer Tabelle zwar stimmen können, aber erst einmal richtig interpretiert werden müssen.